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Mit Dudelsack und Kaiserwetter: Grüner Schützen feiern Schützenfest

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Von: Stefanie Vieregge, Georg Dickopf

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Der Grünetaler Festzug startete traditionell am Haus Battenfeld.
Der Grünetaler Festzug startete traditionell am Haus Battenfeld. © Vieregge

Das Grünetaler Schützenfest ist Geschichte. Es war ein kleines, aber ein schönes Fest und es gab auch traurige Momente.

Plettenberg - Weil man Dinge auch mal anders machen kann, organisierten die Grünetaler Schützen zum Start ihres Schützenfestes einen schottischen Abend. „Wir wollten was Neues und vor allem auch jüngeres Publikum anlocken. Und das ist uns geglückt“, freute sich der Vorsitzende Steffen Fuhrich. Das Ergebnis war ein volles Schützenheim auf der Wieckmerth, mit allen Altersklassen vertreten, von denen viele allein wegen des angebotenen Whisky-Tastings gekommen waren. Dirk Viebahn aus Lüdenscheid informierte über die Herstellung unterschiedlicher Sorten.

Drei von den sieben mitgebrachten Whiskys konnte man zum Festpreis verkosten, die restlichen gegen Aufpreis. Der Andrang war groß – es bildete sich eine lange Schlange. Stilecht gab es dazu musikalische Untermalung mit Dudelsäcken. Zwei Mitglieder von „The Sound of Scotland“ aus Marienheide spielten eine Stunde lang unter anderem „Highland Cathedral“ (bekannt als Köln-Hymne der Bläck Fööss), „Auld Lang Syne“ und „Amazing Grace“.

Am Freitag wurde Dudelsack im Schützenheim gespielt.
Am Freitag wurde Dudelsack im Schützenheim gespielt. © Vieregge

Normalerweise 20 weitere Musikanten mit Trompeten und Trommeln um sich herum, reichte hier bereits die kleine Abordnung für das Gänsehautgefühl und dass man sich mitten in den schottischen Highlands wähnte. Nach beinahe 50 Jahren wurde zum ersten Mal wieder das gesamte Wochenende auf der Wieckmerth gefeiert statt in der Schützenhalle. „Für 300 Schützen ist die Halle einfach zu groß, von den Heizkosten ganz zu schweigen“, erklärte Fuhrich den Beschluss pro Schützenheim.

Während der Pandemie haben die Schützen mit vereinten Kräften das Heim stark umgebaut und mit einem behindertengerechten WC und dem Mini-Skywalk versehen sowie den Spielplatz erneuert. Highlight am späteren Abend war das ausgiebige Feuerwerk, weithin sichtbar über der Stadt.

Festzug bei Kaiserwetter

Echtes Kaiserwetter umrahmte den Festzug der Grünetaler Schützen am Samstag. Vom Haus Battenfeld ging es den Landemerter Weg entlang, begleitet von den Kapellen der Freiwilligen Feuerwehr Plettenberg sowie dem Spielmannszug Tura Eggenscheid aus Lüdenscheid. Ziel war das Schützenheim auf der Wieckmerth.

Dem neuen Probevogelkönig Daniel Loi gratulierten der noch amtierende König Karl-Wilhelm-Reitz (li.) und Altmajestät Manfred Gärtner.
Dem neuen Probevogelkönig Daniel Loi gratulierten der noch amtierende König Karl-Wilhelm-Reitz (li.) und Altmajestät Manfred Gärtner. © Fuhrich

Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal hielt der Vorsitzende Steffen Fuhrich seine traditionelle Rede. Sehr nachdenklich und mit Blick auf schwere Verluste von Mitgliedern im letzten Jahr, gab er einen Rückblick auf 99 Jahre Vereinsgeschichte, und stellte die Frage, was wirklich wichtig sei. „Wir müssen miteinander sprechen und uns selbst nicht so wichtig nehmen, mal zurückstehen für das Wohl des Vereins“, so Fuhrich.

Er verspüre Freude über den vorangegangenen Freitag als neue Richtungsweisung, und Stolz angesichts der allgemeinen Unterstützung im Verein sowie der Anstrengungen, die alle Mitglieder im ganzen Jahr und vor allem für das Schützenfest leisten würden.

