Mit etwas Puffer nach hinten hätten diejenigen, die sich bisher nicht haben impfen lassen, Gelegenheit, sich darüber noch einmal Gedanken zu machen, betont Aderhold. Was die Mitarbeiter des Matthias-Claudius-Hauses angehe, seien es nur wenige, die nicht geimpft seien. „Mir wäre es lieber, wenn 100 Prozent geimpft wären.“
Aderhold geht davon aus, dass die Bereitschaft zum Impfen zugenommen habe, Ängste vor dem Impfen sich mit der Zeit abgebaut hätten. Wer sich bisher noch nicht intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, tue das nun. Die vierte Welle, die nach dem relativ entspannten Sommer noch einmal „mit so einer Gewalt“ hereingebrochen sei, spiele möglicherweise auch eine Rolle dabei, noch Zweifelnde von der Wichtigkeit der Impfung zu überzeugen. „Ich hoffe, dass alle die Notwendigkeit sehen, sich impfen zu lassen“, sagt Aderhold. „Die Tendenz dahin zeichnet sich ab, dass sich die Leute doch für die Impfung entscheiden.“ Je eher das geschehe, desto besser, aber am besten eben aus freien Stücken.
Die Impfung schütze zwar nicht in jedem Fall vor einer Erkrankung, aber vor schweren Verläufen. Gerade für den Pflegebereich halte sie es für wichtig, dass möglichst viele geimpft sind, um alle um sich herum zu schützen.
„Wir haben eine sehr hohe Impfquote, deswegen ist das Thema Impfpflicht bei uns im Heim kein großes Thema“, berichtet Corinna Flüs, Pflegedienstleiterin im Altenzentrum St. Josef. Vereinzelte Mitarbeiter, die sich bisher nicht hätten impfen lassen, würden aber von sich aus sagen, dass sie sich noch vor einer Impfpflicht impfen lassen wollten.
Dass im Pflegebereich eine Impfpflicht kommen soll, überrascht Flüs indes nicht, das sei aus ihrer Sicht eine Frage der Zeit gewesen. Sie sei selbst zwar zwiegespalten dabei, ob eine Pflicht der richtige Weg sei, andererseits trage es zum Gemeinwohl bei, wenn alle geimpft seien. Gerade im Gesundheitswesen könne es immer zu Kontakten und damit Ansteckungen kommen, daher tue das Pflegeheim bereits in allen Bereichen das Möglichste, um die dort betreuten Menschen zu schützen.
Kerstin Liebeskind, Geschäftsführerin und Pflegedienstleiterin der Liebeskind Care Plus GmbH, steht dem Thema Impfpflicht zwiegespalten gegenüber. „Einerseits hätte man eine Pflicht vielleicht schon längst einführen sollen, wie andere Länder.“ Andererseits hat sie Verständnis für Menschen, die gegenüber einer Corona-Impfung Bedenken haben, wegen der vielen widersprüchlichen Meldungen in diesem Gebiet.
Sie selbst habe sich für die Impfungen gegen Corona entschieden und wolle sich auch boostern lassen. Für das Handeln des Gesetzgebers, eine Impfpflicht einzuführen, hat Liebeskind Verständnis, sieht es aber kritisch, dass diese erst im März greifen soll. „Ich denke, wenn man es einführt, sollte es sofort sein – wir haben jetzt den Winter.“ Und der ist wie im Vorjahr geprägt von einem starken Anstieg der Infektionszahlen. Es sei vor einem Jahr prognostiziert worden, dass im Sommer die Infektionszahlen sinken und im Winter wieder ansteigen. „Genau diese Situation haben wir jetzt“, sagt Liebeskind. Sie vermutet, dass es schwierig werden könnte, die Impfpflicht im Frühjahr, wenn die Zahlen wieder sinken, durchzusetzen.
„Im Grunde sollte man sicherlich alles tun, um die gefährdeten Gruppen zu schützen“, sagt Elmar Schmidt, Gesamtleitung im Pflegeteam Herzwerk. „Da gehört das Impfen dazu, aber auch das Einhalten aller Hygienemaßnahmen.“ Konkret zum Thema Impfpflicht im Pflegebereich möchte Schmidt sich nicht äußern, verweist aber darauf, „dass wir eine sehr hohe Impfquote haben“. Von den 55 Mitarbeitenden des Pflegedienstes seien 96 Prozent geimpft, einige hätten auch schon eine Booster-Impfung erhalten.
Hinsichtlich der Testungen der Beschäftigten richte sich der Pflegedienst nach der jeweils gültigen Testverordnung. „Darüber hinaus fordern wir zu täglichen Testungen auf, sofern Patienten versorgt werden, die positiv auf Corona getestet sind. Auf Wunsch der MitarbeiterInnen erfolgen diese täglich“, so Schmidt. Zudem erfolge die Versorgung unter Beachtung angepasster Schutzmaßnahmen und am Ende der jeweiligen Tour der Patientenversorgung.