Im Januar 2021 setzte er die Corona-Pandemie in seiner Betrachtung ganz nach vorne, während er 2022 eine doppelte Krise, einmal in der Veränderung des Klimas und ebenso auch eine gesellschaftliche Krise, erkannte. Da hatte Putin noch nicht den jetzt so verheerenden Überfall auf ukrainisches Gebiet befohlen. Den stellte Dr. Overbeck bewusst in seinem „Wort des Bischofs“ für dieses Jahr an den Anfang, griff die Schrecken des Krieges auf, aber auch die Welle an Hilfsbereitschaft und der Verbundenheit mit dem ukrainischen Volk.
Mit „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ aus dem 1. Artikel des Grundgesetzes schlug er einen weiten Bogen von den leidenden Menschen in der Ukraine über Angriffe auf die demokratischen Grundrechte bis zu der Frage, wie es mit der Demokratie in der Kirche bestellt ist. Der synodale Weg, der nun einmal beschritten wurde, könne nur zu Reformen führen. Dabei forderte er eine geschlechtergerechte und machtsensible Kirche in einem Rahmen, der es besser ermöglicht, den Menschen in seiner Vielfalt anzuerkennen.
Zum Missbrauch in der Kirche und den damit zusammenhängenden Massenaustritten aus der Kirche führte der Bischof aus: „Am Anfang stand der Entschluss, sich dieser Krise wirklich ernsthaft zu stellen. Diese Aufgabe ist noch nicht zu Ende. Sie verlangt, den Charakter, die Ursachen und Dimensionen der Krise zu erkennen und mit aller Entschlossenheit an plausiblen Lösungen zu arbeiten. Dabei müssen wir auf die Stimmen derer hören, die von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt betroffen sind. Eine eigene Studie zum sexuellen Missbrauch in der Geschichte des Ruhrbistums wird im Februar 2023 veröffentlicht.“ Und weiter: „Sie wird wahrscheinlich auch zeigen, dass es bei uns ähnlich war wie anderswo: Unter dem Deckmantel von Religion und Glaube sind Verbrechen begangen worden.“
Die Verbrechen hätten zu tun mit grundsätzlichen Missständen in der katholischen Kirche. „Der Vertrauensverlust ist enorm. Dem können wir nur noch eine radikale und ganzheitliche Erneuerung entgegensetzen“, erklärt Bischof Overbeck. Das Zweite Vatikanische Konzil habe neue Wege gewiesen, die dieser Erneuerung der Kirche dienten. Bischof Franz-Josef Overbeck hatte in Pastor Patrick Schnell einen vehementen und engagierten Kirchenvertreter gefunden, der die Worte des Bischofs in eindringlicher Weise vortrug.