Die zusätzliche Nachfrage könne man bewältigen, denn man habe das Personal im Testzentrum nicht abgebaut, so Pieper. Momentan arbeiten dort 30 Mitarbeiter in mehreren Schichten. „Es wäre schwierig gewesen, das Personal wieder neu aufzubauen.“ Außerdem habe man damit gerechnet, dass die Firmen – unabhängig von neuen politischen Beschlüssen – von sich aus Vorkehrungen wie verpflichtende Tests getroffen hätten.
Da im Testzentrum – auch in der Zeit noch kostenpflichtiger Tests – kein Abflachen der Nachfrage im Tagesverlauf zu beobachten war, sei es auch keine Option gewesen, die Öffnungszeiten zu reduzieren. Dies hätte Einbußen zur Folge gehabt, so Pieper. Stattdessen bereite man sich darauf vor, auch an Weihnachten eine Notbesetzung im Testzentrum vorzuhalten.
„Es ist mehr geworden“, bestätigt Melanie Kamerling, Geschäftsführerin des DRK Plettenberg, das das Testzentrum auf der Ratschelle betreibt, den allgemeinen Trend, der in den vergangenen Tagen zu beobachten war. „Es ist noch kein Vergleich zum Frühjahr, aber mehr als in der vergangenen Woche, als die Tests noch kostenpflichtig waren.“ Genaue Zahlen nennt sie nicht, die Menge der Tests sei um das Dreifache gestiegen. Ob die Nachfrage nach den Tests weiter anzieht, ist Kamerlings Meinung nach abhängig davon, welche Regeln künftig gelten. „Wenn es in einigen Bereichen 2G plus gibt, wird es ansteigen“, schätzt sie, dann würden auch Geimpfte und Genesene noch einen Test benötigen. Bei 2G würden die Tests dagegen allein nichts nützen und diese wohl weniger nachgefragt.
Einige nähmen das Testangebot gerne an, das seien die, die es jetzt auch nutzten. Aber viele Leute gingen nur dann zum Testen gehen, wenn sie es müssten, schildert Kamerling ihren Eindruck.
Auch Ifam-Geschäftsführer Moritz Marl berichtet, dass die Zahl der Tests am Testzentrum am Aquamagis in Böddinghausen wieder angezogen haben. Seit sie wieder kostenlos sind, sei die Menge an Tests um ungefähr das Fünffache gestiegen. „Es ist aber nicht auf dem Niveau von vorher“, sagt er und meint damit das Frühjahr. Denn viele Leute ließen sich nicht testen, wenn sie bereits geimpft seien.
Marl geht fest davon aus, dass die Testnachfrage durch eine 3G-Regelung am Arbeitsplatz noch einmal steigen wird. Und auch wenn eine 2G plus-Regel im Freizeitbereich gelte, würden sich wieder mehr Leute testen lassen. „Ich halte es auch für richtig und dringend notwendig, dass sich die Menschen testen, auch wenn sie geimpft sind, denn sie können sich auch infizieren.“ Er erinnert an der Solidaritätsgedanken, dass man sich neben dem Impfen durch das Testen nicht nur selbst, sondern auch andere schütze.
Die Auswirkungen der Änderung waren im Testzentrum Stadtmitte direkt zu spüren. Betreiber Andrea Saladdino spricht von einem sprunghaften Anstieg der Besucherzahlen. Im Vergleich zu den Vortagen (mit Bezahlpflicht) seien allein am Sonntag viermal so viele Personen ins Testzentrum gekommen.
Er selbst begrüßt die Veränderung, bringt sie für ihn und seine Mitarbeiter einen entscheidenden Vorteil: weniger bürokratischen Aufwand. So müssten nun nicht mehr Nachweise für Personen verlangt werden, die sich weiterhin kostenlos hatten testen können. In diesem Zusammenhang spricht Saladdino von einer doppelten Buchführung, die nun für das Testzentrum entfalle.
Den Sinn der Bezahlpflicht, sanften Druck auf Ungeimpfte auszuüben, könne er zwar nachvollziehen. Rückwirkend betrachtet sei die Entscheidung des Bundes allerdings wirkungslos gewesen und habe für zusätzliche Verwirrung gesorgt. „Das war dann wohl ein Schuss in den Ofen“, meint Saladdino.