Auszubildende im Altenzentrum

„Sind da für die alten Menschen“: Aus Pflegehelferinnen werden Fachkräfte

Aus Pflegehelferinnen werden Fachkräfte: Valbona Hoxhaj (stehend) und Anika Erfurth aus dem Altenzentrum St. Josef machen aktuell ihre Ausbildung. Sich um die Dokumentation – heutzutage in digitaler Form – und Medikamente zu kümmern, kommen für sie als Aufgabenbereiche hinzu.
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Aus Pflegehelferinnen werden Fachkräfte: Valbona Hoxhaj (stehend) und Anika Erfurth aus dem Altenzentrum St. Josef machen aktuell ihre Ausbildung. Sich um die Dokumentation – heutzutage in digitaler Form – und Medikamente zu kümmern, kommen für sie als Aufgabenbereiche hinzu.

Die Fachkräfte in der Pflege sind bekanntlich knapp. Deswegen ist es für das Altenzentrum St. Josef ein Glücksfall, dass zwei Mitarbeiterinnen, die seit mehreren Jahren als Pflegehelferinnen dort arbeiten, sich zu Pflegefachfrauen ausbilden lassen. Sich um ältere Menschen zu kümmern, ist für beide nicht nur ein Job, sondern eine Herzenssache.

Plettenberg – Wie anstrengend die Arbeit in der Pflege ist, haben nicht nur die Corona-Jahre gezeigt. Auch der Fachkräftemangel stellt die Senioreneinrichtungen vor große Herausforderungen. Für das Altenzentrum St. Josef ist es deswegen ein Glücksfall, dass zwei Pflegehelferinnen die Ausbildung zur Fachkraft machen.

Valbona Hoxhaj arbeitet bereits seit 2013 im St. Josef. „Eine Freundin, die hier im Nachtdienst gearbeitet hat, hat mir immer erzählt, dass die Arbeit hier Spaß macht und ich mich bewerben soll“, berichtet sie. Für die 35-Jährige Plettenbergerin war es die richtige Entscheidung, in die Pflege zu gehen. „Es ist ja nicht nur pflegen und waschen, sondern man geht richtig auf die Leute ein“, sagt Hoxhaj. „Die Beziehung zu den Bewohnern ist das Besondere an diesem Job.“ Da gehe es auch darum, besonders auf diejenigen einzugehen, die keine Angehörigen mehr haben und keinen Besuch bekommen. „Da schauen wir schon darauf, dass wir uns für sie etwas mehr Zeit nehmen“, sagt Hoxhaj.

Gedanke ans eigene Älterwerden

Sie beschäftigt dabei auch der Gedanke ans eigene Älterwerden. „Man möchte, dass jemand so mit den eigenen Eltern umgeht und auch mit uns, wenn wir einmal so alt sind, wie wir jetzt mit den Bewohnern umgehen“, sagt sie. Sie findet es schade, dass Altenheime häufig so negativ dargestellt würden, dabei seien diese Einrichtungen doch so wichtig. Denn viele ältere Menschen könnten eben nicht mehr alleine leben oder von Angehörigen gepflegt werden. Und gerade das Altenzentrum St. Josef habe nicht nur, was die Pflege angehe, sondern auch bei der Verpflegung und den Zimmern, einen hohen Standard.

Viele Bewohner, das erleben die Pflegekräfte immer wieder, hätten das Bedürfnis, sich für die Fürsorge zu bedanken, die doch eigentlich selbstverständlich ist. Denn genau darum – nämlich, sich zu kümmern – gehe es in dem Beruf. „Wir sind da für die alten Menschen“, fasst es Valbona Hoxhaj ganz einfach zusammen und macht zugleich deutlich, dass die Pflege nicht irgendein x-beliebiger Job ist. „Wenn man nicht mit dem ganzen Herzen dabei ist, ist man fehl am Platz“, ist sie überzeugt.

