Engpässe-Gesetz: Apotheker im Kreis üben heftige Kritik

Eigentlich soll das neue Engpässe-Gesetz, dessen erste Lesung am Mittwoch im Bundestag stattfindet, die Arbeit der Apotheken erleichtern und Liefer-Engpässe bei Medikamenten zumindest abmildern.
Plettenberg – Doch aus Sicht der heimischen Apotheker sei genau das Gegenteil der Fall. „Engpässe werden auch nach Verabschiedung dieses Gesetzes auf absehbare Zeit die Tätigkeit in der Apotheke vor Ort bestimmen. Jedoch werden die Möglichkeiten, im Falle von Lieferproblemen Alternativen für die Patienten zu finden, durch den Gesetzentwurf eher beschränkt als verbessert“, kritisiert Jörg Lehmann, Vorsitzender der Bezirksgruppe Märkischer Kreis (Süd) im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). Lehmann betreibt unter anderem Apotheken in Plettenberg und Herscheid.
„Auch löst das Gesetz keines der weiteren akuten Probleme, die die pharmazeutische Versorgung der Bürger durch ein flächendeckendes Apothekennetz gefährden: weder das Problem der über-bordenden Bürokratie noch der ungerechtfertigten Regresse durch Krankenkassen und schon gar nicht der mittlerweile defizitären Vergütung“, erklärt Jörg Lehmann.
Protesttag am 14. Juni
Auf diese enormen Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheitspolitik der Bundesregierung wollen die Apotheken im Märkischen Kreis mit einem Protesttag aufmerksam machen. Am 14. Juni sollen deshalb „sehr viele“ Apotheken geschlossen bleiben. „Die Notdienstapotheken stehen hingegen bereit, um den Patienten bei akuten Problemen zu helfen“, sagt Lehmann. „Planbare Medikationen aber sollten die Bürger an den Vortagen in ihrer vertrauten Apotheke abholen – oder danach, falls möglich.“
Man protestiere damit vor allem auch für die Patienten. „Sie sind ebenso Leidtragende, wenn Arzneimittel zunehmend knapp werden und das flächendeckende Apothekennetz ausdünnt“. Denn nur die Apotheken vor Ort versorgten die Patienten im Nacht- und Notdienst, stellten bei Bedarf individuelle Rezepturen her und fänden im Falle von Engpässen, aber auch bei Neben- und Wechselwirkungen oder anderen Problemen mit der Arzneimitteltherapie Lösungen, oft im direkten Austausch mit dem behandelnden Arzt. „Die Vergütung für all diese Leistungen ist aber nicht mehr auskömmlich“, sagt Lehmann. Sie sei in den vergangenen 20 Jahren nur ein einziges Mal um wenige Cent erhöht worden. Stattdessen habe die Regierung die Vergütung in dieser von steigenden Energiepreisen und hoher Inflation geprägten Zeit sogar noch gekürzt. „Das können wir nicht mehr länger durch Einsparungen kompensieren. Die Luft ist endgültig raus“, sagt Lehmann.
Der Apothekerverband Westfalen-Lippe vertritt die Interessen von rund 1300 Apothekeninhabern mit mehr als 1700 Haupt- und Filialapotheken. Er versteht sich als Zweckverband für die wirtschaftlichen, rechtlichen und berufspolitischen Interessen seiner Mitglieder und vertritt diese nach außen.