Vulkanausbruch im Raum Plettenberg: Geologen auf der Suche nach alten Spuren

Anfang Mai trafen sich Geologen aus ganz Deutschland zu einer gemeinsamen Exkursion rund um die Vier-Täler-Stadt. Dabei schauten sie sich Gesteinsschichten an, die mehrere hundert Millionen Jahre alt sind. Auch Spuren eines Vulkanausbruchs finden sich vor Ort.
Plettenberg – Bei dem jährlich stattfindenden Treffen können sich die Vertreter mehrerer geologischer Kommissionen fachlich austauschen, erklärt Dr. Sascha Sandmann vom Geologischen Dienst NRW, der die Fahrt nach Plettenberg gemeinsam mit mehreren Kollegen organisiert hat. Neben dem Geologischen Dienst gehören auch das Senckenberg-Institut in Frankfurt und die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz zu den Organisatoren.
Schichten tragen vertraute Namen
Bei den Exkursionen schaue man sich immer die regionalen geologischen Besonderheiten an, so Sandmann. Im Plettenberger Raum seien es insbesondere die älteren Gesteinsschichten, die aus dem Erdzeitalter des Ordoviziums stammen. Dieses begann vor etwa 485,4 Millionen Jahren und endete vor rund 443,4 Millionen Jahren. Die auch in Plettenberg vorkommenden Gesteine zählen als Teil des Rheinischen Schiefergebirges zu den ältesten der Region.
Dabei schauten sich die Teilnehmer eine Anzahl von Bodenprofilen an, an denen die unterschiedlichen Gesteinsschichten erkennbar waren. Deren Namen klingen dabei oft vertraut, denn sie sind benannt nach Lokalitäten, wo sie in ihrer typischen Ausprägung vorkommen, erklärt Sandmann. So gab es etwa am Bahnhof Hüinghausen und oberhalb davon die Hüinghausen-Schichten und die Köbbinghausen-Formation, für die sich die Exkursionsteilnehmer interessierten.
Neben dem Bahnhof Hüinghausen standen auch Stationen im Kreis Olpe auf dem Programm, der Großteil der Orte, die allesamt zum Ebbe-Sattel gehören, lag allerdings auf Plettenberger Gebiet. So konnten an einem Profil in Erkelze die Selscheid-Schichten begutachtet werden. Bei der ehemaligen Ziegelei Loos an einem Aufschluss hinter dem Lidl-Supermarkt wurde die sogenannte Plettenberg-Formation unter die Lupe genommen. Diese Formation besteht aus dunkelgrauen Tonsteinen, die unter anderem Fossilien von sogenannten Graptolithen enthalten. Die polypenähnlicher Meerestiere beweisen, dass das Sauerland sich vor vielen Jahrmillionen unter dem Meeresspiegel befand.

Ablagerungen von Vulkangestein
Am Siesel waren an einem Straßenaufschluss gleich mehrere Gesteinsschichten sichtbar: Die Exkursion konnte sich dort an dem Aufschluss Teile der oberen Pasel-Schichten sowie der unteren Siesel-Schichten ansehen, bei denen es sich um unterschiedlich gefärbte Silt-, Ton- und Sandsteinschichten handelt. Diese stammen wiederum aus dem Erdzeitalter des Devon, das vor etwa 412,9 Millionen Jahren begann und vor 358,9 Millionen Jahren endete. Dabei werden die Pasel- und Siesel-Schichten jeweils den als Siegenium und Emsium bezeichneten erdgeschichtlichen Zeiträumen zugeordnet.
Dazwischen befindet sich die als „Keratophyr K3“ bezeichnete Schicht, die aus vulkanischen Gesteinsablagerungen besteht. „Keratophyr ist vulkanisches Ergussgestein und zeigt eine vulkanische Aktivität vor rund 400 Millionen Jahren“, erklärt Sandmann. Das vulkanische Material, also das Magma, habe sich dabei über eine große Fläche verteilt und erstarrte schließlich.
Der Vulkan ist verschwunden, die Ablagerungen sind geblieben. Durch die später erfolgte Gebirgsbildung seien die verschiedenen Schichten, darunter auch die aus vulkanischem Material, dann verworfen und schräggestellt worden. „Deswegen können wir sie heute bei einem Aufschluss sehen“, so Sandmann. Wie bei einem Kuchenanschnitt ließen sich dann die einzelnen Schichten ablesen: „Am Siesel hat die Lenne diesen Schnitt gemacht und sorgt dafür, dass wir in den Kuchen hineinschauen können.“