Das unterstreicht auch Anika Erfurth, die zweite Auszubildende zur Pflegefachfrau im St. Josef: „Man muss diese Arbeit gerne machen.“ Das ist bei der 36-Jährigen der Fall, auch wenn der Schichtdienst mit zwölf Tagen Arbeit am Stück schon eine Herausforderung darstellt, wenn man sich als alleinerziehende Mutter auch noch um zwei 15 und 13 Jahre alte Kinder kümmern muss. „Jetzt, wo die Kinder älter sind, ist es etwas einfacher. Man muss richtig planen, aber es ist machbar“, sagt Erfurth. Sie war als Pflegehelferin bereits in einigen anderen Einrichtungen tätig, bevor sie 2019 ins Altenzentrum kam. „Der Umgang mit älteren Menschen macht mir Spaß. Ich habe mich deswegen entschieden, dann noch die Ausbildung zu machen“, berichtet sie.

Mehr Verantwortung übernehmen

„Irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich etwas mehr Verantwortung übernehmen wollte“, sagt Valbona Hoxhaj über ihre Entscheidung, die Ausbildung zu machen. Als Pflegehelferin ging es darum, die Fachkräfte zu unterstützen, vor allem durch die Pflege am Bett, damit sich die examinierten Kräfte mit anderen Aufgaben beschäftigen konnten. Etwa sich um die Medikamente für die Bewohner, die Dokumentation und Absprachen mit den Hausärzten zu kümmern. „Da hat man ein höheres Verantwortungsgefühl.“ Natürlich habe man als examinierte Fachkraft auch ein höheres Gehalt.

Etwas Unsicherheit war mit der Entscheidung für die Ausbildung schon verbunden. Die Frage war, ob es mit der Ausbildung neben der Familie mit zwei Kindern im Alter von 12 und 15 Jahren klappt, berichtet Valbona Hoxhaj; „Ich habe mir überlegt, wenn es nicht funktioniert, kann ich immer noch als Pflegehelferin weitermachen.“ Aber die Ängste waren dann doch unbegründet. „Die Ausbildung läuft super“, berichtet sie.

Die schulischen Anteile laufen über die Liebeskind Care Academy. Die beiden Plettenbergerinnen gehören hier zum ersten Kurs an Pflegefachkräften, die dort ausgebildet werden. Die praktischen Ausbildungsteile spielten sich aber nicht nur in der Altenpflege ab, sondern auch im Pflegedienst, im Krankenhaus, in der Psychiatrie und Pädiatrie, also Kinder- und Jugendmedizin.

„Durch die generalisierte Ausbildung zur Pflegefachfrau ist es schwieriger als vorher, als es nur die reine Altenpflege gab“, sagt Anika Erfurth. Aber dank dieser breiter gefächerten Ausbildung würden ihnen danach auch alle Türen offenstehen, falls sie auch in anderen Bereichen arbeiten wollen.

Fachkräfte bleiben im St. Josef

Wenn die beiden ehemaligen Pflegehelferinnen Ende September ihre Ausbildung beendet und die Prüfung erfolgreich abgeschlossen haben, haben sie allerdings erst einmal nicht vor, das Altenzentrum zu verlassen. Sie möchten im Altenzentrum St. Josef bleiben, denn sie fühlen sich in den Wohnbereichen, auf denen sie arbeiten, sehr wohl, sagen die beiden übereinstimmend.

Eine gute Nachricht für Pflegedienstleiterin Corinna Flüs angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels. „Den Mangel in der Pflege wird man künftig noch stärker spüren“, sagt sie. In anderen Regionen, etwa im Ruhrgebiet, sei das bereits jetzt der Fall. Durch den Mangel an Fachkräften würden diese immer weniger Pflege am Bett machen können, die nun vor allem durch Hilfspfleger geleistet werde, um sich auf die anderen Aufgaben zu konzentrieren. Für diese werden nun zwei ihrer Mitarbeiter ausgebildet und dem St. Josef für die Zukunft erhalten bleiben. „Für uns ist das jetzt sehr gut“, so Corinna Flüs.

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