„Solche herausfordernden Zeiten sind die, in denen die Sparkasse gebraucht wird, um für die Bürger individuelle Lösungen zu finden“, betonte Vorstandsmitglied Mike Kernig. Um die jeweiligen Probleme, die durch steigende Energiekosten und andere Krisenfolgen entstanden sind, zu bewältigen, brauche es Ansprechpartner vor Ort und die persönliche Beratung. Auch bei der kurzfristigen Entscheidung über Millionenkredite an heimische Unternehmen sei die Nähe besonders wichtig, erklären die Vorstandsmitglieder. „Das können Direktbanken nicht bieten“, sagt Kernig. Das wüssten die Kunden gerade jetzt zu schätzen. Diese Resonanz zeige, dass die Sparkasse mit ihrem Hybridmodell – sowohl Onlinebanking als auch Präsenz vor Ort – genau richtig liege. „Dieses Geschäftsmodell trägt sich - und das auch auf Dauer“, so Hagen. Von der Nähe zu den Kunden, die in Krisenzeiten mehr denn je gefragt sei, profitiere auch die Sparkasse selbst.
Bei allen Herausforderungen, die zu bewältigen waren, konnte die Sparkasse unter anderem im Immobilienbereich eine positive Entwicklung verzeichnen. Am Immobilienmarkt setzte sich der schon bestehende Boom im ersten Halbjahr 2022 zunächst fort, die Zahl der nachgefragten Kredite stieg weiter. Das Neugeschäft im Wohnungsbau stieg um 70 Millionen Euro. Erst der kräftige Zinsanstieg, ausgelöst durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, drückte im zweiten Halbjahr deutlich auf diese Entwicklung. Wegen der hohen Zinsen flachte das Baufinanzierungsgeschäft ab, denn umso höher wurden auch die Tilgungsbeträge, die gerade junge Familien, die ein Haus bauen wollen, nicht mehr hätten darstellen könnten.
„Dafür haben wir eine Renaissance bei der Vermittlung von Bausparverträgen, hier erleben wir ein Rekordjahr“, erklärt Kai Hagen. Viele Kunden haben angesichts schnell ansteigender Zinsen das Bausparen als Zinssicherungsinstrument für sich entdeckt. So stiegen die vermittelten Bausparverträge um 44,8 Prozent. „Das Bausparen ist 2022 wieder aufgeblüht und es geht in diesem Jahr weiter“, ist sich Hagen sicher.
„Wegen der stark gestiegenen Zinsen sehen viele Menschen ihren Traum von den eigenen vier Wänden gefährdet. Wer es planvoll und zielstrebig angeht und beispielsweise in jungen Jahren mit dem Bausparen startet, kann sich seinen Wunsch einerseits durch die Ansparung von Eigenmitteln, andererseits über die Sicherung niedriger Darlehenszinsen trotzdem erfüllen“, betonte Vorstandsmitglied Mike Kernig. Auch unter veränderten Rahmenbedingungen stehe die Sparkasse ihren Kunden dabei zur Seite. „In 2022 verzeichneten wir 46,4 Prozent Wachstum bei der Auszahlung von privaten Wohnungsbaudarlehen“, ergänzte Kernig.
Auch das Firmenkundengeschäft wurde weiter ausgebaut. Zwar sei die Investitionsnachfrage im zweiten Halbjahr zurückgegangen, doch die Kreditnachfrage blieb auf einem hohen Niveau. Insgesamt wuchs der Kreditbestand um 8,2 Prozent auf über 1,7 Milliarden Euro, wobei sich alleine die Auszahlungen um mehr als 340 Millionen Euro erhöhten. „Die Zahlen zeigen, dass unsere mittelständischen Kunden besser als erwartet durch die Krisen gekommen sind, der Liquiditätsbedarf jedoch durch die aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zugenommen hat“, erklärt Kai Hagen. Der Mittelstand habe sich auch deswegen so krisenfest gezeigt, so zumindest der Eindruck von Mike Kernig, weil er in guten Jahren Rücklagen bilden konnte.
Auch die Kundeneinlagen sind gestiegen, sie wuchsen um weitere 45 Millionen – oder 3,5 Prozent. Ein Großteil des Anstiegs wurde erneut durch Sichteinlagen herbeigeführt. „Auch wenn wir durch die Entscheidungen der EZB nun glücklicherweise wieder Zinsen auf mittel- und langfristig angelegte Gelder zahlen können, kommen unsere Kundinnen und Kunden nicht um alternative Anlageformen herum, wenn sie nachhaltig Vermögen aufbauen und der Inflation entgegenwirken wollen. Wertpapiere spielen beim Vermögensaufbau erfreulicherweise eine immer stärkere Rolle. Hier befinden sich unsere Kundinnen und Kunden auf einem sehr guten Weg. Eine gut strukturierte Geldanlage ist weiterhin von großer Wichtigkeit - besonders in diesen Zeiten. Erträge sind nur mithilfe einer sinnvollen und bedarfsgerechten Beimischung von Aktien, Fonds und anderen Wertpapieren möglich“, hob Hagen hervor.
Was 2023 angeht, so sieht Sparkassen-Vorstandschef Kai Hagen im Firmenkundenbereich bereits einen sehr guten Start, was die Kreditnachfrage angeht und rechnet mit einem guten Jahresabschluss. Als Risiko blieben jedoch Entscheidungen der Politik, die der Wirtschaft schaden, wie dem jüngsten Vorstoß, konventionelle Öl- und Gasheizungen ab 2025 zu verbieten. „Wir wollen auch mehr erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit, aber nicht mit Brachialgewalt“, so Hagen.
Der private Konsum, so seine Erwartung werde in den kommenden Monaten allerdings merklich zurückgehen, auch wenn es noch Corona-Nachholeffekte gebe. Doch sinkende Reallöhne, enorme Preissteigerungen bei Gütern des täglichen Bedarfs und auch die Energiekostenexplosion – trotz Preisdeckel – sorgten dafür, dass der normale Verbraucher seinen Konsum nicht wie bisher aufrechterhalten könne. „Ich glaube, wir haben wieder ein herausforderndes Jahr 2023“, so Hagen.
Die Bilanzsumme der Vereinigten Sparkasse im Märkischen Kreis stieg 2022 auf 1,964 Milliarden Euro und der Bilanzgewinn auf 4,003 Millionen. Insgesamt sollen 1,05 Millionen Euro an die sechs Trägerkommunen ausgeschüttet werden, hinzukommen Gewerbesteuerzahlungen in Höhe von 2,77 Millionen Euro. Insgesamt beläuft sich diese „Bürgerdividende“ auf 3,82 Millionen Euro. Und so wird sie verteilt:
- Altena: 766.829 Euro (davon 206.400 Euro Ausschüttung und 560.429 Euro Gewerbesteuer)
- Balve: 523.452 Euro (140.900 Euro Ausschüttung; 382.552 Gewerbesteuer)
- Nachrodt: 152.945 Euro (41.200 Euro Ausschüttung; 111.745 Euro Gewerbesteuer)
- Neuenrade: 381.894 Euro (107.700 Ausschüttung; 274.194 Euro Gewerbesteuer)
- Plettenberg: 1.247.436 Euro (351.900 Euro Ausschüttung; 895.536 Euro Gewerbesteuer)
- Werdohl: 755.781 Euro (201.900 Ausschüttung; 553.881 Euro Gewerbesteuer)