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Beim Fastenbrechen darf das Buffet reichhaltig sein

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Von: Hartmut Damschen

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Die Oesterhalle war zum Fastenbrechen sehr gut besucht: Der Plettenberger Verein Elif hatte zu der Veranstaltung im Rahmen des muslimischen Fastenmonats Ramadan eingeladen.
Die Oesterhalle war zum Fastenbrechen sehr gut besucht: Der Plettenberger Verein Elif hatte zu der Veranstaltung im Rahmen des muslimischen Fastenmonats Ramadan eingeladen. © damschen

Eine Fastenzeit ist in den verschiedenen Religionen eine Zeit der inneren Einkehr, der Rückbesinnung und inneren Reinigung. Ganz besonders in den muslimischen Familien wird die Zeit des Ramadan dafür genutzt. Zusätzlich, so will es der islamische Glaube, sollen Freunde, Bekannte oder auch Fremde zu einem gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen werden.

Plettenberg – Das stellte der Plettenberger Verein Elif (Eltern-, Leser- und interkulturelle Förderung) am Freitagabend in der Oesterhalle eindrücklich unter Beweis. Der Verein hatte die Halle gemietet, um die Familien, Freunde, Bekannte und Gäste gemeinsam empfangen und bewirten zu können.

Hacer Özcan, Moderatorin des Abends, Lehrerin in Lüdenscheid und im Verein zuständig für soziale Medien, freute sich auf den gemeinsamen Iftar-Abend (Iftar bedeutet Fastenbrechen nach Sonnenuntergang), machte im Vorfeld auf einen interreligiösen und auch interaktiv geplanten Verlauf neugierig und kündigte in ihrer Begrüßung das Thema in begleitenden Vorträgen an: Jesus im Koran und in der Bibel.

Ulrich Schulte, Plettenberger Bürgermeister, verwies in seinem Grußwort auf die Möglichkeit, durch das Fasten Körper und Geist wieder in Gleichklang zu bringen: „Man geht wieder gestärkt daraus hervor.“ Er erinnerte aber auch an die Not der Menschen in der Ukraine, den Erdbebengebieten in der Türkei und Syrien, die nicht fasten, sondern Hunger leiden müssen.

An einem reichhaltigen Büffet konnten sich die Gäste bedienen.
An einem reichhaltigen Büffet konnten sich die Gäste bedienen. © Damschen, Hartmut

Jesus in der Bibel und im Koran

Pfarrer Uwe Brühl von der Ev. Kirchengemeinde Eiringhausen war als „reformierter Christ“ der Bibel-Experte schlechthin, berichtete von dem 40-tägigen Fasten Jesu in der Wüste und der Versuchung seiner. Jesus, aus christlicher Sicht, ist der Sohn Gottes, der Heiland und Retter der Menschheit. Von ihm und seinem Wirken und Sterben berichtet die Bibel. Pfarrer Brühl hatte jede Menge davon für seinen Vortrag mitgebracht. Er brauchte nicht abzulesen – die Gedanken dazu waren bei ihm präsent und er knüpfte so einen Gedanken an den anderen. Damit verfloss die Zeit. Es stand knapp eine Stunde Redezeit für ihn und seine Co-Referentin, Religionspädagogin Sevdanur Özcan, zur Verfügung.

Sie schilderte, dass auch im Koran Maria und ihre unbefleckte Empfängnis vermerkt sind. Es ist ihr auch eine eigene Sure gewidmet. Doch ihr Sohn Jesus (Isa ibn Maryam= Sohn der Maria) ist im Koran nicht der Sohn Gottes, sondern ein Mensch, ein Knecht und Diener Gottes, der in einer Reihe zu nennen ist mit Moses, David und dem Propheten Mohammed. Im Koran wurde nicht Jesus gekreuzigt, sondern Judas, der Verräter.

