„Müssen jetzt mal mehr tun“: 250 Kita-Plätze fehlen

Damit die heimischen Kindertagesstätten eine Landesförderung bekommen, muss die Stadt Plettenberg bis zum 15. März die Kindergartenbedarfsplanung an das Land melden. Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses gaben dieser von Jugendamtsleiter Michael Schröder vorgestellten Planung zwar grünes Licht, allerdings zähneknirschend – angesichts des Mangels an Kita-Plätzen.
Plettenberg – Denn nach aktuellem Stand fehlen fast 250 Betreuungsplätze – 147 Plätze für U3-Kinder und 94 Plätze für Ü3-Kinder. Demnach stehen insgesamt nur 834 Kindergartenplätze im Stadtgebiet zur Verfügung. Davon seien 202 Plätze für Unter-Dreijährige.
Sollte sich eine kurzfristig geplante Kindertageseinrichtung in einem von der Stadt angemieteten Objekt realisieren lassen, könnten noch 50 Plätze hinzukommen (40 Ü3- und 10 U3-Plätze) erläuterte Schröder. Doch zuvor müssen noch bauordnungsrechtliche und brandschutztechnische Dinge geklärt werden und auch eine Untersuchung mit Blick auf mögliche Schadstoffbelastungen steht noch aus.
Die Anzahl der Kinder, die rein theoretisch einen Kindergarten besuchen könnten (Geburtsjahrgänge seit Oktober 2016), liegt bei 1491, wobei das Verhältnis von Ü3- (749) und U3-Kindern (742) praktisch identisch ist. Allerdings ist zu beachten, dass längst nicht alle jüngeren Kinder – trotz des gesetzlichen Anspruchs – auch einen Kindergarten besuchen. Die Stadt setzt darum unterschiedliche Deckungsquoten an.
Bürgermeister Ulrich Schulte betonte, dass man in Sachen Bedarfsplanung jahrelang wunderbar entlang der Kante gelaufen wäre und dann am Abgrund gestanden habe. „Jetzt sind wir einen Schritt weiter“, so Schulte. Erschwerend komme hinzu, dass das Bauamt neben der Neuplanung der Schullandschaft und der neuen Feuerwehrgerätehäuser jetzt eigentlich auch noch eine neue Kita planen müsse.
Wünschenswert wäre laut Schulte für die zukünftige Planung eine Vorgabe der Politik, welche Quote bei der Bedarfsplanung erreicht werden solle. In Menden sei diese auf 105 Prozent festgelegt worden. „Möchten Sie das auch oder reichen auch 90 oder 95 Prozent als Zielvorgabe“, wollte Schulte wissen.
Dietmar Rottmann (CDU) befand, dass man in jedem Fall deutlich an Fahrt zulegen müsse. Die Belegungszahlen seien nicht erst seit gestern hoch. „Dass die Hütte brennt, ist nicht neu, aber passiert ist zu wenig. Wir müssen jetzt die Hacken zusammenschlagen“, sagte Rottmann.
Auch Renate Chowanetz legte den Finger in die Wunde, riet mehr Tagesmütter auszubilden und Personal für Notgruppen abzuzweigen. „Wenn jemand seine Arbeitsstelle verliert, weil die Kinderbetreuung fehlt, ist das bedenklich.“ Dabei blickte die langjährige Leiterin des Familienzentrums „Mittendrin“ auch in die Vergangenheit: „Einen großen Bedarf haben wir seit 20 Jahren. Wir müssen jetzt mal mehr tun.“
Eine bessere Bedarfsplanung erhofft sich Jugendamtsleiter Michael Schröder von der digitalen Anmeldeplattform, die im Herbst an den Start gehen soll und für das Kindergartenjahr 2024/25 gelte. „Dann haben wir endlich auch eine tatsächliche Rückmeldung und viel bessere Planungsdaten.“
Der Ausschussvorsitzende Klaus Salscheider (PWG) gab zu verstehen, dass auch andere Kommunen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hätten. Und auf noch ein hausgemachtes Problem kam er zu sprechen: „Wir bauen in Holthausen erst eine neue Schule und dann eine Kita.“
Erschwert wird die Lage im Kita-Bereich auch dadurch, dass immer mehr Eltern ihre Kinder für 45 Stunden betreut wissen möchten, was angesichts des Fachkräftemangels im Erzieherbereich schwierig wird. Zudem steigen viele Eltern nach einem Jahr Elternzeit wieder in den Beruf ein, um ihren Lebensstandard halten zu können. Die Kinder wollen sie dann entsprechend betreut wissen.