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Unternehmer diskutieren: Vier-Tage-Woche als ein Lösungsansatz

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Von: Carla Witt

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Claus Hegewaldt von der SIHK nahm an der Diskussion teil. Er sprach mit Blick auf den Mangel von Auszubildenden und späteren Fachkräften von einer „wahnsinnig komplizierten Gemengelage“ .
Claus Hegewaldt von der SIHK nahm an der Diskussion teil. Er sprach mit Blick auf den Mangel von Auszubildenden und späteren Fachkräften von einer „wahnsinnig komplizierten Gemengelage“ . © witt

Welche Kompromisse müssen Arbeitgeber eingehen, um Auszubildende – und somit spätere Fachkräfte – für ihr Unternehmen zu gewinnen? Ist die vier Tage Woche eine Option? Wie kann es gelingen, die Jugendlichen zu erreichen, die nach ihrem Schulabschluss nicht für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, obwohl sie keine schulische Laufbahn eingeschlagen haben?

Neuenrade – Viele Fragen – auf die es keine einfachen Antworten gibt. Das wurde in dieser Woche im Rahmen des Wirtschaftsfrühstücks im Neuenrader Kaisergarten deutlich. Neben zahlreichen Neuenrader Unternehmern beteiligten sich auch Claus Hegewaldt von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) sowie Eva Päckert, die Leiterin der Hönnequell-Schule (HQS), an der regen Diskussion.

Die berufliche Orientierung sei an der HQS ein großes Thema, sagte Eva Päckert. Neben Praktika gebe es in den Jahrgangsstufen sieben und acht regelmäßig eine Stunde, die diesem Thema gewidmet sei. Unternehmer könnten sich den Jugendlichen in diesem Rahmen vorstellen, bot die Schulleiterin an, auch Betriebsbesichtigungen könnten organisiert werden. „Wir sehen ihren Bedarf“, unterstrich Päckert. Regelmäßig erhalte sie E-Mails mit Ausbildungsangeboten für HQS-Schüler.

Einig waren sich alle Beteiligten in einem Punkt: Die Eltern müssen mit ins Boot geholt werden. Denn viele von ihnen hätten noch im Kopf, dass es für die Zukunft ihrer Kinder besser sei, wenn sie sich nach dem regulären Schulabschluss noch weiter schulisch qualifizieren anstatt eine Ausbildung zu beginnen. Andererseits könnten sie ihren Kinder auch beim Start auf dem Arbeitsmarkt helfen, wenn diese nach der Schulzeit einen Durchhänger hätten.

„Es ist eine wahnsinnig komplizierte Gemengelage“, machte Claus Hegewaldt deutlich, dass viele Faktoren zur Ausbildungs- beziehungsweise Fachkräfteproblematik beitragen würden. So gelte es für die Arbeitgeber umzudenken und neue Formate und Instrumente auszuprobieren. Ausbildungsscouts, junge Menschen, die in den jeweiligen Unternehmen beschäftigt sind und die Schulen besuchen könnten, hätten beispielsweise in der Regel einen deutlich besseren Zugang zu Jugendlichen als eine gestandene Fachkraft.

Auch habe die Generation Z – so werden junge Menschen bezeichnet, die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren sind – ganz andere Ansprüche an den Arbeitsmarkt als die Generationen zuvor. „Sie wollen genau wissen, wo sie in fünf Jahren stehen, wenn sie sich für ein Unternehmen entscheiden.“ Auch die Work-Life-Balance – also das Verhältnis von Arbeits- und Privatleben sei ihnen extrem wichtig.

Eventuell sei die Vier-Tage-Woche eine Option, hieß es aus der Runde. Dass sah Alexander Klinke, Chef der Julius Klinke GmbH & Co. KG, skeptisch: „Wir haben jetzt schon zu wenig Fachkräfte. Wenn sie künftig noch weniger arbeiten, dann können wir den Laden zumachen.“ Zudem könne es sich kein Unternehmen leisten, wenn Arbeitnehmer für den gleichen Lohn weniger arbeiten würden.

Daniel Wingen, Geschäftsführer des Drahtwerks Elisental, konnte Klinkes kritische Haltung zwar nachvollziehen, wollte der Vier-Tage-Woche aber keine generelle Absage erteilen: „Ich denke, dass wir uns damit einfach beschäftigen müssen.“ Denkbar seien beispielsweise Modelle, die zwar nur vier Arbeitstage vorsehen würden, an denen dann aber jeweils länger gearbeitet werden müsse.

Claus Hegewaldt verwies in diesem Zusammenhang, auf seine Erfahrungen: „Die jungen Menschen der Generation Z sind leistungswillig – aber sie setzen andere Prioritäten als wir das bisher kannten.“

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