Auch Bürgermeister Ulrich Schulte zeigte die verschiedenen Veränderungen auf, und bezog das nicht nur auf die Tatsache, dass er ausnahmsweise in Schützenuniform vor den Anwesenden stehe und seine Rede am Samstag anstatt am Freitag halte. Über Corona wären viele Familien in Streit zerfallen, und der Ukrainekrieg habe die Wirtschaft so verändert, dass man aktuell nicht über geplante Urlaubsfahrten, sondern über die Anschaffung von Wärmepumpen sprechen würde. Bei all diesen Veränderungen sei es wichtig, feste Punkte für sich zu haben, einen Fels in der Brandung. Und für manch einen sei dies unter anderem das Schützenfest, denn es sei nicht nur Teil der Heimat, sondern vor allem ein Anlass zusammen zu feiern.

Bürgermeister Ulrich Schulte hielt eine Ansprache am komplett sanierten Schützenheim Wieckmerth.
Bürgermeister Ulrich Schulte hielt eine Ansprache am komplett sanierten Schützenheim Wieckmerth. © Vieregge

Gemeinsam mit ihren Gästen, darunter Abordnungen der Schützenvereine Sundhelle, Landemert, Eiringhausen sowie der Plettenberger Schützengesellschaft, feierten die Grünetaler Schützen sowohl ihr eigenes Fest als auch den Beginn der Saison in entspannter Atmosphäre in ihrem Schützenheim.

Das neue Kinderkönigspaar ist Lenya van Berkel mit Lennox Weichert.
Das neue Kinderkönigspaar ist Lenya van Berkel mit Lennox Weichert. © Fuhrich

Das zugehörige Königsschießen war in diesem Jahr eine reine Fingerübung, denn aufgrund der Verschiebung im letzten Jahr wird erst im nächsten Jahr wieder offiziell ein König erkoren. Aber auch dieser „Probevogel“ erwies sich als spannende Angelegenheit. Das Zepter fiel bereits mit dem 25. Schuss durch Manfred Gärtner. Frank Schmellenkamp sicherte sich den Apfel mit dem 47. Schuss, sein Sohn Tim Schmellenkamp die Krone mit dem 118. Schuss. Unter dem Jubel der Schützen sicherte sich Daniel Loi spät am Abend schließlich den Titel des Grünetaler Probevogelkönigs. Neue Kinderkönigin wurde Lenya van Berkel, der Lennox Weichert zur Seite stand.

Traurig-schöner Moment für Uli Kirchhoff

Für die Grüner Altmajestät und Ehrenoffizier Hans Ulrich Kirchhoff gab es ein ganz besonderes Ständchen: Im Rahmen des Besuchs des Grünetaler Schützenvereins und des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr hatte der Vorsitzende Steffen Fuhrich am Samstag eine besondere Auszeichnung vorbereitet. Uli Kirchhoff erhielt aus Anlass seiner 50-jährigen Zugehörigkeit zum Schützenverein Grünetal nicht nur eine Ehrenurkunde, sondern auch eine innige Umarmung und eine Würdigung durch die Schützen, den Musikzug, die Bewohner des Seniorenzentrums und die Pflege- und Betreuungskräfte.

Ständchen am Seniorenzentrum

Ein bewegendes Ständchen gab es für Uli Kirchhoff, der einen Tag später nach langer schwerer Krankheit friedlich einschlief.
Ein bewegendes Ständchen gab es für Uli Kirchhoff, der einen Tag später nach langer schwerer Krankheit friedlich einschlief. © Aschauer-Hundt

Vor dem Gebäude, in dem sich die Wohnbereiche befinden, marschierten Schützen und Musik auf. Die Mitarbeiter hatten die Senioren so platziert, dass sie in der sprichwörtlichen ersten Reihe saßen, als die Schützenabordnung mit den Grüner Fahnen und der Musikzug einmarschierten. Für Uli Kirchhoff war es ein bewegender und ein letzter großer Moment, wie er auch anschließend seiner Frau und den Pflegern zu verstehen gab. Nur einen Tag nach der für ihn besonderen Ehrung schlief der 66-jährige Plettenberger nach langer schwerer Krankheit friedlich ein.

Die Plettenberger Schützen werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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