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So empfindet Familie des Opfers nach der Festnahme des mutmaßlichen Mörders

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Von: Georg Dickopf

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31 Jahre nach einem Mord in Plettenberg im Sauerland (NRW) ist offenbar der Täter gefasst. Der heute 68-jährige Mann hat sich über 30 Jahre in Griechenland versteckt. Er soll eine damals 25-Jährige getötet haben.
31 Jahre nach einem Mord in Plettenberg ist der mutmaßliche Täter gefasst worden. Der heute 68-jährige Spiridon K. hat sich über 30 Jahre in Griechenland versteckt. Er soll eine damals 25-Jährige getötet haben. © Archiv/Polizeibild

Plettenberg – Der Mordfall mit dem Aktenzeichen 41 JS 136/89 schlummerte jahrzehntelang im Archiv der Staatsanwaltschaft Hagen. Jetzt liegen die Ordner - wie am Donnerstag exklusiv berichtet - wieder auf den Schreibtischen der Ermittler.

Plettenberg - Der Mordfall, der sich vor 31 Jahren auf einem Parkplatz kurz vor Dingeringhausen in Plettenberg ereignet hatte, erlangt nun wieder Aufmerksamkeit. „Wir warten auf den Auslieferungsbescheid aus Griechenland und haben das Verfahren in Gang gesetzt“, sagte Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli

Wie unsere Redaktion am Donnerstag exklusiv berichtete, war der mutmaßliche Mörder, der am 6. April 1989 mit einem roten Mercedes vom Tatort geflüchtet war, am 29. April 2020 als Tatverdächtiger in Agrinio, einer Stadt in Griechenland, identifiziert und verhaftet worden.

Nach übereinstimmenden Berichten diverser griechischen Zeitungen hatte der Mann einen epileptischen Anfall erlitten, woraufhin ein Nachbar Polizei und Rettungsdienst alarmierte.

Diese Karte zeigt die Flucht des Mörders nach Bari, den Ort der Festnahme in Agrinio und die Stadt Filiates, in der sein Mordopfer bestattet wurde – nur gut zwei Autostunden von Amphilochia entfernt, wo sich der Mann jahrzehntelang versteckt hielt. Zur Vollansicht klicken Sie bitte oben rechts.
Diese Karte zeigt die Flucht des Mörders nach Bari, den Ort der Festnahme in Agrinio und die Stadt Filiates, in der sein Mordopfer bestattet wurde – nur gut zwei Autostunden von Amphilochia entfernt, wo sich der Mann jahrzehntelang versteckt hielt. Zur Vollansicht klicken Sie bitte oben rechts. © Christogeros

In rund 2500 Kilometer Entfernung von seinem einstigen Wohnort Plettenberg lebte der mutmaßliche Mörder jahrzehntelang unentdeckt und soll in seinem Umfeld angegeben haben, zuvor in Australien gelebt zu haben. 

Tötungsdelikt von 1989 in Plettenberg: Traumatische Angelegenheit

Er wohnte in Griechenland nur rund 200 Kilometer entfernt vom Städtchen Filiates, wo sein Opfer, die damals 25-jährige Garifalia Z. aus Plettenberg nach der Bluttat im April 1989 beerdigt worden war. In den griechischen Heimatort der Frau hatte es nach dem Mord zunächst auch den Ehemann und die beiden Töchter der getöteten Plettenbergerin gezogen. Heute lebt der Ehemann ebenso wie die älteste Tochter im Raum Stuttgart. Die jüngste Tochter hat in Griechenland eine Familie gegründet. 

„Das Ganze war damals eine sehr traumatische Angelegenheit“, erinnert sich Grigorios Alexiou, der Bruder der Getöteten im Gespräch mit unserer Zeitung. 

