Zuschauerin weint vor Lachen: Schmölen Jochen ist zurück

Das war eine fulminante Rückkehr von Schmölen Jochen: Am Freitagabend trat Ludger Heitmann in seiner Paraderolle erstmals nach zwölf Jahren wieder vor ein Publikum.
Neuenrade – Und das begeisterte er vom Stand weg mit seinen Dönekes und seinen durchaus auch zeitkritischen Ausführungen. Eine Frau im Publikum konnte am Ende gar nicht mehr aufhören zu lachen. Ihr liefen die Tränen übers Gesicht, welches sich tiefrot verfärbte.
Und immer wieder unterbrach sie Schmölen Jochen, der vergeblich versuchte, in seinem Programm fortzufahren, sodass der Künstler sie schließlich fragte: „Na, brauchste’n Schnaps?“
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Thekenkultur von Forum Neuenrade feierte Heitmann in der Altstadt-Kneipe Zur Linde sein Comeback vor ausverkauftem Haus. Gleich zu Beginn stellte er klar: „Statistisch gesehen ist heute Abend eine Person hier, die nicht alle an der Waffel hat. Und vielleicht bin ich es.“
Schmölen Jochen, einst bekannt für Kalauer und Zoten, ist nicht nur älter geworden, sondern auch gereift. Das sieht der Kenner nicht nur am Jackett, welches der Comedian nun bei seinen Auftritten trägt.
Es wird auch deutlich daran, dass er politisch und gesellschaftskritisch Stellung nimmt. „Ich weiß“, gestand er, „dass ich dabei manchmal auch gemein bin. Aber ich verspreche, dass ich damit aufhöre, wenn die anderen aufhören, doof zu sein.“

Das Programm – während der Corona-Zeit entstanden – geht auch auf die Ereignisse rund um die Pandemie ein. Zu den Montagsspaziergängern etwa sagt Schmölen Jochen: „Das sind Leute, die stehen am Hafen und warten auf den Zug.“ Doch er hat einen Vorschlag: „Man bohrt denen am besten ein Loch in die Schädeldecke. Dann können sie immerhin noch als Nistkästen fungieren.“
Er selbst habe zwar auch nicht alles gut gefunden, was die vergangenen Jahre geprägt habe, doch die Politik habe doch vieles richtig gemacht. Und wer mache schon wirklich alles richtig? „Perfekte Eltern haben keine Kinder“, spitzt der Komiker zu – und erntet nickende Köpfe im proppenvollen Saal.
Hier und dort schlägt Schmölen Jochen aber auch Protest entgegen, etwa wenn er seine Zuhörer auffordert: „Denken Sie an etwas Schönes – also nicht an Schalke.“ Doch er fängt sie alle wieder ein, wenn er moniert: „Sowas wie die Mondlandung würden wir doch heute gar nicht mehr hinbekommen. Wir scheitern ja schon an einer simplen Rettungsgasse.“
Der Künstler moniert die Auswirkungen des Informationsüberflusses, die das Internet-Zeitalter mit sich bringt: „38 Prozent aller Menschen wissen nicht, was eine Inflation ist, aber sie würden sich sofort dagegen impfen lassen.“ Sonderapplaus erhält Schmölen Jochen, als er ausruft: „Solange wir auf Demos oder Konzerten noch ‘Nazis raus’ rufen müssen, haben wir eindeutig zuviele von denen.“
Schmölen Jochen bezieht Stellung, er erzählt Schenkelklopfer und er imitiert gekonnt Marcel Reich-Ranicki, Klaus Kinski und Herbert Knebel. Er zündet also ein Feuerwerk, das genau nach dem Geschmack seiner Zuschauer ist – ob mit oder ohne Schnaps.
Am kommenden Freitag, 10. März, tritt Schmölen Jochen abermals in der Gaststätte Zur Linde auf. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr und ist ausverkauft.