Wo es am Nötigsten fehlt: Benefizkonzert soll Not in Tansania lindern

Wenn Mütter kurz nach der Geburt ihrer Kinder sterben müssen, weil sie keine 5 Euro für an Antibiotika haben; wenn für Straßenkinder etwas so Selbstverständliches wie ein Schulbesuch etwas Außergewöhnliches ist – dann weiß man, hier fehlt es am Nötigsten, hier muss geholfen werden. Das finden auch die Mitglieder von Okoa Sasa/Hilfe Direkt, die von Plettenberg aus bereits seit Jahrzehnten Kindern in Tansania helfen. Um für die so wichtige Arbeit weiter Geld zu sammeln, hatte der Verein am Wochenende zum Benefizkonzert in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus geladen. Und hier wurde dem Publikum etwas Besonderes geboten.
Plettenberg – Denn während Anja Rittner an Klavier und Cembalo musikalisch zu überzeugen wusste, sorgten die von Buchhändlerin Esther Saalborn verlesenen Texte für Ruhe und Einkehr.
Doch im Mittelpunkt dieses Konzerts standen die Kinder in Tansania. Der Verein Okoa Sasa sammelt Spenden, um armen Kindern eine Zukunftschance zu geben. Angefangen hatte alles mit dem im Jahr 1997 ins Oestertal gezogenen Edson Lugemeleza, der als Pfarrer im südlichen Bereich der Westfälischen Landeskirche im Gemeindedienst Mission und Ökumene nach Deutschland geschickt wurde. Er arbeitete in fünf Kirchenkreisen und besuchte regelmäßig das Kirchenchorsingen. Hier entstanden Freundschaften, besonders zu Verena Knabe, die bis heute ihren afrikanischen Freund unterstützt.
„Als Edson 2003 zurück in seine Heimat ging, haben wir versprochen, ihn zu besuchen“, so Knabe. Am Kinderhaus entdeckte sie ein gerade mal vier Wochen altes Zwillingspärchen – die Mutter war kurz nach der Geburt gestorben. Die junge Frau hatte eine Sepsis erlitten, die aufgrund von Geldmangel nicht mit Antibiotika, das fünf Euro gekostet hätte, behandelt werden konnte.
Daher habe sich Verena Knabe dazu entschieden, diesen und anderen Kindern zu helfen. Mit Spenden konnten Medikamente beschafft werden. Ein Kinderhaus beherbergt mittlerweile 65 Kinder, die aus schlechten Verhältnissen kommen oder sehr weit weg wohnen. Auch Waisenkinder und Straßenkinder finden dort einen sicheren Ort. Neben Unterricht in der Schule lernen sie auch das Pflanzen, das Kochen und die Selbstversorgung kennen.
Spenden für ein Ausbildungszentrum
Mit den an diesem Abend gesammelten Spenden soll ein Ausbildungszentrum gebaut werden. In diesem zweiten Haus in Bukoba wünscht sich Edson Lugemeleza eine umfangreiche Bildung, um die er sich gerne persönlich kümmern würde. Schneiderei, Schreinerei, Büroarbeit und der Umgang mit Computer und Internet würden angeboten.
Neben diesem Projekt soll noch eine Armenspeisung finanziell unterstützt werden. Medikamente und Operationen würden auch immer wieder bezahlt, da sich viele Menschen eine medizinische Versorgung nicht leisten könnten.
„Wir haben das unglaubliche Vorrecht, dass wir einen verlässlichen Menschen in Tansania haben, der die Situation vor Ort sehr gut kennt, der Deutsch spricht und uns einfach sagt, was nötig ist“, zeigt sich Verena Knabe zufrieden über die gute Zusammenarbeit mit Edson Lugemeleza.
So galt es für die Besucher, Gutes zu tun und dabei einem besonderen Konzert zu folgen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die ursprünglich aus Moers stammende Anja Rittner, die ihre Laufbahn als Pianistin bereits im Alter von fünf Jahren begann. Ihre Mutter, eine Klavierlehrerin, sei ihr großes Vorbild gewesen.
Die heute erfolgreiche und professionelle Pianistin begeistert sich für romantische Musik, besonders für Stücke von Felix Mendelssohn-Bartholdy (tiefe Romantik), Sergei Wassiljewitsch Rachmaninov (Spätromantik), Johann Sebastian Bach (Barock) und Frédéric Chopin (virtuose Romantik).
Professionelle Pianistin
Pianistin sei ihr erster Beruf gewesen – Rittner studierte in Köln Kirchenmusik–, die Ausbildung zur Logopädin sei später gefolgt. Heute befinde sich ihr Arbeitsbereich im Plettenberger Krankenhaus.

Während der Corona-Pause hab sie genügend Zeit zum Üben gehabt – und, um die Kondition der Finger, die im gewissen Sinne einen Hochleistungssport betreiben würden, wieder herzustellen. Denn ihr letztes Konzert habe bereits Jahre zurückgelegen. „Man muss eine gewisse Grundmotorik haben“, hält Anja Rittner auch regelmäßige Übungen von mehr als einer Stunde fast täglich für sehr wichtig, damit die Muskeln nicht verkümmern und das Durchhaltevermögen längerer Stücke gegeben ist.
Das musikalische Programm an diesem Abend umfasste Stücke der Lieblingskomponisten Anja Rittners. „Lieder ohne Worte“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy, „Préludes“ von Sergei Wassiljewitsch Rachmaninov, „Aus dem Wohltemperierten Klavier“ von Johann Sebastian Bach und mit einer „Polonaise“ von Frédéric Chopin endete das emotionale Klavierkonzert.
Bemerkenswert ist, dass diese musikalische Konstellation bisher noch nie in Plettenberg aufgeführt wurde. Dazwischen folgten von Esther Saalborn ausgewählte Texte zum Thema Ostern. Viele Zuhörer schlossen die Augen und ließen die musikalischen Stücke und Texte auf sich wirken. Ein junges Pärchen tat dies händchenhaltend ebenfalls. Welche Gedanken durch ihren Kopf gingen, wird wohl ein Geheimnis bleiben.
Es war ein Abend, der bei allen Anwesenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben dürfte – aus vielen Gründen.