Klimatest: Fahrradstadt Plettenberg hat „noch viel Luft“

Wie gut ist es um das Radfahrern in der P-Weg-Stadt Plettenberg bestellt? Eine Antwort darauf liefert der Fahrradklimatest, der am Montag im Bundesverkehrsministerium vorgestellt wurde. Dabei hat die Vier-Täler-Stadt ihre Bewertung zwar leicht verbessert, doch laut Sebastian Rittner vom heimischen ADFC-Ortsverband bestünde noch viel Luft nach oben.
Plettenberg – So bewerten die Bürger Plettenberg mit einer Schulnote von 3,6 – 2020 hatte die Vier-Täler-Stadt die Note 3,7 erhalten. Im Städteranking wurde dabei Platz 56 erreicht – unter 447 Orten vergleichbarer Größe. „Ein respektabler Platz“, wie Rittner einordnet. Vor allem mit Blick auf die Kommunen in der Umgebung, die teilweise deutlich schlechter abgeschnitten haben.
Die Verbesserungen seien größtenteils bei den Themen Radverleih, Werbung für das Rad, Medienberichte und Radweg-Oberfläche erzielt worden. Unzufrieden sind Plettenberger Radfahrer laut Klimatest immer noch mit den Anbindungen Plettenbergs an die Nachbarstädte, die Lücken innerhalb des Radwegenetzes und Abstellmöglichkeiten, was sich in der Bewertung als gestiegenes Diebstahlrisiko niederschlägt. „Der ADFC Plettenberg fordert den beschleunigten Ausbau des Radwegenetzes mit den verfügbaren Mitteln von Land und Bund“, sagt Rittner.
Großer Sprung bei Fahrrad-Verleih
Auch nach der Corona-Zeit seien viele Menschen dem Rad treu geblieben. Das spiegele sich im gestiegenen Interesse nach Radtouren, Schulungen und sonstigen Veranstaltungen zum Thema Fahrrad wider. „Die Verbesserung von Einzelpunkten zeigt sich direkt in der Notengebung. So ist nach der Eröffnung des W 9 die Bewertung ,öffentliche Fahrräder/Radverleih‘ von Note 5,3 auf 3,4 hochgeschnellt“, sagt Rittner. Auch der Punkt „Werbung für das Radfahren“ hat sich von 4,1 auf 3,6 verbessert, ebenso die positiven Berichte in den Medien über Radfahrer (von 3,4 auf 3,2). „Dies ist in erster Linie der Kultour GmbH zu verdanken, die in den letzten beiden Jahren mit zahlreichen Aktivitäten die Radtouristik vorbildlich gefördert hat“, sagt Rittner. Das Erneuern des Asphalts mehrerer Radwegsabschnitte in Plettenberg verbesserte die Bewertung „Oberfläche der Radwege“ von 3,1 auf 2,9.
Dennoch: Für den heimischen ADFC sei die Weiterentwicklung der Radinfrastruktur in den vergangenen beiden Jahren recht beschaulich und geprägt vom Abwarten (zum Beispiel auf den Masterplan Radverkehr MK) gewesen. „Hier ist noch viel Luft nach oben und es kann beim Radwegebau noch mächtig Fahrt aufgenommen werden, damit die Städte des Märkischen Kreises nicht hoffnungslos abgehängt werden, was in Zeiten übervoller Fördertöpfe wirklich tragisch wäre“, erklärt Sebastian Rittner.
Denn keine der angrenzenden Kommunen der Vier-Täler-Stadt sei an einen Radweg angeschlossen. Zahlreiche Bürger bekundeten laut Rittner ihren Unmut darüber; hier könne die Stadt Plettenberg in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden aufholen. Die Lücken innerhalb der Radwege und auch die häufige Unterbrechung der Radwege durch Straßen würden besonders für Kinder als gefährlich empfunden.
Besonders beispielhaft in diesem Zusammenhang ist der immer noch nicht erfolgte Lückenschluss zwischen Plettenberg und Werdohl. Es bestünde kein Verständnis mehr für die Realisierungsdauer und die Planungsverschiebung.
Von den Bürgern würden darüber hinaus nachdrücklich Radwege für familientaugliches und sicheres Radfahren an der Lenne gefordert.
Kritisiert wird vom ADFC Plettenberg unter anderem auch das fehlende Stück Radweg zwischen Kückelheim und Himmelmert. Hier fehle teilweise sogar ein Stück Fußweg. „Diese Lücke verhindert, dass Plettenberger Kinder und Jugendliche alleine und sicher zur Oestertalsperre radeln können“, sagt Rittner.
Zwischen der Oestertalsperre und Kiesbert fehle außerdem ein Stück Radweg hinter der Oestertalsperre, sodass Radfahrer auf der Hauptstraße fahren müssten. „Anschließend ist die Verbindung ein ausgefahrener Waldweg mit Pfützen durch den ehemaligen Wald nach Kiesbert. Dieser Weg kann kostengünstig mit einfachen Mitteln (ohne Asphalt) wiederhergestellt werden“, fordert Rittner.
Probleme in Landemert
Auch für den Lückenschluss nach Attendorn müsse zwischen Landemert und Hülschotten ein Radweg gebaut werden. Das könnte laut Rittner durch Asphaltieren des Waldweges und Neubau von 50 Metern Radweg vor Hülschotten realisiert werden. „Alltagsradler empfinden den Radweg vor Landemert als zu steil und er wird bei Dunkelheit als gefährlich angesehen“, sagt Rittner. An der Herscheider Sraße sei ein Radweg oder zumindest ein Schutzstreifen für Radfahrer sinnvoll.

