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Neue Startplätze für Gleitschirmflieger im Sauerland

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Von: Georg Dickopf

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Einen solchen Blick auf den Kleff und den Heiligenstuhl sowie den Bärenberg (Bildmitte) genießen die Gleitschirmflieger nach dem Start auf der Sieseler Alm.
Einen solchen Blick auf den Kleff und den Heiligenstuhl sowie den Bärenberg (Bildmitte) genießen die Gleitschirmflieger nach dem Start auf der Sieseler Alm. © Böhnisch

Die Behörden und zwei adelige Grundstücksbesitzer gaben jetzt „Grünes Licht“ für zwei Gleitschirm-Startplätze im Raum Plettenberg.

Plettenberg/Altena – Wer als Gleitschirmflieger vor einigen Jahren über das Sauerland schwebte, der sah bewaldete und grüne Bergspitzen wohin das Auge reichte. Um mit einem Gleitschirm im Lennetal von einem anderen Startpunkt als dem Wixberg in Altena-Hegenscheid starten zu können, hätte man an anderer Stelle regelrechte Schneisen in die Wälder schneiden müssen.

Heute sieht man auf den Bergspitzen im Lennetal fast ausnahmslos kahle, gerodete Flächen. Der Borkenkäfer hat nach den Hitzesommern deutliche Spuren überlassen. Auch deshalb starten die Mitglieder des Aero-Clubs Altena Hegenscheid in den letzten Jahren eine Suche nach potentiellen Startplätzen.

Der Blick auf den Startbereich am über 500 Meter hoch gelegenen Kleff.
Der Blick auf den Startbereich am über 500 Meter hoch gelegenen Kleff. © Böhnisch

„Wir sind glücklich, dass wir mit dem Freiherrn Felix zu Inn- und Knyphausen und dem Grafen von Plettenberg zwei Waldbesitzer gefunden haben, die sich auf das Projekt eingelassen haben“, sagt Markus Böhnisch vom Aero-Club. Das Risiko für beide sei sehr überschaubar, „denn wir entfernen vielleicht zwei Baumstümpfe, nehmen aber keine baulichen Veränderungen vor.“ Zudem zahle man eine jährliche Nutzungsgebühr, da im Startbereich keine Bäume gepflanzt werden können.

Kontakt über Bürgermeister

Starthilfe gab es vom Plettenberger Bürgermeister Ulrich Schulte, der sich die Gleitschirmtechnik und das zu erwartende Nutzer- und Verkehrsaufkommen erklären ließ und den Kontakt zu Freiherr Felix zu Inn- und Knyphausen herstellte.

Die Stadt Plettenberg begrüßt es nach Mitteilung von Sprecher Hanno Grundmann grundsätzlich, dass es auf Plettenberger Stadtgebiet zwei interessante Startplätze für Gleitschirmflieger gibt. „Damit erhöht sich die touristische Attraktivität unserer Stadt. Sowohl für die, die fliegen, als auch für die, die vom Boden aus zuschauen, ist Gleitschirmfliegen ein tolles Hobby. Es kann auch nicht schaden, wenn deswegen Gleitschirmflieger aus anderen Regionen hierhin kommen und hier übernachten oder die Gastronomie nutzen.“ Wichtig sei aber, dass die Nutzung der Startplätze nicht zu Störungen von Flora und Fauna führe und nur im Einvernehmen mit den Eigentümern der Flächen erfolge, teilt der Bürgermeister mit, dem dies von den Gleitschirmfliegern zugesagt worden sei.

Blick auf die Sieseler Lenneschleife.
Blick auf die Sieseler Lenneschleife. © Privat

Zuwegung über fremde Flächen

Ganz einvernehmlich ist zumindest einer der Startplätze allerdings noch nicht. Beim Startplatz Sieseler Alm bedauern die drei Mitglieder, bislang keine Einigung mit einer Waldbesitzerin aus Plettenberg erzielt zu haben. So liegt der Startpunkt zwar auf einer freigegebenen Fläche des Freiherren zu Inn- und Knyphausen, der einfachste Weg, um dorthin zu gelangen, führt aber über die Flächen der besagten Waldbesitzerin, die dem Gleitschirmfliegerprojekt bislang ablehnend gegenüber steht.

Sie befürchtet, dass der im Internet genannte Startplatz zum beliebten Anziehungspunkt werde und das wolle sie auch mit Blick auf die Jagdpächter verhindern.

Trampelpfad als Notlösung

Markus Böhnisch hofft weiter auf eine Einigung. Ansonsten bliebe nur ein Trampelpfad über den Steilhang zum Startpunkt als Alternative. Dass der vom Wanderweg kaum einsehbare Platz stark frequentiert werde, kann sich der Gleitschirmflieger aufgrund der Nordhanglage nicht vorstellen.

