Brut- und Setzzeit: Hegering ruft zur Rücksicht auf

Wer in der Natur unterwegs ist, sollte sich im Moment besonders rücksichtsvoll verhalten, denn viele Waldtiere bringen in den Frühjahrsmonaten ihren Nachwuchs zur Welt, der vor allem eines braucht: Ruhe.
Plettenberg – „Wir befinden uns in der Brut- und Setzzeit“, sagt Oliver Thole, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit beim Hegering Plettenberg. Diese Zeit, in der Wildtiere besonderen Schutz brauchen, weil sie ihren Nachwuchs zur Welt bringen, geht bis zum 15. Juli. „Jetzt im April und im Mai ist die heiße Phase.“ Gerade beim Rehwild komme es aber vor, dass auch bis in den Juni hinein Kitze zur Welt kommen. Deswegen befinden sich auch zur ersten Mahd immer noch Kitze auf den Wiesen, doch im Gegensatz zu früher würden inzwischen die meisten dank Suche mit Drohnen rechtzeitig gefunden. So können dann vor der Mahd Vergrämungsmaßnahmen getroffen werden, um die Ricken mit ihrem Nachwuchs zu vertreiben.
Auf Wegen bleiben und Uferbereiche meiden
Thole appelliert daran, sich gerade während der Brut- und Setzzeit in Wald und Flur angemessen zu verhalten. „Wenn man den gesunden Menschenverstand einschaltet, erklärt es sich eigentlich von selbst“, sagt der Jäger, erinnert aber zugleich noch einmal an die wichtigsten Verhaltensregeln.
„An erster Stelle sollten die Leute am besten auf den Wegen bleiben und nicht ins Unterholz kriechen“, sagt Thole. „Auch dem Uferbereich von Gewässern sollten sie fernbleiben, denn dort brüten die ersten Wasservögel, zum Beispiel einige Gänsearten, die wir bei uns haben. Die brauchen auch ihre Ruhe.“
Die vielzitierte Leinenpflicht, an die sich manche Hundebesitzer trotz wiederholter Appelle nicht halten, sollte eigentlich selbstverständlich sein, so Thole. Denn Hunde, die ohne Leine und teils außer Sichtweite der Besitzer abseits der Wege unterwegs sind, können den Wildnachwuchs aufstöbern und – wenn sie ihrem Jagdinstinkt folgen – attackieren.
Nicht nur Hunde, sondern auch freilaufende Katzen seien eine Gefahr in der Brut- und Setzzeit. Freigänger in dieser Zeit im Haus zu lassen, sei schwierig, draußen können sie aber großen Schaden anrichten. „Sie sind brillante Jäger – viel besser als Hunde – und gehen an alle Nester von Singvögeln dran“, sagt Thole. Deswegen sollten auch Katzenbesitzer gefragt sein etwas dagegen zu tun, auch wenn Vorschriften dazu wahrscheinlich schlecht machbar seien.
Jungtiere nur vermeintlich verwaist
Ein weiterer Aspekt in der Brut- und Setzzeit ist der Umgang mit aufgefundenem Jungwild. „Man sollte es niemals anfassen, sondern immer in Ruhe lassen“, betont Thole. „Wenn jemand zweimal am Tag einen Junghasen sieht, der allein ist, mag der Eindruck entstehen, dass er verwaist ist, das ist aber nicht so.“ Erst abends käme die Mutter zurück, um das Junge zu säugen. „Es ist häufig gut gemeint und die Leute wollen etwas Gutes tun, wenn sie einen Junghasen mitnehmen und abgeben, aber sie bescheren ihm damit ein Leben in Gefangenschaft.“
Auch Rehkitze, die gut getarnt im Gras sitzen, sollten nicht angefasst werden, weil die Mutter sie sonst wegen des fremden Geruchs, der sich auf das Kitz überträgt, nicht mehr annehmen. Ebenso sollten vermeintlich verlassenen Gelege von Vögeln in Ruhe gelassen werden, sagt Thole.
Die Tiere brauchten gerade bei den vielen Erholungssuchenden im Wald einfach Ruhe und ihre Rückzugsgebiete, in denen sie weder von Mensch noch Hund oder Katze gestört werden.
Flora und Fauna voneinander abhängig
„Die Aufzuchtzeit ist enorm wichtig für die Fauna, aber auch für die Flora“, sagt Thole. „Da ist immer eine Symbiose, die Pflanzen hängen von den Tieren ab und umgekehrt.“
Zwar seien die Jäger auch dazu angehalten, mehr Rehwild zu schießen, weil diese durch Verbiss einen großen wirtschaftlichen Schaden anrichten – zumal in Zeiten, in denen die kahlen Borkenkäferflächen wieder aufgeforstet werden sollen. Doch davon abgesehen hat der Verbiss auch einen positiven Einfluss. „Das Rehwild beeinfluss den Aufwuchs von Pflanzen und verändert den Wald mit. Sie verbeißen jede Menge Pflanzen, was in vielen Fällen – abgesehen von den Wirtschaftspflanzen –auch gut ist“, betont der Jäger. „Ohne Wald kein Wild und umgekehrt.“