Der Facharzt für Allgemein-, Notfall- und Palliativmedizin ist sichtlich überrascht über diesen Zulauf, der aber zeigt, wie sehr die Ohler nach der Schließung der Praxis Csapo/Hülsmann eine neue Hausarztpraxis herbeigesehnt haben. Die meisten kommen an diesem Morgen, um sich anzumelden oder um einen Termin für die kommenden Wochen zu vereinbaren; einige bedürfen aber auch direkt einer Behandlung.
Viele blicken bei der Anmeldung in ein bekanntes Gesicht, denn Karen Schuster war bereits bei Rodica Csapo und Ute Hülsmann angestellt. Neben ihr sind Valentina Heta und Elke Beckmann als medizinische Fachangestellte in der neuen Praxis dabei – mit Ruhe und Geduld erfassen sie Patientendaten über Patientendaten.
Viele gute Wünsche und Geschenke erhält Jan Landscheidt an diesem Mittwoch, auch von den Vermietern Wendy Joana Díaz Gómez-Dringenberg und ihrem Mann Sebastian Dringenberg sowie Bürgermeister Ulrich Schulte. „Schön, dass es so angenommen wird. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, herzlich willkommen hier in Plettenberg“, freut sich das Stadtoberhaupt sehr über den Neuanfang in der Ohler Hausarztpraxis.
Hell und einladend wirkt die neue Praxis, „alte“ Patienten werden den Empfang gleich wieder erkennen, doch ansonsten hat sich die Aufteilung der Räume etwas verändert. Zwei Sprechzimmer, ein Behandlungszimmer mit EKG und ein Labor stehen zur Verfügung, „ein paar Möbel fehlen aufgrund von Lieferschwierigkeiten noch“, erzählt der neue Mediziner. Die Technik läuft dank des Einsatzes eines EDV-Mitarbeiters vorerst, dennoch wartet man sehnlich auf den Glasfaser-Anschluss.
Die Arbeit in der Praxis sei mit hohem technischen Aufwand verbunden, beispielsweise für die elektronische Krankschreibung oder die Übermittlung eines EKG.
Im Hausarztzentrum am Grafweg gibt es am Mittwoch ebenfalls Grund zur Freude, denn dort kann der Ärztliche Leiter Dr. Sebastian Vieregge die beiden neuen Kolleginnen Dr. Katharina Wernecke und Thuraya Masoud begrüßen, die zuvor im Lüdenscheider Klinikum beschäftigt waren. Nach ihrer rund vierwöchigen Einarbeitung sollen beide eigene Patienten übernehmen und das medizinische Spektrum im Hausarztzentrum erweitern. Laut Vieregge soll ab Sommer die Sprechstundenzeit über Mittag ausgeweitet werden, um auch flexiblere Arbeitszeitmodelle möglich zu machen.
Sehr vorteilhaft sei, dass die Ärztinnen in vielen Punkten vom Backoffice um Praxismanager Dirk Hollweg und Lisa-Marie Voit entlastet würden und mit Themen wie Urlaubsplanung, den Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung oder anderen bürokratischen Dingen nichts zu tun hätten.
Dr. Katharina Wernecke lobt die Struktur des Medizinischen Versorgungszentrums: „Ich glaube, dass die klassische Hausarztpraxis langfristig ausstirbt“, sagt die Plettenbergerin, die es schätzt, in einem Team zu arbeiten, in dem man sich untereinander austauschen könne.
Praxismanager Dirk Hollweg, der vom einstigen Mitschüler Sebastian Vieregge im Oktober nach Plettenberg gelotst worden war, ist froh, dass der um die Weihnachtszeit drohende Aufnahmestopp von Patienten mit den Neueinstellungen abgewendet worden ist.
Der Allgemeinmediziner Jan Landscheidt profitiert bereits von der neuen Förderrichtlinie der Stadt Plettenberg, um die Neuansiedlung von Ärzten im Stadtgebiet zu unterstützen. Ärztinnen und Ärzte, die eine vertragsärztliche Tätigkeit als Arzt (Facharzt und Allgemeinmediziner) aufnehmen, können demnach einen sogenannten verlorenen Zuschuss bis maximal 50 000 Euro seitens der Stadt Plettenberg erhalten.
Förderungsfähig sind dabei:
– Kosten des Praxisumzugs; ein Praxisumzug innerhalb der Stadt Plettenberg wird allerdings nicht gefördert
– Umbau, Renovierung sowie Praxismobiliar
– Anschaffung von medizinischen Geräten und Praxisausstattung (EDV-Ausstattung, Behandlungsräume sowie Laboreinrichtung und -ausstattung)
– Übernahme (für maximal drei Jahre) der monatlichen Miete für gemietete Praxisräume bis zur Höhe von maximal 2 000 pro Monat ohne eine etwaige Umsatzsteuer.