Das Messingwerk ist bislang nicht tarifgebunden. Die rund 180 Mitarbeiter verdienen laut Ferber 500 bis 600 Euro weniger als Facharbeiter in Unternehmen im Flächentarifvertrag. Konkret fordert die IG Metall im Messingwerk eine Entgelterhöhung um 5,9 Prozent, die Einführung eines Wahlmodells „Sonderzahlung oder Freizeit“ in Form einer Sonderzahlung in Höhe von 27,5 Prozent eines Monatsentgelts oder alternativ der Gewährung von acht Freistellungstagen pro Jahr und die Anerkennung der Flächentarifverträge.
Ein Tarifvertrag sei kein Verbrechen, sondern in vielen Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Auch das Messingwerk solle zu einem tarifgebundenen Unternehmen werden. „Wir kämpfen, bis wir einen Tarifvertrag haben“, das betonte Ferber immer wieder. „Es geht nicht nur um Geld, sondern um Anerkennung und Respekt, die die Geschäftsführung des Messingwerks endlich zeigen muss.“
Dabei geht es auch um Wochenendarbeit, die die Mitarbeiter seit rund zwei Jahren leisten, um so hohe Produktionsmengen zu erreichen wie lange nicht, und das ohne Kurzarbeit während der Pandemie. Wie könne davon für die Beschäftigten nichts übrig bleiben, fragte Ferber. Als der Betriebsrat erst einmal die Wochenendarbeit untersagen wollte, sei Druck vom Unternehmen ausgeübt worden. Trotzdem würden laut Ferber viele Beschäftigte am Wochenende nicht mehr arbeiten kommen.
Dem Messingwerk warf der IG-Metall-Vertreter eine „Salamitaktik“ in den bisherigen Verhandlungen vor, die bereits im Oktober 2021 aufgenommen wurden, bislang aber noch nicht zu einem Ergebnis geführt haben. Dirk Wichert, Mitglied der Verhandlungskommission und außerdem Betriebsratsvorsitzender beim Messingwerk, sprach ebenfalls von mangelndem Respekt. In den Verhandlungen sei der „Schiefstand“ des Unternehmens mit der letzten Lohnerhöhung vor mehreren Jahren begründet worden. „Das können wir uns nicht gefallen lassen“, so Wichert.
Auch die Betriebsratsvorsitzenden von Frauenthal-Powertrain in Plettenberg, von Schulte & Co. in Hemer und von Kostal in Lüdenscheid zeigten sich in kurzen Grußworten solidarisch mit den Messingwerk-Beschäftigten. IG-Metall-Vertreter Ferber kündigte an, dass der Warnstreik nicht die letzte Aktion gewesen sein soll, dass man zur Durchsetzung der Forderungen aber einen langen Atem brauche.
Das Messingwerk wollte sich nicht zu Einzelheiten des letzten eigenen Angebots in den Verhandlungen äußern oder sich zu den Forderungen der Gegenseite äußern. Geschäftsführer Dr. Jan Lindemann teilte Folgendes mit: „Die Geschäftsleitung der Messingwerk Plettenberg Herfeld GmbH & Co. KG befindet sich seit mehreren Wochen in einer Folge von Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite. Ziel der Geschäftsleitung dabei ist es, eine konstruktive gemeinsame Lösung zu finden, die auch in einem wirtschaftlich unsicheren Umfeld eine zufriedenstellende und stabile Übereinkunft für alle Beteiligten darstellt.“