Also ist der „Regulierungswahn“ das Kernproblem?
Nicht nur, die beteiligten Behörden geben manchmal ihr Bestes, um alles noch zu erschweren. Als ich 1975 in den Staatsdienst eingetreten bin, hat man noch gelernt, dass Beamte für den Bürger da sind. Das hat sich nach meinem Gefühl stark gewandelt. Eine große Ausnahme ist nach meiner Erfahrung Neuenraders Bauamtsleiter Marcus Henninger, der für seine unbürokratische und pragmatische Arbeitsweise ein dickes Lob verdient.
Wie geht es der Echterhage Holding in diesen doch sehr schwierigen Zeiten?
Für uns war 2022 ein wirtschaftlich sehr erfreuliches Jahr. Deshalb zahlen wir all unseren Mitarbeitern nach dem Weihnachtsgeld im November zusätzlich noch eine Prämie in Höhe von 1000 Euro, abgabefrei, als Inflationsausgleich im Dezember. Das kostet uns circa 250 000 Euro. Wir machen das, weil wir finanziell dazu in der Lage sind – und weil wir unsere Mitarbeiter in dieser schwierigen Zeit nicht mit der Inflationsproblematik alleine lassen wollen.
Reichen solche finanziellen Anreize auf Dauer aus, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken?
Nein. Da gibt es viele Baustellen und der Staat ist in der Pflicht. Ich will nur ein Beispiel nennen: Es kann nicht sein, dass Empfänger von Bürgergeld mit den dazu erhältlichen Nebenleistungen am Ende das gleiche bekommen, wie diejenigen, die jeden Morgen aufstehen und zur Arbeit gehen. Damit muss Schluss sein! Und dabei geht es mir keineswegs um die Höhe der Zuwendung. Wer nicht arbeiten kann, der muss angemessen unterstützt werden. Mir geht es um die Zumutbarkeit von Arbeit. Es gibt genügend Tätigkeiten im praktischen Bereich, die wirklich fast jeder ausüben kann – wenn er den Willen dazu hat. Zum Glück gibt es auch andere Beispiele: In einem unserer Häuser ist eine ukrainische Familie untergekommen. Der Mann kommt jeden Morgen freudig und gut gelaunt zur Arbeit – obwohl er nicht müsste und trotzdem fast genau soviel Geld hätte.