Alexiou, der seinerzeit die Aral-Tankstelle an der Herscheider Straße und später die Fina-Tankstelle an der Bahnhofstraße betrieb, wurde am Tag des Mordes von der unter Schock stehenden Freundin aufgesucht, die seine Schwester begleitet und sich nach den tödlichen Schüssen zunächst verirrt hatte. „Wir haben sofort die Polizei und den Rettungsdienst alarmiert und ich bin mit der Polizei zum Tatort gefahren.“

Tötungsdelikt von 1989 in Plettenberg: Opfer vermutlich sofort tot 

Der heute 59-Jährige spricht von „verstörenden und traumatischen Bildern“ auf dem Parkplatz bei Dingeringhausen. Bei der kriminaltechnischen Untersuchung durch das Ermittlungsteam um den Plettenberger Kripobeamten Wilfried Böcker war festgestellt worden, dass Spiridon K. insgesamt acht Kugeln aus einer Waffe durch die Seitenscheiben des Opel Kadett auf die 25-jährige Plettenbergerin abgefeuert hatte.

Zwei davon trafen die zweifache Mutter, die bei der Firma Schade arbeitete, im Kopfbereich. Vier weitere Schüsse trafen die junge Mutter im Bereich des Oberkörpers. Polizei und Rettungsdienst kamen zu spät, die 25-Jährige, deren Füße noch bei laufendem Motor auf den Pedalen standen, war vermutlich sofort tot. Ihr Mörder flüchtete unmittelbar nach der Tat und blieb 31 Jahre lang unentdeckt. 

Tötungsdelikt von 1989 in Plettenberg: "Bis heute unbefreiflich"

Die Freundin, die die Bluttat damals miterlebte, litt lange unter dem traumatischen Erlebnis und lebt heute in Griechenland. „Niemand in unserer Familie konnte fassen, was da passiert ist. Es ist bis heute unbegreiflich“, sagt Grigorios Alexiou, der Bruder der Getöteten. 

Der damals 37-jährige Spiridon K. war seiner Familie als Freund des Ehemannes seiner Schwester bekannt. Allerdings, und das bestätigte Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli auf Anfrage, war der Plettenberger mit griechischer Abstammung auch schon vor der Tat kein unbeschriebenes Blatt gewesen.

Die 25-jährige Garifalia Z. soll er schon vor den tödlichen Schüssen körperlich bedroht haben. Fünf Jahre vor der Tat soll der Mann aus Eifersucht zudem mit einer Schere 24 Mal auf seinen Schwager eingestochen haben, weil der ihn beim Kaffeetrinken mit seiner Frau erwischt hatte. Dafür erhielt er eine Gefängnisstrafe. Wohl auch deshalb bat die junge Plettenbergerin ihre Freundin, sie bei dem Treffen am 6. April 1989 zu begleiten.

Tötungsdelikt von 1989 in Plettenberg: Hoffnung auf gerechte Strafe

„Ich glaube, dass sie ihm einfach sagen wollte, dass sie seine Annäherungsversuche ablehnte, weil sie glücklich verheiratet war“, sagt der Bruder, der seine Schwester als „echten Familienmenschen und liebevolle Mutter“ beschreibt. 

Dass der mutmaßliche Mörder seiner Schwester nun gefasst worden sei, sorge einerseits für Erleichterung, andererseits sei die Festnahme so viele Jahre nach der Tat sehr aufwühlend für die Familie, den Witwer und seine beiden Töchter, die ihre Mutter früh verloren. 

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Unweit des Dorfes Dingeringhausen geschah 1989 der Mord, der jetzt vor der Aufklärung steht. © Dickopf

„Wir finden es aber gut, dass er nun gefunden wurde und hoffen, dass ihm jetzt in Deutschland der Prozess gemacht wird und er seine gerechte Strafe erhält“, sagte Alexiou, der der Stadt Plettenberg Ende der 90er Jahre den Rücken kehrte und heute im Raum Stuttgart lebt und arbeitet. „Es ist komisch, nach Plettenberg zurück zu kommen. Denn dieser Mord an meiner Schwester ist für mich immer mit dieser Stadt verbunden“, sagte Grigorios Alexiou abschließend.

Ein weiterer dieser Fälle, zu dem es eine Verbindung ins benachbarte Lüdenscheid gibt, ist noch ungeklärt. Vor 44 Jahre verschwand die damals zwölfjährige Monika Frischholz - eine Spur führt in den Märkischen Kreis*.

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