Weil man sich der Zerbrechlichkeit des gesamten Projektes aber bewusst sei, habe man schon im Vorfeld ein Regelwerk erlassen, um uneinsichtige Piloten sogar mit Startverboten zu belegen. Mit Rücksicht auf die Jäger fliege man auch nicht in den Abendstunden. „Für uns ist es auch selbstverständlich, dass wir vom öffentlichen Parkplatz zu Fuß zu den jeweiligen Startpunkten gehen“, so der Neuenrader.

Die Standorte der beiden Gleitschirmflieger-Startplätze Sieseler Alm (l.) und Kleff. F: Google-Maps
Die Standorte der beiden Gleitschirmflieger-Startplätze Sieseler Alm (l.) und Kleff. F: Google-Maps © Privat

Im Fall der Sieseler Alm, einem Startpunkt oberhalb des Verbindungswegs vom Tanneneck nach Pasel, sei es zudem so, dass maximal zehn Piloten auf einmal starten dürften, was über die Software Fair Fly gesteuert werde. „Damit können Piloten dann schon bei der Abfahrt zu Hause sehen, ob es sich lohnt, nach Plettenberg zu kommen“, erklärt Böhnisch. Über diese App würden auch aktuelle Einschränkungen an die Piloten kommuniziert.

Der Sport des Gleitschirmfliegens funktioniere in Deutschland durch die hohe Einwohnerdichte nur beschränkt. „Wir haben hier hohe Auflagen und sind reglementiert“, erklärt der Neuenrader. Dies zeige sich auch daran, dass die Zulassung in Plettenberg mehr als ein Jahr gedauert habe.

Grünes Licht von den Behörden

Grünes Licht gab es nun aber sowohl von der Naturschutzbehörde des Märkischen Kreises als auch vom Deutschen Hängegleiterverband. Genehmigt wurde der 442 Meter hoch gelegene Punkt im Bereich Am Kroppe, von dem man aus 230 Meter tief in Richtung Lennewiesen in Siesel oder bis Pasel gleiten kann. Dort befindet sich vor der Paseler Brücke eine große Wiese, die als Landebereich genutzt wird.

Der zweite genehmigte Startplatz in Plettenberg hat es Markus Böhnisch sowie seinen Mitstreitern Thomas Astner aus Plettenberg und Christian Teipel aus Balve besonders angetan. Der Start befindet sich auf 505 Meter Höhe auf dem Berg Kleff oberhalb von Pasel. Der Graf von Plettenberg gestattete die Starts vom Gipfel, der knapp 290 Meter oberhalb des Lennedorfes Pasel liegt.

Ein Gleitschirmflieger beim Anflug auf die Landewiese (links) in Pasel, wo die Sportler sehr freundlich empfangen wurden.
Ein Gleitschirmflieger beim Anflug auf die Landewiese (links) in Pasel, wo die Sportler sehr freundlich empfangen wurden. © Privat

La Ola-Wellen bei Ankunft in Pasel

Bei den ersten Flügen rund um das Osterwochenende konnten die heimischen Gleitschirmflieger bereits die Paseler Gastfreundschaft genießen. „Wir wurden mit offenen Armen empfangen. „Es gab Kaffee, Bier und La Ola-Wellen“, erinnert sich Böhnisch gern zurück. Die Mitglieder wollen deshalb auch gezielt das Bürgerhaus oder Bauernhofcafé aufsuchen.

Bei einem Start vom Kleff gelang es dem 49-jährigen Neuenrader sogar, sich auf 1300 Meter Höhe hochzuschrauben. „Bei einer guten Wetterlage kann man dann das ganze Lennetal entlangfliegen“, so Böhnisch. Wenn man einen Ort mit Bahnhof erreiche, könne man bequem in die Nähe des Ausgangspunktes zurückkehren.

Jäger sagen rechtzeitig Bescheid

Bei einem weiteren Startplatz in Meggen, den man gegen den Willen der dortigen Jägerschaft genehmigt bekam, herrsche nun ein gutes Einvernehmen. „Wenn eine Treibjagd ist, sagt man uns rechtzeitig Bescheid“, so der Neuenrader, dem es ebenso wie den übrigen Mitgliedern wichtig sei, die Sorgen der Anrainer auszuräumen.

„Wir stehen immer offen für Gespräche, ändern auch Abläufe, wenn sich für dadurch etwas verbessert. Wir packen auch mit an, wenn es sein muss, denn wir verstehen uns als Teil der (Wald)-Gemeinschaft. Und all diejenigen, die sich durch Worte nicht überzeugen lassen, bitten wir um etwas Zeit. Uns am Himmel zu sehen, sollte noch kein Grund zum Groll sein. Unsere Schirme sind bunt, aber wir sind leise“, so Böhnisch. Zudem sei die Belastung gering. „Wenn wir im Jahr auf 30 Flugtage kommen, wird das viel sein.“

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