„Kiste nicht wieder aufmachen“: Grüne wehren Kritik an AKW-Ende ab

Nachdem am vorigen Wochenende das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz genommen wurde, ist das Ziel, für das Anti-Atom-Bewegung und die Grünen jahrzehntelang gekämpft haben, erreicht. Auch in Plettenberg freuen sich die Grünen darüber, zeigen sich aber enttäuscht von der aktuellen Debatte um die Abschaltung der letzten Reaktoren.
Plettenberg – „Ich finde es absolut richtig“, freut sich Katharina Rittinghaus, Co-Sprecherin der Plettenberger Grünen, über den nun endgültig vollzogenen Atomausstieg. Dieser sei vor langer Zeit beschlossen worden, und zwar von CDU, FDP und teilweise auch der SPD in den Vorgängerregierungen.
Trotzdem wird der seit langem geplante Ausstieg kritisiert. Diese Debatte sei ziemlich anstrengend, denn an den Argumenten, die gegen die Atomkraft sprechen, habe sich nichts geändert, nämlich „dass Atomkraft gefährlich und eine Belastung für die kommenden Generationen ist, dass es weiter kein Endlager gibt, dass der Betrieb von AKWs teuer ist und viele Steuergelder da hineinfließen“, erklärt Rittinghaus. „Es war richtig, es zu beenden, und wir sollten diese Kiste nicht wieder aufmachen.“
Die Versorgungssicherheit, gerade auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und steigender Energiepreise, wird häufig als Argument für einen Weiterbetrieb der AKWs genannt. „Ich finde, das sind Scheinargumente“, hält Rittinghaus dem entgegen und verweist nochmals auf den seit langem vorbereiteten Ausstieg, auf den sich andere Energielieferanten auch eingestellt hätten.
Man sei gut durch den letzten Winter gekommen, Versorgungsprobleme habe es nicht gegeben und nur wenige Prozent des verbrauchten Stroms stammte dabei aus der Atomkraft, erklärt Rittinghaus. An Frankreich sei im letzten Winter sogar mehr Strom geliefert worden, als von dort eingeführt wurde. Frankreich sei ohnehin ein Beispiel für die Probleme mit der Atomkraft. Neben vielen technischen Problemen der dortigen AKWs führt Wasserknappheit dazu, dass auch Wasser zur Kühlung der Reaktoren fehlt, was sich mit dem Klimawandel nicht bessern werde, meint die Plettenberger Grüne.
Aus Rittinghaus’ Sicht sei in der Vergangenheit zu wenig in Sachen Energiewende unternommen worden. „Das eigentliche Problem ist, dass die Vorgängerregierungen nicht viel getan haben außer die Abhängigkeit von Russland zu erhöhen“, sagt Rittinghaus. „Wir könnten schon viel mehr Energie aus sauberen Quellen haben.“ Nun müsse es beim Umstieg auf andere Energiequellen ganz schnell gehen. „Das überrumpelt auch viele Menschen.“
Umso enttäuschter zeigt sie sich darüber, wie aufgeladen die Diskussion ist. „Ich finde es total schade, das ist das Ergebnis einer populistischen Politik“, so Rittinghaus. „Man sollte einfach ehrlich sein, was Atomkraft kostet und was ein Weiterbetrieb von AKWs kosten würde.“ Die aktuelle Scheindebatte werde aber nicht ehrlich geführt. Der Gastwirt in Bigge, der wegen des Endes der Atomkraft den Bundesgrünen Hausverbot erteilt hat, ist in dieser Hinsicht nur ein Beispiel dafür, wie sich infolge der populistisch geführten Debatte die Positionen verhärtet hätten. „Das baut Fronten auf statt in die Zukunft zu blicken“, meint Rittinghaus dazu.