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Reparieren statt wegwerfen: Repaircafé hilft 

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Von: Johannes Opfermann

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Einmal im Monat findet in der Stadtbücherei das Repaircafé statt. Klaus Eckardt (2. von links) und Marco Urban (2. von rechts) gehören zu den Experten, die dort vermeintlich defekte Haushaltsgeräte wieder in Gang bringen. Oft sind es nur Kleinigkeiten.
Einmal im Monat findet in der Stadtbücherei das Repaircafé statt. Klaus Eckardt (2. von links) und Marco Urban (2. von rechts) gehören zu den Experten, die dort vermeintlich defekte Haushaltsgeräte wieder in Gang bringen. Oft sind es nur Kleinigkeiten. © fuhrmann

Ein kaputtes Gerät ist nicht gleich Schrott. Oft sind es Kleinigkeiten, die sich mit dem entsprechenden Knowhow und dem passenden Werkzeug wieder beheben lassen. Doch das ist für die Tüftler, die einmal im Monat beim Repaircafé kaputte Kaffeemaschinen oder CD-Player wieder flott machen, nicht immer so leicht.

Plettenberg – „Es wird so viel weggeworfen, obwohl es noch funktionstüchtig ist“, sagt Klaus Eckardt. Der 73-Jährige ist gelernter Elektriker, hat als Elektrotechniker und bis 2014 als Krafwerktsmeister im Kraftwerk Elverlingsen gearbeitet. „In meiner Lehrzeit habe ich noch gelernt, Sachen zu reparieren – aber das waren andere Zeiten“, sagt er. Zuhause repariere er alles, was anfällt. „Ich repariere gerne.“ Angefangen von Verlängerungskabeln oder Leuchtstoffröhren bis hinzu Holzmöbeln. „Ich arbeite gern mit Holz.“ Handwerklich anspruchsvoll sei das nicht unbedingt. „Aber reparieren braucht seine Zeit, die muss man sich nehmen.“

Reparatur lohnt sich finanziell nicht

Das sei auch ein Grund, warum so wenig repariert werde. „Wegen der Stundenlöhne lohnt es sich nicht mehr, ein Gerät in die Werkstatt zu bringen und reparieren zu lassen“, sagt er. Beim Repaircafé bieten er und andere Experten ihr Fachwissen dagegen kostenlos an und machen einmal im Monat in der Plettenberger Stadtbücherei alte Geräte wieder flott.

Zu dieser Gruppe aus sechs bis acht Leuten, die regelmäßig mit Rat und Tat zur Stelle sind, gehört auch Marco Urban. Der 46-Jährige, von Beruf Staplerfahrer, hat ein Faible für Mechanik. „Ich habe schon als Kind alles auseinander- und wieder zusammengebaut, weil ich wissen wollte, wie das funktioniert – eine kleine Macke sozusagen.“

Durch sein Hobby Modellbau – „ich habe Modellflugzeuge und -hubschrauber gebaut und geflogen“ – hat er mit Reparaturen schon einige Erfahrung, denn bei Abstürzen geht schon mal einiges zu Bruch. Die Teamarbeit im Repaircafé findet er besonders toll. „Das ist eine Bombentruppe. Wir ergänzen uns sehr gut, jeder weiß ein bisschen und so finden wir zusammen eine Lösung.“

Er kenne sich mehr mit mechanischen Dingen aus, andere wie Klaus Eckard mit der Elektronik. Häufig arbeiten auch zwei Leute an einem Gerät, um quasi in Detektivarbeit dem Grund für einen Defekt auf die Spur zu kommen.

„Wir kriegen nicht alles heile, aber so 70 bis 80 Prozent schon“, sagt Urban. „Es ist schön und macht Spaß, wenn die Leute sich darüber freuen, dass man etwas repariert hat, das ist eine ehrliche Freude. So etwas ist erfüllend.“

Es sind insbesondere ältere Plettenberger, die es erst einmal mit einer Reparatur versuchen wollen, bevor sie etwas wegschmeißen. Sie bringen etwa Bügeleisen, Nähmaschinen, Kaffeemaschinen und andere Haushaltsgeräte mit. „Zum Beispiel ist der Durchgang des Kables defekt. Dazu muss man ein Gerät auseinandernehmen“, sagt Eckardt. „Das sollte schon jemand machen, der sachkundig ist, sonst kann es schnell gefährlich werden.“

Oder jemand kommt mit einem vermeintlich kaputten CD-Player. „Da reicht es manchmal schon, die Linse sauber zu machen“, sagt Eckardt. In einem anderen Fall müsse bei einem 10-Euro-Radio aus dem Aldi nur ein Füßchen vom Ladekabel wieder angelötet werden, berichtet Urban. Auch so ein billiges Gerät müsse man wegen einer solchen Kleinigkeit nicht wegschmeißen.

