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 „Angeklagter fühlt sich ausgenutzt“: Drogenköche legen Geständnisse ab

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Von: Thomas Krumm

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Drogenköche aus Plettenberg sollen 36 Kilogramm Amphetamin produziert haben
36 Kilogramm Amphetamin sollen die beiden Plettenberger auf Anweisung des mittlerweile untergetauchten Drahtziehers produziert haben. © Symbolfoto: dpa

Weitgehende Geständnisse haben zwei Drogenköche aus Plettenberg im Landgericht Hagen abgelegt.

Plettenberg – Verteidiger Christian Simonis gab für seinen 31-jährigen Mandanten eine entsprechende Erklärung ab und schilderte die Hintergründe der Aktivitäten seines Mandanten. Doch treibende Kraft sei jemand anderes gewesen: Der eigentliche Drahtzieher der Amphetamin-Produktion habe „die Taten aus der Ferne dirigiert“ und seinen Schwager in Plettenberg und dessen Mitangeklagten zu den Taten angestiftet.

Diese „Ferne“ wurde als „nichteuropäisches Ausland“ eher vage umschrieben. Es handelt sich aber offenbar um die Türkei. Der Anwalt beschrieb diesen Drahtzieher, den er bereits „vor zehn bis zwölf Jahren“ erstmals vor Gericht verteidigt hatte, als eine „direktive und charismatische“ Persönlichkeit – also jemanden, der anderen gerne sagt, was sie tun sollen und dabei auch noch überzeugend und durchsetzungsstark auftritt. Sein Mandant habe sich den immer wieder erneuerten unsittlichen Angeboten seines Schwagers lange Zeit entzogen. 2021 habe er sich aufgrund eines gewissen Finanzbedarfs schließlich überzeugen lassen, in den Produktionsprozess der Amphetamine einzusteigen.

Er besorgte Zutaten und arbeitete sich in die Chemie des Aufputschmittels ein. „Er hat in vereinzelten Fällen beim Produktionsprozess mitgeholfen.“ Der Drahtzieher in der Türkei kümmerte sich aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung in diesem illegalen Geschäftszweig um die Abwicklung der Bestellungen und vermittelte die Abnehmer.

Drogenköche produzieren 36 Kilo Amphetamin

Seine Projekte hätten „sehr schnell eine große Dynamik“ angenommen, der sich sein Mandant nur schwer entziehen konnte, erklärte Verteidiger Christian Simonis. „Er bedauert das sehr, ist sauer und fühlt sich ausgenutzt.“ Laut Anklage produzierten die beiden Angeklagten etwa 36 Kilogramm Amphetamin unterschiedlicher Qualitäten. Der Angeklagte zeigte sich angesichts dieser Menge „erschrocken, was an Quantität zusammengekommen ist“. Die mögliche Rechnung kam bereits von der Staatsanwaltschaft, die die Einziehung von 150 000 Euro von den Angeklagten beantragt hat. Sein Mandant habe für seine Aktivitäten aber lediglich einen „niedrigen vierstelligen Betrag“ erhalten, erklärte der Anwalt.

Auch der 40-jährige Mitangeklagte habe unter dem Einfluss des Drahtziehers in der Türkei gestanden, erklärte dessen Verteidiger Dr. Carsten Keil. Die Erlöse aus der Produktion des Amphetamin habe sein Mandant zur Finanzierung seines Eigenkonsums gebraucht. Wegen der diagnostizierten Drogenabhängigkeit könnte die 6. große Strafkammer des Landgerichts den 40-Jährigen auch in eine Entziehungsanstalt statt ins Gefängnis schicken.

Bestätigt werden die Berichte über die bedeutende Rolle des Drahtziehers in der Türkei durch die Protokolle von Telefongesprächen, die die drei Beteiligten miteinander führten. Wie so vielen anderen Drogenhändlern wurde auch ihnen die Entschlüsselung des Encrochat-Kommunikationssystems zum Verhängnis. Der dritte Mann hatte den beiden Angeklagten die Kryptohandys zur Verfügung gestellt, damit er seine Aktivitäten vom „nichteuropäischen Ausland aus fortsetzen konnte“.

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