Bestimmt hätte sie noch mehr zu erzählen gehabt, doch dafür reichte ihr die verbliebene Zeit nicht mehr. Darauf vom Chronisten angesprochen meinte die Pädagogin lächelnd: „Beim nächsten Mal werde ich die erste Rednerin sein.“

Die Helligkeit des Tages war dem Abend gewichen und es wurde Zeit, das Fastenbrechen beginnen zu lassen. Der islamische Theologe Hatip Balli rief von der Bühne das Abendgebet, bevor Hacer Özcan, Ehegattin des 1. Vorsitzenden Bünyamin Özcan, zum reichhaltigen Büffet bat. An jedem Platz lag zur Einstimmung auf das Iftar eine Dattel, das „Brot der Wüste“, bereit. Als Vorspeise dienten mit Hackfleisch gefüllte Weinblätter und eine türkische Linsensuppe. Das Hauptgericht waren türkischer Reis, als Ofengericht hergerichtetes Rindfleisch und ein Gemüseauflauf mit oder ohne Käse überbacken, während süße Baklava, eine Nachspeise, den Schluss bildete.

Das Organisations-Team von Elif hatte den Iftar-Abend vorbereitet.
Das Organisations-Team von Elif hatte den Iftar-Abend vorbereitet. © Damschen, Hartmut

Bunt gemischte Gesellschaft

Bemerkenswert war nicht nur die bunt gemischte Gesellschaft aus muslimischen Familien und deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, sondern auch die vielen regen Gespräche zwischen ihnen und – die gelebte Gleichstellung von Mann und Frau in der Elif-Gemeinschaft.

Hierzu erklärte der 1. Vorsitzende, Bünyamin Özcan: „Das ist bei uns eine Selbstverständlichkeit. Seit 1961 sind Familien mit türkischem Migrationshintergrund hier eingewandert. Wir wollen durch zivilgesellschaftliche Projekte an der Zusammenarbeit auf gesellschaftlicher, kultureller, humanitärer und bildungstechnischer Ebene mitarbeiten. Zu diesem Zweck haben wir 2010 in Plettenberg Elif e.V. gegründet. Unsere ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bringen sich bei lokalen Projekten ein.“

„Geflüchtete Menschen sind Teil unserer Gesellschaft geworden“, fuhr Özcan fort. „Wir sehen uns auch dabei in unserer sozialen Verantwortung und bringen mit Veranstaltungen und beispielsweise Sprachkursen Geflüchtete und Einheimische zusammen. Dabei sind alle für uns in erster Linie Menschen. Menschen mit unterschiedlichen Neigungen, Religionen, Interessen. Indem wir dieses respektieren, wird gewährleistet, dass Menschen sich gegenseitig verstehen und achten.“

Mit einem herzlichen Dankeschön für das Kommen wurde jedem Gast ein kleines Präsent überreicht: Ein Kärtchen mit dem angehefteten Samentütchen für Studentenblumen und einem aufgedruckten Spruch: „Herzlichen Dank für Ihr Kommen! Gemäß anatolischer Tradition erhalten Sie für den Aufwand des Kauens gern eine kleine Entschädigung.“ Dann folgte der türkische Begriff für „Zahnmiete“. Wer das las, konnte nicht anders, er oder sie musste lächeln. Ein schöner Abschluss an einem Abend mit so viel Traditionen.

Was ist Ramadan und wie verläuft dieser Fastenmonat?

Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders – ein besonders heiliger Monat, weil in diesem der Koran den Menschen gegeben wurde. Ramadan ist aus der Sicht des Sonnenkalenders von Jahr zu Jahr jeweils um zehn bis zwölf Tage eher. In diesem Jahr ist Ramadan vom 23. März bis zum 21. April. Das dreitägige Zuckerfest schließt sich an und beendet die Fastenzeit. Das Fasten geschieht in der Zeit zwischen der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang. Keine noch so kleine Speise und kein noch so kleiner Hauch eines Getränkes dürfen in dieser Zeit eingenommen werden, und es darf auch nicht geraucht oder der Geschlechtsverkehr ausgeübt werden. Außerdem sind im Ramadan üble Nachrede, Verleumdung, Lügen und Beleidigungen verboten. Nach dem Sonnenuntergang darf während des Fastenmonats gegessen und getrunken werden, dies geschieht häufig und gerne in Gemeinschaft.

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