Während andere sich in elektronischen Problemen festbeißen können, ist er auf die mechanische Seite von Geräten fokussiert. „Mir liegen alle Dinge mit Zahnrädern, das können zum Beispiel die Aufrollmechanik in einem Staubsauger sein oder das Mahlwerk in einem Kaffee-Vollautomaten“, sagt Urban. Auch in mechanischer Hinsicht ist vieles reparabel. „Häufige sind Motoren nicht kaputt, aber Teile sind schiefgestellt, sodass der Motor es nicht mehr schafft. Das sieht man aber erst, wenn man die Sachen auseinandergebaut hat.“

Spezialwerkzeug zum Öffnen der Geräte nötig

Doch hier liegt – egal ob ein elektronischer oder mechanischer Defekt vorliegt – das große Problem: Man kommt nicht ohne Weiteres an die Ursache heran. „Viele Geräte sind heutzutage von den Herstellern so konstruiert, dass man sie gar nicht reparieren kann oder es sehr schwierig gemacht wird“, erklärt Klaus Eckardt und Urban ergänzt: „Wir sehen in jedem Repaircafé, dass man die Teile nicht auseinandergebaut kriegt.“

Als Beispiel nennen sie besondere Schrauben, die sich nur mit Spezialwerkzeug lösen lassen. Das betreffe selbst kleine Küchengeräte. Das nötige Spezialwerkzeug hätten die meisten nicht zuhause. Die Experten, die den Besuchern des Repaircafés mit ihren beschädigten Geräten helfen, haben dagegen inzwischen eine ganze Reihe dieser Spezialwerkzeuge zur Hand.

Eckardt und Urban fänden es gut, wenn das Recht auf Reparatur gestärkt würde und Hersteller dazu verpflichtet werden, dass ihre Geräte leichter zu reparieren sind. „Wir kämpfen seit Jahren dafür unsere Ressourcen zu schonen. Wir müssen mit dieser einen Erde hinkommen und sie für die jüngeren Generationen erhalten“, sagt Eckardt. Die Verschwendung ärgert ihn. „Wenn ich sehe, was an den Straßen alles an gebrauchten Küchengeräten und Waschmaschen steht – es sind so viele Sachen, die könnte man reparieren und wieder nutzen“, klagt Eckardt, doch die Hersteller wolle lieber neue Geräte verkaufen. Aus Eckardts Sicht der falsche Weg. „Wir müssen von diesem Wahnsinnstrip runter und nicht noch mehr Müllberge produzieren mit intakten Geräten, die nicht mehr ,modern’ sind. Alles, was repariert werden kann, schont die Umwelt.“

Das findet auch Urban. „Ich wäre absolut dafür, dass Dinge leichter zu reparieren sind, denn man muss ja nicht alles gleich in die Tonne werfen“, sagt er.

„Genau das ist ja auch die Idee des Repaircafés. Wenn man etwas nicht selbst repareiren kann, kommt man zu uns. Das ist eine absolut geniale Geschichte.“

Das Repaircafé in der Stadtbücherei Plettenberg findet immer am zweiten Freitag im Monat von 14.30 bis 17.30 Uhr statt. Die nächsten Termine sind Freitag, 14. April, und Freitag, 12. Mai.

Recht auf Reparatur: Verbraucher sollen nach Vorschlägen der EU-Kommission ein sogenanntes Recht auf Reparatur für Geräte wie Staubsauger und Waschmaschinen bekommen. Dies solle dafür sorgen, dass mehr Produkte innerhalb der gesetzlichen Garantiezeit repariert werden und ein unnötiges Wegwerfen von Produkten verhindern. Nach Ablauf der Garantie sollen durch das Vorhaben zudem einfachere und kostengünstigere Möglichkeiten geschaffen werden, technisch reparierbare Produkte wie Staubsauger, Spül- und Waschmaschinen sowie zu einem späteren Zeitpunkt Tablets und Smartphones zu reparieren. Das Europaparlament und die EU-Staaten müssen über die Vorschläge und einen Kompromiss aushandeln.

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