1. come-on.de
  2. Lennetal
  3. Plettenberg

HAZ-Modell macht Schule im Sauerland

Erstellt:

Von: Inge Schleining, Georg Dickopf

Kommentare

Am Bahnhof Grevenbrück zieht zum Jahresende das neue Hausarztzentrum Lennestadt ein.
Am Bahnhof Grevenbrück zieht zum Jahresende das neue Hausarztzentrum Lennestadt ein - gebaut nach Plettenberger Vorbild. © Schleining

In Grevenbrück entsteht ein Hausarztzentrum nach Plettenberger Vorbild

Grevenbrück/Plettenberg – Als es kürzlich in einer Ratssitzung im fernen Lennestadt um ein Projekt der Initiatoren von Grevenbrück Aktiv ging, gab es viel Lob und Anerkennung. Hinter Tagesordnungspunkt 2 verbarg sich ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in Lennestadt, der auch mit Plettenberg zu tun hat. „Es war ein Marathon, aber jetzt sind wir auf der Zielgeraden. Voraussichtlich Ende des Jahres wird in Grevenbrück in Bahnhofsnähe ein Hausarztzentrum eröffnet“, betonte Stefan Schauerte, erster Vorsitzender von Grevenbrück Aktiv.

Gemeinsam mit dem zweiten Vorsitzenden Jürgen Dolle brachte er das Projekt auf den Weg und nahm dazu  Anfang 2022 den Kontakt mit der Prange-Gruppe in Plettenberg auf. Die engagiert sich über den Geschäftszweig Prange Gesundheit bereits seit längerer Zeit beim Thema Hausarztzentrum. Und die heimische Unternehmensgruppe erklärte sich bereit, beim Aufbau eines Hausarztzentrums in Lennestadt zu unterstützen.

Dabei sind die Voraussetzungen dort ähnlich wie vor dem Start des Hausarztzentrums am Grafweg.

„Der Trend ist seit Jahren eindeutig. Die hausärztliche Versorgung auf dem Lande wird zunehmend schwieriger. Über 60 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte in Lennestadt sind bereits 60 Jahre oder älter. Sie arbeiten in der Regel in Einzelpraxen. Von einem Träger betriebene Hausarztzentren sind eine Alternative, um auch weiterhin eine möglichst dezentrale, wohnortnahe Versorgung zu realisieren“, sagte Jürgen Dolle.

Standort am Bahnhof

Das Hausarztzentrum zieht in das neu errichtete Gebäude am Bahnhof Grevenbrück. Auf 400 Quadratmetern entstehen im Erdgeschoss barrierefreie Räumlichkeiten mit sechs Behandlungszimmern, dazu Sozialräume auf 100 Quadratmetern.

So soll der neue Volksbank-Komplex am Lindengraben nach der Fertigstellung aussehen, die bis Ende 2024 geplant ist.
So soll das neue Plettenberger Hausarztzentrum im Volksbank-Komplex am Lindengraben nach der Fertigstellung aussehen, die bis Ende 2024 geplant ist. © Architektur Lennestadt/Hermes

Zunächst ziehen hier drei Ärzte ein, die ihre Selbstständigkeit aufgeben und künftig im Angestelltenverhältnis arbeiten. Es sind Dr. Andreas Umlauf aus Bilstein, Dr. Eberhard Hertin aus Grevenbrück und Dr. Anette Asbach aus Elspe. „Auch wenn es im ersten Moment für einige Menschen gewöhnungsbedürftig sein kann, den Hausarzt nicht mehr unmittelbar vor Ort zu haben, ist es immer noch besser, einen etwas längeren Weg zu einem Hausarztzentrum zurückzulegen, als in die nächstgrößere Stadt für einen Arztbesuch reisen zu müssen“, so Stefan Schauerte. Das Gebäude am Bahnhof sei gut geeignet mit ausreichend Parkplätzen sowie einer Bus- und Zuganbindung.

Die Ärzte können sich im Hausarztzentrum ganz auf ihre Patienten konzentrieren, alles, was zu Bürokratie und Verwaltung zählt, wird durch das Hausarztzentrum erledigt. Genauer gesagt durch die „HAZ Sauerland GmbH“ als Träger.

Das Ärztehaus am Grafweg dient in Lennestadt gewissermaßen als Vorbild.
Das Ärztehaus am Grafweg dient in Lennestadt gewissermaßen als Vorbild. © Dickopf

Die dahinter stehende Prange-Gruppe realisiert damit bereits das zweite Hausarztzentrum in der Region. Gestartet mit zwei Hausärzten am Standort Grafweg sind es mittlerweile fünf Ärzte, 35 Mitarbeiter und über 5500 Patienten an drei Standorten. Zudem ist ein weiteres Facharztzentrum am bisherigen Standort in Planung, denn das Hausarztzentrum Sauerland in Plettenberg soll im Jahr 2024 im neuen Volksbank-Komplex am Lindengraben angesiedelt werden.

Davon berichtete Moritz Marl, Geschäftsführer bei Prange Gesundheit, in Lennestadt.

„Grundsätzlich haben wir festgestellt, dass das Plettenberger Konzept spannend für junge Ärztinnen und Ärzte ist – das war das Ziel. Und wenn wir damit den Ärztemangel auch in anderen Kommunen bekämpfen können – dann machen wir das mehr als nur gerne“, so Marl im Gespräch mit unserer Zeitung.

Stadt gewährt Zuschuss

Damit das Hausarztzentrum entstehen kann, gewährt die Stadt Lennestadt einen Zuschuss in Höhe von maximal 387 000 Euro für nicht gedeckte Baukosten.

Bereits Ende des Jahres soll das Hausarztzentrum starten. Dabei ist eine Erweiterung auf sechs oder mehr Ärzte geplant. Die Lennestädter können auch auf die Ansiedlung eines Kinderarztes hoffen.

Weitere Anfragen anderer Kommunen

Mit Blick auf die aktuelle Erweiterung und mögliche weitere Hausarztzentren nach Plettenberger Vorbild wurde der Name der Einrichtung am Grafweg geändert in Hausarztzentrum Sauerland. Denn wie die Heimatzeitung erfuhr, gehen bei der Prange Gesundheit fast wöchentlich Anrufe von Nachbarkommunen ein, in denen es ebenfalls Hausarztmangel gibt.

„Schlussendlich haben alle Kommunen im Sauerland das gleiche Problem“, so Marl. Gut möglich also, dass das Modell Hausarztzentrum Sauerland weiter Schule macht in der heimischen Region.

Auch interessant

Kommentare