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Frauen und Flucht: Die Erinnerung ist bunt

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Von: Birgit Hüttebräucker

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Blumen für die Organisatoren: das Dankeschön für eine beeindruckende Ausstellung.
Blumen für die Organisatoren: das Dankeschön für eine beeindruckende Ausstellung. © HÜTTEBRÄUCKER

„Frauen, Flucht, Fantasie“ – wer traurige Bilder erwartete, wurde von viel Buntem überrascht: Die Frauengruppe des Vereins Eltern-Leser und interkulturelle Förderung (Elif) hatte zur Kunstausstellung in den Ratssaal geladen. Gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten Mareike Masuch und der Demographie- und Integrationsbeauftragten Katja Gerecht konnte man sich über viele interessierte Besucher freuen.

Plettenberg – Nach den einleitenden Worten von Hacer Özcan von der Frauengruppe, die auch durch das Programm führte, begrüßte Plettenbergs Bürgermeister Ullrich Schulte die Gäste im Ratssaal. „Beim Thema Flucht denken viele meist an Zahlen, an Kosten und an die Frage nach der Unterbringung der Flüchtlinge“, sagte das Stadtoberhaupt. Dabei gehe es hier um Menschen, die eine Geschichte zu erzählen hätten – und nur wenige Menschen hätten die Gelegenheit, sich mit den Geflüchteten über das Thema Flucht intensiv zu unterhalten. So sei gerade das Malen für die geflüchteten Menschen eine gute Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten und es auf diese Weise dem Betrachter mitzuteilen.

„Wer allerdings diese Ausstellung besucht und dunkle, traurige Bilder erwartet, der wird überrascht sein, wie viel Buntes zu sehen ist“, ergänzte Bürgermeister Schulte. Es ginge nämlich nicht nur darum, das darzustellen, was auf der Flucht erlebt wurde; vielmehr ginge es für viele Flüchtlinge vor allem auch um das Vergangene und Verlassene, die alte Heimat, die in der Erinnerung so herrlich bunt erscheint.

Grenzenlose Kreativität und bunte Erinnerung: Die Werke, von denen einige noch im Foyer des Rathauses zu sehen sein werden, überraschten viele Besucher.
Grenzenlose Kreativität und bunte Erinnerung: Die Werke, von denen einige noch im Foyer des Rathauses zu sehen sein werden, überraschten viele Besucher. © Agentur

Flucht im Boot nach Europa

Anschließend berichteten verschiedene Frauen des Vereins eindrucksvoll von ihren Erlebnissen auf der Flucht aus der Türkei. Diese habe sie zunächst über die Grenze nach Griechenland und dann weiter nach Deutschland geführt.

Da war die Lehrerin, die aus politischen Gründen das Land verlassen musste und die Reise mit einem Boot angetreten war. Da war die Mutter mit drei Kindern, die, als sie sicher in Griechenland angekommen war, in den dortigen Fluss sprang und vor Freude weinte. Und da war die junge Frau, die erzählte, wie sie als 13-Jährige miterleben musste, als ihr Vater verhaftet wurde, sie die Schule wechseln musste und bald darauf mit ihrer Familie aus der Heimat flüchtete. Den Vater, der im Gefängnis war, sah sie erst nach sechs langen Jahren wieder, als ihm ebenfalls die Flucht nach Deutschland gelang.

Nach den verschiedenen Berichten hatten die Gäste der Veranstaltung Gelegenheit, sich mit dem Thema Flucht auseinanderzusetzen – im Gespräch mit den Beteiligten oder aber durch bloßes Betrachten der Bilder. Ob gemalt, gezeichnet, ob Woll- und Filografie-Bilder, bei denen die Struktur dreidimensional wirkt – der Kreativität der Künstlerinnen waren keine Grenzen gesetzt.

Viele der ausgestellten Bilder werden noch einige Zeit im Foyer des Rathauses ausgestellt bleiben. Einige der Kunstwerke konnten an diesem Abend auch käuflich erworben werden. Der Erlös aus dem Verkauf war bestimmt für die Organisation „Time to Help“, die die Betroffenen der Erdbebenkatastrophe in der türkisch-syrischen Grenzregion unterstützt.

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