Achenbach hat schon positive Nachrichten zu dem Impfstoff gehört. In den USA sei in einer Gruppe von vier Millionen Kindern bislang keine einzige Herzmuskelentzündung aufgetreten. „Das Nebenwirkungsrisiko ist anders – zugunsten der Kinder“, sagt Achenbach. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen tritt eine Herzmuskelentzündung etwa einmal pro 15 000 bis 20 000 Impfungen auf. Junge Männer sind davon stärker betroffen als Frauen.
Das Nebenwirkungsrisiko ist anders – zugunsten der Kinder.
Achenbach rechnet damit, dass die Nachfrage nach Corona-Schutzimpfungen bei Kindern in der nächsten Zeit steigen wird. Als die Altersgrenze für Biontech zum ersten Mal von 16 auf zwölf Jahre herabgesetzt wurde, gab es in seiner Praxis für kurze Zeit eine sehr hohe Nachfrage.
Die Eltern, mit denen Michael Achenbach in seinem Berufsalltag Kontakt hat, seien überwiegend für die Impfung, berichtet er. Er habe aber auch für alle Eltern Verständnis, die bei ihren Kindern mit dem Thema eher zurückhaltend sind. „Die Herdenimmunität erreichen wir nicht über die Kinder.“ Während in der Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen bundesweit rund fünf Millionen Kinder ungeimpft sind, seien es 14,1 Millionen Erwachsene, die noch keinen vollständigen Impfschutz haben. Hinzu komme: „Das Erkrankungsrisiko für Corona ist auch bei Kindern da. In der Regel sind es aber sehr, sehr harmlose Verläufe.“
Die Impfung sei ein geeignetes Werkzeug, um die Inzidenz in der Altersgruppe zu senken, „aber der Druck ist nicht so groß wie im vergangenen Jahr beispielsweise in den Pflegeheimen“. Die 7-Tage-Inzidenz lag in der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen zuletzt (Stand 2. Dezember) bei 952,6 und bei den Zehn- 14-Jährigen bei 1066,7. Es sind mit großem Abstand die beiden am stärksten betroffenen Altersgruppen. Danach folgen erst wieder die 40- bis 44-Jährigen mit einem Inzidenzwert von 650,6.
Michael Achenbach führt die hohen Inzidenzen darauf zurück, dass sich Kinder und Jugendliche in der Schule sehr regelmäßig testen müssen. „So gut wie jede Infektion wird dadurch entdeckt“, sagt er. Weil sich die meisten Erwachsenen nicht so engmaschig testen lassen müssen, blieben dort vermutlich einige Fälle unbemerkt. „Die Inzidenz ist wahrscheinlich höher als ausgewiesen.“
Unterm Strich will Michael Achenbach in seiner Praxis jeden Impfwilligen mit einer Dosis des neuen Impfstoffs versorgen. Man kann sich dafür in eine Liste eintragen lassen. Der Mediziner hofft, dass der Impfstoff schnell in ausreichender Menge kommt und er keine Priorisierung vornehmen muss. Er empfiehlt die Immunisierung insbesondere für Kinder, die eine chronische Vorerkrankung haben, durch die das Risiko für einen schweren Covid-Verlauf erhöht ist.
Noch ist nicht klar, wie viel Impfstoff die Kinderärzte in der kommenden Woche erhalten werden. 2,4 Millionen Impfdosen sollen bundesweit zunächst zur Verfügung stehen und müssen auf die Praxen verteilt werden. Michael Achenbach möchte möglichst alle Kinder versorgen, die geimpft werden sollen. Sollte der Impfstoff aber nur in kleinen Mengen zur Verfügung stehen, hat der Arzt sich eine Impfreihenfolge überlegt. Dann sollen unbedingt zuerst alle Kinder den neuen Impfstoff erhalten, die chronische Erkrankungen und deshalb ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben. Zu diesen Erkrankungen zählt Achenbach unter anderem Trisomie 21, schweres Übergewicht, Asthma, Diabetes und angeborene Herzfehler. Erste Priorität haben also Kinder, die die Impfung zum Eigenschutz benötigen. An zweiter Stelle siedelt Achenbach diejenigen an, die Kontaktpersonen in der Familie oder in ihrem persönlichen Umfeld haben, die mit geschützt werden sollen. Dazu zählen zum Beispiel Großeltern. „Erst an dritter Stelle würde ich bei Kindern den bevölkerungspolitischen Aspekt ansiedeln. Da sind die Erwachsenen viel stärker gefordert.“