„Der Flickenteppich an unterschiedlichen Entscheidungen in den einzelnen Bundesländern ist in meinen Augen ein Stückwerk, in denen die Lockerungen wie ein Placebo sind, um dem Patienten Bevölkerung einen Fortschritt gegen die Pandemie vorzu-gaukeln“, sagt Bastert. Es sei eine Beruhigungspille, um Fehler in der Corona-Bekämpfung zu überdecken. „In Baden-Württemberg zum Beispiel ist 2G schon gekippt. Die Kunden sind dort zum Tragen von FFP2-Masken verpflichtet, während das Personal OP-Masken tragen kann“, erklärt Bastert.
Wie die Entscheidung in NRW am 16. Februar tatsächlich ausfallen wird, müsse man abwarten. „Die 2G-Regelung haben wir jedenfalls konsequent mitgetragen, und freuen uns darauf, wenn sie auch bei uns in NRW fällt“, sagt Jochen Bastert. Durch die bisherige Regelung habe der Filiale am Maiplatz für 60 Stunden in der Woche eine volle Arbeitskraft gefehlt, die mit der Durchführung der 2G-Kontrolle am Eingang beschäftigt gewesen sei. „Die zurzeit gültigen Stichproben, zu denen wir jetzt verpflichtet sind – und die wir auch machen – sind aber nur Wischiwaschi und bringen nichts“, meint Bastert.
Ebru Köseoglu, stellvertretende Leiterin im Modepark Röther ergänzte: „Wir mussten teilweise unsere Kunden informieren, dass es nicht, wie anfangs verbreitet, ausreiche, sich den Impfstoff von Johnson & Johnson nur einmal verabreichen zu lassen. Ohne eine entsprechende Zweit/Drittimpfung durften wir sie leider nicht einlassen. Diese Diskussionen wären bei korrekter Vor-Information unnötig gewesen und fallen nun wohl weg“.
Alexandra Hahn von Wäschemoden Hahn begrüßt zwar die Lockerungen, sieht darin aber keine wesentlichen Verbesserungen. „Auch vorher waren unsere Kunden stets verständnisvoll, dass wir die 2G-Kontrolle beim Betreten unseres Geschäftes machen mussten“, erklärt Hahn. Die Corona-Schutzbestimmungen hätten dem Geschäft einen nicht unerheblichen Einnahmeneinbruch beschert. Die anhaltenden Baumaßnahmen im Zuge der Innenstadt-Sanierung direkt vor dem Laden am Kirchplatz hätten diesen Effekt noch einmal verstärkt. „Daher sind wir froh über jede sinnvolle Lockerung der Corona-Schutzbestimmungen, doch verunsichert uns, dass bei steigenden Corona-Zahlen schon jetzt Lockerungen vereinbart werden“, sagt Alexandra Hahn.
Auch Annette Boeley, Mitarbeiterin der Kultour GmbH im „W 9“ an der Wilhelmstraße, berichtet von Kunden, die die bisherigen 2G-Kontrollen kritiklos akzeptiert hätten. „Gerade weil ich mich mit Corona infiziert hatte, finde ich die 2G-Regel in Ordnung“, sagt Boeley. „Weil es so reibungslos lief und unser aller Sicherheit diente, hätte 2G bleiben können.“
Ein „Daumen hoch“ für jede Lockerung gibt es dagegen von Dirk Zöller-Holzmann von Expert Weyand in Eiringhausen: „Wir hatten im Jahr 2020 einen Umsatzrückgang von 50 Prozent und es sind zurzeit 20 bis 30 Prozent, die uns fehlen. Daher ist jede Maßnahme zur Erleichterung unserer Situation überlebenswichtig“.
Mit der Umsetzung der 2G-Regel hätte das Elektronik-Fachgeschäft generell kein Problem gehabt. „Wir haben unseren Eingangsbereich für einen begegnungsfreien Publikumsverkehr umgestaltet. Die notwendigen Kontrollen liefen ohne besonderen Personalaufwand ab, wobei wir unseren Kunden ein dickes Lob aussprechen müssen: Sie betraten dankenswerterweise schon meistens mit gezücktem Impfnachweis in der Hand unser Geschäft“, berichtet Zöller-Holzmann.
Dirk Schütz von Presse-Lotto-Tabak Schütz ist Inhaber eines Geschäft des „täglichen Bedarfs“. Alle Vorschriften und darüberhinausgehend zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Kunden und natürlich auch zu seiner eigenen Sicherheit und der seiner Mitarbeiter seien natürlich umgesetzt worden. „2G und Maskenpflicht sind selbstverständlich. Wir haben eine Personenbeschränkungszahl eingeführt und tragen auch hinter der großen Spuckschutzwand zusätzlich noch unsere Masken“, erklärt Schütz. „Kunden und wir sind äußerst vorsichtig und daher habe ich Bedenken wegen einer zu frühen Lockerung.“