Bettina Neumann ist froh auch über den Rückhalt in der Kundschaft. „Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, dass das Geschäft irgendwann nicht mehr ist“, erinnert sich Bettina Neumann an die Ankündigung von Friedrich Karl Geske und seiner Frau Anne, das Geschäft vor wenigen Jahren in treue Hände an einen Nachfolger übergeben zu wollen und den wohlverdienten Ruhestand anzutreten. Nach Rücksprache mit den Kolleginnen und ihrem Mann Jörg stand dann aber der Entschluss schnell fest: Bettina Neumann übernahm das Geschäft, das sie nach kurzer Renovierungspause am 9. Januar 2018 wieder eröffnete – für sie ganz selbstverständlich weiter unter demselben Namen, der in Plettenberg für Qualität steht. Schon unter Günter Geck hatte Bettina Neumann bei Bitzhenner gearbeitet, war nach kurzer Unterbrechung seit dem Jahr 2000 bei Friedrich Karl Geske angestellt.
Und das Team harmoniert bis heute, ist eng verbunden und hält zusammen. „Mein tolles Team im Rücken ist ganz viel wert“, betont Bettina Neumann immer wieder. Alle sind nach wie vor an Bord – stundenweise auch Friedrich Karl Geske –, dazu hat Bettina Neumann zwei weitere Uhrmacher angestellt. Vincent Haake stammt aus Essen und ist für den Job extra nach Plettenberg gezogen. Gemeinsam hat das Team die Corona-Pandemie gemeistert und trotzt auch der Kriegssituation in der Ukraine. Die Geschäftsfrau sagt: „Corona hat mir schon schwer Bauchschmerzen bereitet.“ Deprimiert sei sie gewesen von der Situation, die so noch niemand erlebt habe. Doch der Optimismus kam nicht abhanden: „Es wird schon werden“, glaubte Bettina Neumann.
Der Werkstattbereich durfte damals geöffnet bleiben, Trauringe wurden tatsächlich draußen im Eingangsbereich verkauft. Der Service-Gedanke, der auch bei Uhren und Schmuck Bitzhenner ganz klar im Vordergrund steht, zahlte sich in der Pandemie aus. „Die Leute waren viel entspannter, hatten mehr Zeit“, stellt Bettina Neumann rückblickend fest.
Bettina Neumann und ihr Team planen anlässlich des Jubiläums verschiedene Aktions-Monate, die im März starten.
März – Trauring-Monat: 12,5 Prozent Rabatt auf Trauringe, angelehnt an das 125-jährige Jubiläum
April – Service-Monat: Schmuck reinigen gegen eine Spende für einen guten Zweck
Mai – Service-Monat: Batteriewechsel zum Sonderpreis
Juni – Ohrlöcher stechen: Aktionspreise; 24. Juni: Tag für Kinder zum Ferienstart
Juli – Eissommer: Eisgutschein für jeden zehnten Kunden
August – Rabatt-Monat: Aktions-Rabatte auf Neuware
September – „Finde eine Quittung“ – Die drei Kunden mit den ältesten Bitzhenner-Quittungen erhalten einen Gutschein.
Oktober – Jubiläum: Samstag, 14. Oktober, Sektempfang anlässlich des 125-jährigen Bestehens
Doch als die schlimmste Zeit überbrückt schien, kam der Krieg: „Das war wieder ein ganz anderes Kapitel“, sagt die Geschäftsfrau. Wollten die Menschen nach den Lockdowns raus und einkaufen, habe man sich im vergangenen Jahr kaum getraut, Geld auszugeben. Eine Entwicklung, die auch Bettina Neumann mit Sorge sah und doch weiß sie: „Die Plettenberger Kunden sind schon treu.“ Dabei kommt die Kundschaft längst nicht nur aus der Vier-Täler-Stadt, sondern auch aus Finnentrop, Neuenrade oder Schalksmühle.
Und bei ihr macht sich auch immer mehr das Thema Nachhaltigkeit bemerkbar: „Die Menschen lassen wieder mehr reparieren und werfen nicht alles sofort weg“, freut sich Bettina Neumann. Ein großer Vorteil für den Plettenberger Betrieb: Reparaturen können direkt vor Ort vom eigenen Team erledigt werden.
Große Vorfreude herrscht nun auf die nächsten Monate: Das eigentliche 125-jährige Jubiläum jährt sich zwar erst im Herbst – Robert Bitzhenner eröffnete sein Fachgeschäft am 15. Oktober 1898. Das wird am 14. Oktober mit einem Sektempfang gefeiert. Doch schon bis dahin möchte das Team mit zahlreichen Monats-Aktionen das Jubiläumsjahr mit den Kunden gebührend feiern.
Auf eine 125-jährige Geschäftstradition können heutzutage nicht mehr viele Einzelhandelsgeschäfte zurückblicken. Doch das Geschäftshaus an der Neue Straße hat genau diese lange Tradition. Günter Geck hat noch Aufzeichnungen anlässlich des 75-jährigen Jubiläums:
„Nach der damals üblichen jahrelangen Gesellenwanderschaft gründete der aus Werdohl stammende Uhrmachermeister und Optiker Robert Bitzhenner am 15. Oktober 1898 sein stadtbekanntes Fachgeschäft an der Neue Straße. Hier stand ein altes Fachwerkhaus, wo Werkstatt, Verkaufsraum und ein kleines Schaufenster eingerichtet wurden.
Eine Betriebsvergrößerung wurde 1908 durch den Neubau des jetzigen Hauses mit drei Schaufenstern geschaffen. 1939 trat der Schwiegersohn Alfred Geck, Uhrmachermeister und Optiker, mit seiner Frau Hertha, geborene Bitzhenner, in den Betrieb ein. In den 70er Jahren fanden zwei größere Geschäftsumbauten statt, welche den Räumen nun das heutige Aussehen geben.
Drei nur mit den neuesten Maschinen ausgestattete Werkstätten für Augenoptik, Uhrmacherei und Goldschmiede grenzen an den Laden mit separater Verkaufsecke und modernsten Sehschärfenprüfraum. Seit 1965 arbeitet die dritte Generation Gertrud Geck, Goldschmiedin, und Günter Geck, Augenoptikermeister und Uhrmachermeister, im Betrieb mit. Zur Zeit umfasst das Geschäft außer den vier Familienangehörigen zwei Augenoptiker und zwei Verkaufskräfte. Ob Uhrenverkauf oder Reparatur, Schmuckgestaltung oder Fertigverkauf, Brillenanmessung und Anfertigung befindet sich alles unter einem Dach. Man ist bemüht, auch weiterhin mit dem technischen Fortschritt zum Wohle des Kunden und zu aller Zufriedenheit weiterzuarbeiten.“
Was vor 50 Jahren galt, ist nach wie vor aktuell. Einziger Unterschied: Heute ist das Ursprungsgeschäft zweigeteilt: Das Optikgeschäft Bitzhenner befindet sich am Obertor und wird von Günter Gecks Sohn Ingo geführt, Uhren und Schmuck Bitzhenner führt Bettina Neumann an der Neue Straße.