Beide gehören zu der Gruppe aus drei Schulleitern, zwei Vertretern der Stadt und einer Vertreterin des Betreuungsvereins, die das Angebot organisieren, das am kommenden Montag starten soll und erst einmal bis zu den Osterferien laufen wird. Man hoffe, dass die ukrainischen Kinder nach den Osterferien in den Schulbetrieb integriert werden könnten, so Jagusch.
„Uns war es wichtig, dieses Willkommensangebot zu schaffen, damit die Kinder erstmal ankommen können und nicht ganz unvermittelt an irgendeine Schule kommen und dann nicht wissen was passiert“, erklärt Christoph Wilk. Deswegen habe man gemeinsam überlegt, was man kurzfristig für die Kinder und Jugendlichen, die aus der Ukraine nach Plettenberg gekommen sind, anbieten könne. Die Vorgaben des Landes NRW, wie der Schulbesuch für die Flüchtlingskinder geregelt werden soll, fehlten noch. Doch eines war klar: „Die üblichen Instrumente für Kinder ohne Deutschkenntnisse zu benutzen, erschien uns nicht ganz passend bei der hohen Zahl“, erklärt Wilk.
Normalerweise sei es so, dass Kinder ohne Deutschkenntnisse – nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Zugewanderte – im Kommunalen Integrationszentrum (KI) des Märkischen Kreises getestet und eingeschätzt werden, in welche Klasse man sie einstufen kann. Danach würde in Absprache mit den Schulen und je nach Kapazitäten eine Klasse gefunden, in der das Kind dann direkt im Regelbetrieb aufgenommen werden kann. „Das sind in der Regel immer Einzelfälle“, so Wilk. Bei der großen Zahl funktioniere dieses System aus Sicht der Verantwortlichen bei der Stadt und den Plettenberger Schulen aber nicht. „Ich denke nicht, dass das KI das leisten kann. Und auch die Klassen haben nicht diese Aufnahmekapazitäten.“
„Bis wir eine offizielle Mitteilung des Landes haben, wollten wir deswegen zwei Willkommensgruppen bilden“, sagt Wilk. Mit einem schulischen Angebot möglicherweise bis nach den Osterferien zu warten, war keine Option: „Wir finden, das wäre eine zu lange Zeit, um die Kinder nichts tun zu lassen, die ja etwas machen wollen und Struktur brauchen.“ Trotzdem sei es nur eine Zwischenlösung, denn verantwortlich für die Beschulung sei letztlich das Land, betont Wilk.
Die Willkommensgruppen werden nach Alter getrennt sein. Die Gruppe für Kinder im Grundschulalter wird an der Martin-Luther-Schule angesiedelt sein, für die Kinder zwischen zehn und 16 Jahren am Albert-Schweitzer-Gymnasium. „Die Kinder nutzen die OGS-Räume an der Martin-Luther-Schule und am ASG“, erklärt Thorsten Jagusch. Dass die Schulen diese Räume zur Verfügung stellen, sei laut Wilk keine Selbstverständlichkeit. Überhaupt lobt er die verschiedenen Aktionen, die an den Schulen bereits durchgeführt oder angestoßen wurden. „An allen Plettenberger Schulen ist es super, was für eine Hilfsbereitschaft da ist – das ist eine sehr gute Willkommenskultur“, sagt Wilk.
Beide Willkommensgruppen sollen am Montag starten. Diese finden montags bis freitags statt, und zwar an der Martin-Luther-Schule während der ersten vier Schulstunden, also bis etwa 12 Uhr mittags, und am ASG von der ersten bis zur sechsten Schulstunde, also bis kurz vor 13 Uhr. Pädagogisch erfahrene Betreuungskräfte, darunter auch Lehrpersonal mit Sprachkenntnissen in Ukrainisch und auch Russisch, sollen sich um die Kinder und Jugendlichen kümmern.
Mit wie vielen Kindern das Angebot startet, wird sich erst zeigen. Geht man von der Zahl der bisher in Plettenberg angekommenen und registrierten ukrainischen Kinder aus, wären in der Willkommensgruppe an der Martin-Luther-Schule neun Kinder, in der am ASG 13 Kinder und Jugendliche. Doch da mit der Aufnahme weiterer Flüchtlinge in Plettenberg zu rechnen ist – über das Wochenende startet die Bus-Brücke eine neue Tour zur polnisch-ukrainischen Grenze – werden wahrscheinlich auch noch ein paar Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter hinzukommen.
Um alle infrage kommenden Kinder zu erreichen, kontaktierte Wilk Jugendamtsleiter Michael Schröder sowie Florian König, der die Bus-Brücke für ukrainische Flüchtlinge nach Plettenberg sowie die Vermittlung von vielen Gastunterkünften mitorganisiert hatte. Es wurden Einladungen an die Familien verschickt, auch in ukrainischer Übersetzung. „Wir wissen aber nicht, ob direkt am Montag alle kommen“, sagt Wilk. „Es ist aber ein freiwilliges Angebot und fällt nicht unter die Schulpflicht.“