„In den Bergen war sie glücklich“: Dagmar Freitag erinnert sich an Rosi Mittermaier

Die Berge waren ihre Heimat, das Skifahren machte sie glücklich und nach dem Gewinn der olympischen Goldmedaille im Slalom kannte jeder in Deutschland die sympathische Rosi Mittermaier, die viel zu früh im Alter von nur 72 Jahren einem Krebsleiden erlag. Topfit und bestens gelaunt präsentierte sich Gold-Rosi mit ihrem Mann Christian Neureuther im Jahr 2009 den Sauerländern, als sie gemeinsam mit Dagmar Freitag ein Stück der P-Weg-Marathonstrecke bewältigten.
Plettenberg – Fotografiert wurden sie dabei von Mitarbeiter Arek Goniwiecha, der sich noch gut erinnert: „Manchmal muss man die Leute ja ermutigen, dass sie in die Kamera lächeln, aber Rosi Mittermaier hat die ganze Zeit gestrahlt und gute Laune verbreitet“.
Dagmar Freitag, langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete im Märkischen Kreis, verbindet seit Jahren eine tiefe Freundschaft mit Christian Neureuther und der vor wenigen Tagen verstorbenen Rosi Mittermaier. Nachfolgend erinnert sie sich an schöne Momente und vor allem an den Besuch des Ehepaars beim P-Weg-Wochenende 2009 in Plettenberg.
Rosi Mittermaier ist tot. Ich bin auch heute noch fassungslos, vor allem aber sehr traurig. Traurig, weil mit Rosi eine liebe Freundin diese Welt viel zu früh verlassen musste. Und weil der Sport eine seiner wirklich Großen verloren hat, was eben weit über ihre herausragenden sportlichen Erfolge hinaus gilt. Der Sport nimmt Werte für sich in Anspruch, die für eine Gesellschaft von unschätzbarer Bedeutung sind: Fair Play, Respekt, Teamgeist, Leistungsbereitschaft, Toleranz oder Verlässlichkeit.

Und zu einem wirklichen Vorbild wird man erst dann, wenn man als Sportler solche Werte nicht nur in Grußbotschaften beschwört, sondern selbst vorlebt. Wir alle wissen, dass das längst nicht jedem unserer Topstars vergangener Zeiten gelungen ist. Anders Rosi Mittermaier. Sie wurde zu einer Ikone, weil sie immer „eine von uns“ war und blieb. So wurde sie 2001 als erste Athletin von der Deutschen Sporthilfe mit der Goldenen Sportpyramide ausgezeichnet, und bei dieser Veranstaltung sind wir uns das erste Mal persönlich begegnet. Dass daraus eine Freundschaft mit der ganzen Familie werden würde, ahnte ich an dem Abend in Berlin noch nicht.

In Plettenberg konnten die Teilnehmer aus nah und fern Rosi Mittermaier im Jahr 2009 persönlich erleben, als wir gemeinsam mit ihrem Christian beim P-Weg die 9-Kilometer-Walkingrunde in Angriff genommen haben. Kein Plausch am Rande, kein Autogrammwunsch, kein Foto war ihr zuviel. Wie kam es eigentlich zu dem Besuch beim P-Weg? Plettenberg liegt schließlich nun nicht gerade um die Ecke von Garmisch. Ganz einfach – ich wusste, dass es ein Herzensanliegen von Rosi war, Menschen in Bewegung zu bringen.

Und dass sie in den Bergen, in der Natur glücklich war. Mit ihrer großen Nordic Walking-Kampagne hatte sie bereits unzählige Menschen erreicht und motiviert, den inneren Schweinehund zu überwinden. Als ich bei einem unserer gemeinsamen Abende von der Plettenberger Traditionsveranstaltung berichtete, war für Rosi und Christian schnell klar: Da machen wir gerne mal mit! Und auch das launige Interview mit Bernd Maus auf der Bühne dürfte den Gästen noch in Erinnerung sein: unterhaltsam, schlagfertig und gleichzeitig bodenständig – so präsentierten sich die beiden anschließend in der Plettenberger Innenstadt.

Und natürlich kamen wir auch dort nicht ohne Fitness-Einheit davon. Ab in die Skihocke – was so leicht aussieht, geht für Ungeübte nach spätestens 60 Sekunden in zitternde Oberschenkel über, die unmissverständlich signalisieren: Es reicht! Wir haben später noch oft von diesem Besuch gesprochen, der beiden offensichtlich in bester Erinnerung geblieben ist.
Felix Neureuther spendet handsignierten Skihelm
Etwas für andere tun, für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, damit rannte man bei Rosi offene Türen ein. Dass sie diese Grundhaltung an ihre Kinder weitergegeben hat, zeigte sich im Jahr 2015, als Felix Neureuther, in der Zeit selbst einer der weltbesten Skirennfahrer, einen nagelneuen handsignierten Skihelm für die Versteigerung beim P-Weg zur Verfügung stellte. Ein Anruf genügte für die Zusage!

Rosi Mittermaier wird nicht nur meiner Generation in Erinnerung bleiben. Wirkliche Vorbilder bleiben über den Tod hinaus. Dagmar Freitag