Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal hielt der Vorsitzende Steffen Fuhrich seine traditionelle Rede. Sehr nachdenklich und mit Blick auf schwere Verluste von Mitgliedern im letzten Jahr, gab er einen Rückblick auf 99 Jahre Vereinsgeschichte, und stellte die Frage, was wirklich wichtig sei. „Wir müssen miteinander sprechen und uns selbst nicht so wichtig nehmen, mal zurückstehen für das Wohl des Vereins“, so Fuhrich.
Er verspüre Freude über den vorangegangenen Freitag als neue Richtungsweisung, und Stolz angesichts der allgemeinen Unterstützung im Verein sowie der Anstrengungen, die alle Mitglieder im ganzen Jahr und vor allem für das Schützenfest leisten würden.
Auch Bürgermeister Ulrich Schulte zeigte die verschiedenen Veränderungen auf, und bezog das nicht nur auf die Tatsache, dass er ausnahmsweise in Schützenuniform vor den Anwesenden stehe und seine Rede am Samstag anstatt am Freitag halte. Über Corona wären viele Familien in Streit zerfallen, und der Ukrainekrieg habe die Wirtschaft so verändert, dass man aktuell nicht über geplante Urlaubsfahrten, sondern über die Anschaffung von Wärmepumpen sprechen würde. Bei all diesen Veränderungen sei es wichtig, feste Punkte für sich zu haben, einen Fels in der Brandung. Und für manch einen sei dies unter anderem das Schützenfest, denn es sei nicht nur Teil der Heimat, sondern vor allem ein Anlass zusammen zu feiern.
Gemeinsam mit ihren Gästen, darunter Abordnungen der Schützenvereine Sundhelle, Landemert, Eiringhausen sowie der Plettenberger Schützengesellschaft, feierten die Grünetaler Schützen sowohl ihr eigenes Fest als auch den Beginn der Saison in entspannter Atmosphäre in ihrem Schützenheim.
Das zugehörige Königsschießen war in diesem Jahr eine reine Fingerübung, denn aufgrund der Verschiebung im letzten Jahr wird erst im nächsten Jahr wieder offiziell ein König erkoren. Aber auch dieser „Probevogel“ erwies sich als spannende Angelegenheit. Das Zepter fiel bereits mit dem 25. Schuss durch Manfred Gärtner. Frank Schmellenkamp sicherte sich den Apfel mit dem 47. Schuss, sein Sohn Tim Schmellenkamp die Krone mit dem 118. Schuss. Unter dem Jubel der Schützen sicherte sich Daniel Loi spät am Abend schließlich den Titel des Grünetaler Probevogelkönigs. Neue Kinderkönigin wurde Lenya van Berkel, der Lennox Weichert zur Seite stand.
Für die Grüner Altmajestät und Ehrenoffizier Hans Ulrich Kirchhoff gab es ein ganz besonderes Ständchen: Im Rahmen des Besuchs des Grünetaler Schützenvereins und des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr hatte der Vorsitzende Steffen Fuhrich am Samstag eine besondere Auszeichnung vorbereitet. Uli Kirchhoff erhielt aus Anlass seiner 50-jährigen Zugehörigkeit zum Schützenverein Grünetal nicht nur eine Ehrenurkunde, sondern auch eine innige Umarmung und eine Würdigung durch die Schützen, den Musikzug, die Bewohner des Seniorenzentrums und die Pflege- und Betreuungskräfte.
Vor dem Gebäude, in dem sich die Wohnbereiche befinden, marschierten Schützen und Musik auf. Die Mitarbeiter hatten die Senioren so platziert, dass sie in der sprichwörtlichen ersten Reihe saßen, als die Schützenabordnung mit den Grüner Fahnen und der Musikzug einmarschierten. Für Uli Kirchhoff war es ein bewegender und ein letzter großer Moment, wie er auch anschließend seiner Frau und den Pflegern zu verstehen gab. Nur einen Tag nach der für ihn besonderen Ehrung schlief der 66-jährige Plettenberger nach langer schwerer Krankheit friedlich ein.
Die Plettenberger Schützen werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.