Ramadan beginnt: „Alle Plettenberger sind eingeladen

Für Muslime beginnt der Fastenmonat Ramadan. Tagsüber wird gefastet, erst nach Sonnenuntergang wird gegessen. Der türkische Kulturverein in Plettenberg lädt auch in diesem Jahr wieder zum gemeinsamen Fastenbrechen in die Moschee ein, wozu ausdrücklich alle Plettenberger willkommen sind, wie der Vorsitzende Bülent Cakmak erklärt.
Plettenberg – Für Muslime in aller Welt beginnt der Fastenmonat Ramadan. Bis einschließlich Donnerstag, 20. April, wird tagsüber gefastet, gegessen wird erst nach Sonnenuntergang.
„Bei uns haben wir jeden Freitag und Samstag ein gemeinsames Fastenbrechen“, erklärt Bülent Cakmak, Vorsitzender des türkischen Kulturvereins Ditib. Eine Köchin aus Altena wird an diesen Abenden für die Besucher der Moschee an der Bahnhofstraße kochen. Die Köchin sowie die Zutaten werden über die Spenden der Vereins finanziert.
„Früher haben wir das Fastenbrechen jeden Tag gemacht, aber nach der Pandemie gehen die Leute nicht mehr soviel raus“, erklärt Cakmak, der allerdings hofft, dass im nächsten Jahr wieder täglich ein gemeinsames Fastenbrechen stattfinden.
Erst einmal wolle man schauen, wie es in diesem Jahr angenommen wird. Über das Osterwochenende, wenn die meisten Leute zuhause sind, soll sogar an fünf Tagen abends gemeinsam gegessen werden, von Gründonnerstag bis Ostermontag.
„Es sind auch alle Plettenberger dazu eingeladen, egal ob sie fasten und egal welcher Religion sie angehören. Wer Interesse daran hat oder eine warme Mahlzeit nötig hat, ist willkommen – wir haben reichlich Essen für alle“, verspricht Cakmak.
Der Beginn des Fastenbrechens verschiebt sich dabei im Laufe des Fastenmonats von 18.52 Uhr zu Beginn bis auf 20.38 Uhr am letzten Tag, Denn jeden Tag ist der Sonnenuntergang etwa zwei Minuten später; außerdem kommt noch die Umstellung auf Sommerzeit hinzu, erklärt Cakmak.
Das Fest des Fastenbrechens nach dem letzten Tag des Fastenmonats wird drei Tage lang gefeiert, wobei der erste Tag der wichtigste ist, betont Cakmak. In diesem Jahr fällt er auf Freitag, 21. April. Der Feiertag beginnt um 7 Uhr morgens mit dem Gebet in der Moschee. Während dies in muslimischen Ländern ein gesetzlicher Feiertag ist, müssen sich Muslime hierzulande freinehmen, wenn dieser Tag nicht auf ein Wochenende fällt, so Cakmak.
„Wir erwarten um die 300 Leute am Freitagmorgen.“ Nach dem Gebet gehen die Menschen nach Hause und besuchen sich untereinander. „Wir gehen zu Bekannten und Verwandten, auch gerade den Älteren, die nicht so gut rauskönnen.“
Dass im Ramadan niemand alleine i(s)st, beobachtet auch Esra Ünver. „Es wird mehr gekauft, denn im Fastenmonat isst niemand für sich allein“, weiß die Werdohler Lebensmitteleinzelhändlerin. Daher habe sie für ihr Geschäft auch gut vorgesorgt: Jede Menge Datteln, knackiges Gemüse, frisches Hähnchen, Rindfleisch und Zutaten für eine gute Suppe hat sie für die aktuelle Kalenderwoche bestellt, denn der Andrang in den Tagen vorm Ramadan ist traditionell stärker in ihrem Markt.
„Zum Iftar hat man ganz oft Gäste“, erklärt die Geschäftsfrau und Muslima. „Insbesondere am Wochenende kommen Familien und Freundeskreise zusammen, um das Fasten nach Sonnenuntergang zu brechen. Auch das ist ein Grund, warum wir uns auf den Ramadan freuen.“

Fragen zum Ramadan bekommt und beantwortet sie gern. Eine häufig gestellte sei, ob es nicht schwer falle, zwischen Sonnenauf- und untergang nicht einmal Wasser zu trinken. „Es geht“, erklärt sie. „Wir bitten im Gebet um die Kraft und das Durchhaltevermögen. Und denken auch an Menschen in Not, die nicht freiwillig verzichten, sondern gar keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Nahrung haben. Auch das ist ein wichtiger Aspekt im Fastenmonat.“
Das Fastenbrechen sollte mit Augenmaß angegangen werden. „Eine Dattel, ein Schluck Wasser oder eine Tasse leichte Suppe sind ein guter Einstieg nach Stunden ohne feste und flüssige Nahrung. Übertreiben sollte man nicht“.
Weil die Auswahl an leckeren Speisen am Abend im Ramadan größer ist, sei auch die Versuchung groß, von allem ein Häppchen mehr zu essen. „Das rächt sich oft durch schnell einsetzende Müdigkeit“. Ein Spaziergang zur nächstgelegenen Moschee wirke dann Wunder. „Zumal das Gebet im Islam ja auch mit Bewegung verbunden ist. Keine sportliche Gymnastik, aber auch kein stilles Sitzen. Das Abendgebet ist ganz wohltuend“, berichtet die Werdohlerin. Sie selbst bleibt abends daheim bei ihren Kindern.
Kinder sind genau wie Schwangere, Kranke oder Menschen in besonderen Ausnahmesituationen grundsätzlich vom Fasten ausgenommen. „Es gibt auch kein festes Alter, in dem man einsetzen sollte. Grob gilt die pubertäre Reife“. Auch im Hinblick auf das allgemeine Religionsverständnis.
Fastenbrechen: Angebote des Elif-Vereins
Muslimische Familien sind in diesem Jahr Gastgeber für private Fastenbrechen-Begegnungen im Ramadan. Im Fastenmonat können Interessierte auf besondere Weise tiefe Einblicke in den Alltag von Muslimen im Märkischen Kreis bekommen, denn der Plettenberger Verein Elif (Eltern-, Leser- und interkulturelle Förderung) ist Vermittler von Iftar-Treffen.
„Tandem-Familien“ heißt der Kreis muslimischer Haushalte, die Nicht-Muslimen gern einen Platz an ihrem Abendbrottisch freihalten. Wer mal bei einer muslimischen Familie dabei sein möchte, muss nur auf der Seite www.elif-ev.de den Reiter Ramadan 2023 anklicken. Zwei bis vier Wunschtermine können ausgesucht werden für einen privaten Iftar-Abend.
Eine Alternative zum privaten Iftar ist der Besuch des gemeinsamen großen Fastenbrechens am 31. März in der Plettenberger Oesterhalle. Ab 19 Uhr lädt die Elif-Familie ein, Bürgermeister Ulrich Schulte wird alle Gäste begrüßen. Es folgt ein interreligiöses Abendprogramm mit anschließendem Iftaressen und kleiner Überraschung. Zur besseren Planung wird um eine Anmeldung über info@elif-ev.de gebeten.