Beschilderung und Beleuchtung
Kritik übt Rittner auch an der Beschilderung der Radwege: „Hier wurde in den letzten Jahren nichts gemacht!“ Ebenso sollte die Beleuchtung der Plettenberger Radwege verbessert werden. „Die Beschilderung ist so schlecht, dass ein Ortsfremder nicht nach den Schildern fahren kann“, erklärt Rittner.
Die Kennzeichnung vorhandener Radwege sei mittlerweile so abgefahren, dass manche Radwege kaum oder gar nicht mehr als Radwege erkennbar seien. Einzelne Kennzeichnungen seien lebensgefährlich, wie das Fahrrad-Haltesymbol mitten auf der Straße in der Kurve Umlauf-Zimmerstraße.
„Das Ende des Radwegs am neuen Kreisel Zeppelinstraße-Grafweg ist einfach gefährlich und nicht nach Vorschrift“, sagt Rittner. Stattdessen sei der verfügbare Platz durch einen nicht notwendigen Kreisel-Bypass verbraucht worden.
Doch erkenne der heimische ADFC auch viele Verbesserungen für Radfahrer in Plettenberg in den vergangenen Jahren. So sei die Innenstadt jetzt für Radfahrer freigegeben, Radfahren im Schritttempo ist erlaubt. Der Lückenschluss des Radweges nach Landemert von der Landemerter Straße bis zum bereits vorhandenen Radweg ist erfolgt. Der Weiterbau des Radweges von der Lettmecke Richtung Attendorn durch Straßen.NRW erfolgt zur Zeit.
Begrüßt wird auch die Anlage von Radbügeln in der Innenstadt. „Hier wird sich in Zukunft erweisen, ob die Ausführung, Anzahl und Positionierung der Bügel angemessen ist und angenommen wird“, erklärt Rittner.
Von der Lenne bis nach Herscheid
Der ADFC Märkischer Kreis setze sich weiterhin für den möglichst ebenen Ausbau des Elsetalradweges von der Lenne bis nach Herscheid ein. „Dieser sollte auf der alten Bahntrasse bis zum Museumsbahnhof führen“, fordert Rittner. Hinter dem Bahnhof Hüinghausen biete sich die gemeinsame Streckenführung mit der Museumseisenbahn-Erweiterung durch den Rammbergtunnel an.

„Zum Verbesserung der Situation der Radfahrer und der Planung im Vorfeld wünschen sich ADFC-MK und die Ortsgruppe Plettenberg nach wie vor die Kommunikation mit der Verwaltung, wie mehrfach vom ADFC angeboten“, sagt Rittner. Um Plettenberg lebenswert und attraktiv zu erhalten, müsse sie den Radwegeausbau vorantreiben und dürfe nicht weiter hinter Kommunen wie Attendorn zurückfallen.
Die Rangliste der Kommunen in der Region
. Lüdenscheid: Note 5,15 (Platz 113 von 113 bei Kommunen 50 000 bis 100 000 Einwohner)
. Altena: Note 4,92 (Platz 473 von 474 bei Kommunen mit weniger als 20 000 Einwohnern).
. Meinerzhagen: Note 4,56 (Platz 434 von 447 bei Kommunen mit 20 000 bis 50 000 Einwohnern).
. Halver: Note 4,54 (Platz 456 von 474 bei Kommunen mit weniger als 20 000 Einwohnern).
. Kierspe: Note 4,78 (Platz 471 von 474 bei Kommunen mit weniger als 20 000 Einwohnern).
. Balve: Note 3,94 (Platz 248 von 474 bei Kommunen mit weniger als 20 000 Einwohnern).
. Attendorn: Note 4,07 (Platz 263 von von 447 bei Kommunen mit 20 000 bis 50 000 Einwohnern).
(*Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Da die jeweilige Zahl in manchen Kommunen nicht erreicht worden ist, fehlt für diese auch ein kommunenscharfes Ergebnis)