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Abschied vom „Wassermann“: Jürgen Denker nach 40 Jahren bei den Stadtwerken im Ruhestand

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Von: Georg Dickopf

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Gemeinsam mit den Stadtwerke-Kollegen wurde der Abschied von Jürgen Denker gefeiert.
Gemeinsam mit den Stadtwerke-Kollegen wurde der Abschied von Jürgen Denker gefeiert. © Denker

Der letzte Tag des Jahres ist für Jürgen Denker nach über 40 Jahren auch der Zeitpunkt, sich von den Stadtwerken Plettenberg zu verabschieden.

Plettenberg – Es ist ein besonderer Tag, denn zum einen geht der im Oestertal aufgewachsene Denker nach fast 43 (!) Jahren in den vorzeitigen Ruhestand und zum anderen endet am Silvestertag gewissermaßen auch die Geschichte der Stadtwerke Plettenberg. Deren Vertrieb von Gas, Wasser- und Strom wird ab 2023 von der Enervie-Gruppe genommen – übrig bleibt nur noch ein kleiner Kern an Mitarbeitern – alle anderen wechseln zum Hagener Energieversorger.

Dass mit dem Deal für die nächsten zehn Jahre verbindlich Geld von Hagen nach Plettenberg fließe, sei zwar schön, doch die direkte Nähe zum örtlichen Energieversorger verschwinde damit ein Stück weit. Seinen Abschied von den Stadtwerken Plettenberg feierte Denker kürzlich im Kreise der langjährigen ehemaligen Stadtwerke-Kollegen. „Es waren alle Kollegen da“, sagt der Fast-Rentner zu der für ihn unvergesslichen Abschiedsfeier, die für die Teilnehmer auch eine Stadtwerke-Abschiedsfeier gewesen sei.

Aufgewachsen ist Jürgen Denker gemeinsam mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Andreas, dem Leiter des Plettenberger Bauhofes, in Kückelheim.

Mitbegründer des Brunnenfestes

Als Jugendlicher war er einer der Mitbegründer des Brunnenfestes in Dingeringhausen, ehe es ihn schließlich ins städtische Lüdenscheid zog, wo er auch seine spätere Frau heiratete.

„Meine Tochter, zu der ich ein sehr enges Verhältnis habe, ist heute 32 Jahre alt“, sagt Denker, der 1974 eine Ausbildung als Technischer Zeichner bei HB Seissenschmidt begann und dann 1980 zu den Stadtwerken wechselte, wo er zunächst für die Leitungspläne im Gas- und Wasserbereich verantwortlich war.

Ein Bild aus den Anfangstagen mit Johanna Winner, Jürgen Denker, V. Abel und Gerd-Wilhelm Klaas.
Ein Bild aus den Anfangstagen mit Johanna Winner, Jürgen Denker, V. Abel und Gerd-Wilhelm Klaas. © Denker

Eingestellt wurde er damals von Friedrich Stengel, der von Gerd-Wilhelm Klaas abgelöst wurde, ehe schließlich Dr. Uwe Allmann das Ruder übernahm. Auch wenn der Kopf bei den Stadtwerken in den über 40 Jahren stets ein anderer war, so war Jürgen Denker gewissermaßen das Herz und die gute Seele des Energieversorgers. Der Plettenberger unternahm Führungen in den Wasserwerken, warb für Gasanschlüsse, übergab Spendenschecks und sorgte für gute Laune in der Stadtwerke-Hütte auf dem Johannimarkt.

„Als ich bei den Stadtwerken anfing, gab es 800 Gasanschlüsse. Heute sind es über 4000“, weiß der 64-Jährige, der in den Wohngebieten Eschen und Burg viele Klinken putzte und bis zuletzt immer auf der Höhe war in Sachen Baustellenplanung und Gasanschlüsse.

Jürgen Denker mit dem vielleicht besten Wasser der Welt, das in Plettenberg aus dem Uferfiltrat der Lenne gewonnen wird.
Jürgen Denker mit dem vielleicht besten Wasser der Welt, das in Plettenberg aus dem Uferfiltrat der Lenne gewonnen wird. © Dickopf

Auf Denkers Initiative ging auch der Stadtwerke-Kalender zurück, der kostenlos oder gegen eine kleine Spende erhältlich war und historische Ansichten der Stadt Plettenberg zeigte. Fast 30 Jahre lang (bis 2019) gab es den beliebten Kalender, der ganz nebenbei eine Spendensumme von insgesamt 50 000 Euro erbrachte. Das Spendengeld ging anfangs an die Tschernobyl-Hilfe und später größtenteils an Kindereinrichtungen im Oestertal.

Markanter Einschnitt im Leben

Auf privater Ebene gab es vor über 20 Jahren einen markanten Einschnitt im Leben von Jürgen Denker, als ihn ein bekannter Plettenberger kurzerhand mit auf eine Tour durch das Kölner Szeneviertel mitnahm. „Ich bin im Oestertal ganz behütet aufgewachsen und dort gab es keine Schwulen. Wenn ich mit 20 Jahren in Köln gelebt hätte, wäre mein Leben vielleicht ganz anders gelaufen“, sagt Denker, der nach seinem persönlichen Coming out feststellen musste, das Schwulsein auf dem Lande nicht immer ganz einfach ist.

Der 64-jährige Lüdenscheider bei einer der zahlreichen Führungen im Sieseler Wasserwerk oder den einzelnen Hochbehältern.
Der 64-jährige Lüdenscheider bei einer der zahlreichen Führungen im Sieseler Wasserwerk oder den einzelnen Hochbehältern. © Opfermann, Johannes

„Ich bin aber immer sehr offen damit umgegangen und wenn damit jemand ein Problem hatte, war es eben sein Problem“, sagt Denker, der sich seinerzeit folgerichtig von seiner Frau trennte, sich bis heute aber bestens mit der Mutter der gemeinsamen Tochter versteht.

In seiner Freizeit entdeckte Jürgen Denker die Liebe zum Tanzsport und gab jahrzehntelang Tanzkurse in der Lüdenscheider Tanzschule Geza Lang.

Engagiert bei der Lebenshilfe NRW

Seit zwei Jahren engagiert sich der in Lüdenscheid lebende Denker bei der Lebenshilfe NRW. „Dabei unternehme ich Urlaube mit beeinträchtigten Menschen und versuche ihnen ein Stück Lebensfreude zu vermitteln. Solche Begegnungen zeigen einem immer, wie klein die eigenen Probleme sind“, sagt Denker, der sich zukünftig noch mehr für die Lebenshilfe engagieren will.

Zu seiner Ära bei den Stadtwerken sagt Denker: „Es war eine sehr schöne Zeit mit vielen schönen Erlebnissen, die ich nicht missen möchte. Und auch weil es die Stadtwerke ab dem 1. Januar in der bisherigen Form nicht mehr gibt, ist es jetzt der passende Moment, um Abschied zu nehmen.“

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