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Schuldnerberatung via Bildschirm: Pilotprojekt in Neuenrade

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Von: Peter von der Beck

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Kurt Maurer, Ira Valsamidou und Petra Bauer präsentieren die Station zur Videoberatung. Im Hintergrund der gewaltige Bildschirm, der sicher ein realistisches Beratungsszenario liefert.
Kurt Maurer, Ira Valsamidou und Petra Bauer präsentieren die Station zur Videoberatung. Im Hintergrund der gewaltige Bildschirm, der sicher ein realistisches Beratungsszenario liefert. © von der Beck

Der Computerbildschirm würde sich bestens für die Übertragung von Sportereignissen eignen –  doch hier geht es um eine Beratung durch Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (Awo).

In Zimmer 3 des Rathauses in Neuenrade können sich Ratsuchende in Erziehungsfragen, nach vorheriger Terminvergabe, via Bildschirm ausführlich beraten lassen ohne extra per Bus nach Meinerzhagen fahren zu müssen, wo die zuständige Awo-Fachfrau sitzt. Auch Kur- oder Schuldnerberatung ist über das neue Liveangebot via Internet möglich.

Technischen Support liefert dabei die Stadt Neuenrade via Kurt Maurer, der sich um das Zustandekommen der Verbindung kümmert. In der Regel soll es aber so sein, dass der Gesprächspartner schon auf dem Bildschirm zu sehen ist, wenn der Ratsuchende den Raum betritt.

Die Vertraulichkeit wird gewahrt

Klare Sache, dass bei dem Ganzen die Vertraulichkeit gewahrt wird. Inhaltlich ist die Stadt außen vor. Vorbereitet ist zudem ein Scanner, sodass später zum Beispiel im Zuge der Schuldnerberatung Dokumente bearbeitet werden können. „Gemeinsame Dokumentenbearbeitung über Distanz ermöglichen“, heißt das bei den Wissenschaftlern. Denn: Es handelt sich dabei um ein von den Unis Bielefeld und Trier initiiertes Projekt. Zum Hintergrund: Konkretes Ziel ist es, „wohnortnahe, stationäre psycho-soziale Videoberatung in einer vertrauenswürdigen institutionellen Umgebung“ zu gewährleisten.

Bereits im Sommer 2021 starteten die Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Udo Seelmeyer (FH Bielefeld; Projektleitung), Philipp Waag, Prof. Dr. Marc Weinhardt (Uni Trier) und Anne-Kathrin Schmitz das Projekt. Prof. Dr. Dominic Becking und Matti Laak übernahmen dabei den Bereich Informatik. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege ist mit im Boot, genauso wie der Deutsche Caritasverband (Referat Online-Beratung) und eben die Arbeiterwohlfahrt (Awo) mit dem Unterbezirk Hagen/Märkischer Kreis und die Stadt Neuenrade. Dass Neuenrade mit dabei ist, hat die Stadt im Prinzip der Awo zu verdanken, die auf der Suche nach Städten entsprechender Größenordnung und einem entsprechenden Raumangebot auf Neuenrade stieß. Der Aufruf im Sommer 21, dass sich Probanden zur Verfügung stellen sollten, hatte zudem Erfolg. Immerhin zwei Neuenrader meldeten sich. Das Projekt fällt in das Ressort von Ira Valsamidou. Die Juristin ist Bereichsleiterin bei der Stadt Neuenrade. Jetzt ist das Ganze Realität geworden – und natürlich bleiben die Unis weiterhin mit im Boot.

Videoberatung in Zimmer 3

Am Donnerstag präsentierten Sozialamtsabteilungsleiter Kurt Maurer, Ira Valsamidou und Sozialpädagogin Petra Bauer das neue Angebot in Zimmer 3. Die Videoberatung ist auch von zuhause aus möglich, doch im Neuenrader Rathaus wird die technische Zuverlässigkeit gewahrt. Und nicht jeder hat die technische Ausstattung daheim.

Wer das Angebot in Anspruch nehmen will, ruft bei der Awo an, die dann über die Stadt Neuenrade einen Termin für den Raum im Rathaus bucht. Anschließend nur noch an der Bürgerrezeption melden, dann ist der Weg frei zum Zimmer 3. „Die Besucher können einfach in den Raum. Das Angebot ist diskret und niederschwellig“, sagte Maurer. Aus organisatorischen Gründen weiß die Stadt, wer kommt, aber nicht warum, so Maurer. Weitere Vorteile sind Zeit- und Wegersparnis. „Wir wissen, dass es für viele Menschen oft einen gewaltigen Aufwand bedeutet, mit dem Bus in eine andere Stadt zu gelangen. Das kann nun so vermieden werden,“ berichtet Valsamidou.

Kaum Nachteile gegenüber der persönlichen Beratung

Awo-Sozialpädagogin Petra Bauer ist eine der Awo-Mitarbeiter, die mit dem System arbeiten. Sie hat damit kein Problem, glaubt aber, dass es durchaus mal Nachteile gegenüber einem persönlichen Gespräch geben könne, zum Beispiel beim spontanen Einsatz kreativer Mittel im Beratungsgespräch. Ansonsten gab es keine Kritik: Man sieht durchaus die Vorteile bei Gesprächen, wo es häufig um Trennung oder auch um Erziehungsprobleme gehe.

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