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Und noch eine Rinderherde gerät in der Nähe des Kohlbergs in Panik- war es ein Wolf?

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Von: Georg Dickopf

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Eine Charolais-Rinderherde büxte unweit des Kohlbergs möglicherweise nach einer Begegnung  mit einem Wolf in Panik von einer Weide aus.
Eine Charolais-Rinderherde büxte am Samstag unweit des Kohlbergs möglicherweise nach einer Begegnung mit einem Wolf in Panik von einer Weide aus. Am Montag gerieten acht weitere Rinder ebenfalls in Kohlbergnähe in Panik und durchbrachen einen Zaun. © Symbolfoto: Claudia Feser

[update 16.45 Uhr] Einige Hinweise deuten auf einen Wolfsbesuch im Bereich des Neuenrader Kohlbergs hin, wo erst ein Rehbock gerissen und ausgeweidet wurde und eine Rinderherde in Panik einen Zaun durchbrach. Nun gibt es eine weitere Meldung von panikartig geflohenen Rindern.

Neuenrade/Hemer - Nach der Berichterstattung über die geflohenen Rinder im Bereich Kohlberg meldete sich ein weiterer Landwirt (Name ist der Redaktion bekannt): „Auch unsere Herde von Tieren durchbrach einen Zaun und legte mehrere Kilometer zurück und konnten erst in Dahle nach mehreren Kilometern eingefangen werden“, schilderte der Landwirt. Zu dem Vorfall sei es in der Nacht vom 8. auf dem 9. Mai an der Hemeraner Stadtgrenze zum Kohlberg gekommen - also in unmittelbarer Nähe zum Riss eines Rehbocks und 14 geflüchteten Rindern am Samstag.

Am Mittwoch habe er die Tiere verladen können. „Sie sind jetzt erstmal wieder in einem Stall“, teilte der Landwirt aus Hemer mit.

Sichtnachweis eines Wolfes im Sauerland

In Kierspe hatten Jäger am 1. Mai auf dem Hochsitz das Erlebnis, das Raubtier aus gut zehn Metern Entfernung zu sehen.

In Neuenrade gibt es noch keinen anerkannten Nachweis für einen Wolf. Aber die Spuren, die darauf hinweisen, dass der Wolf auch im Raum Neuenrade durch Wälder und Wiesen streift, mehren sich.

Das noch intakte Haupt des von einem Raubtier gerissenen Rehbocks, der am Kohlberg gefunden wurde und die Charolais-Rinder (Symbolbild), die unweit des Kohlbergs in Panik von einer Weide ausbüxten.
Das noch intakte Haupt des von einem Raubtier gerissenen Rehbocks, der am Kohlberg gefunden wurde. © Cordt/Feser

Am Freitag wurde dem zuständigen Wolfsberater Heiko Cordt aus Veserde ein Wildtierriss in Neuenrade gemeldet. Der Fundort war auf einem Waldweg am Kohlberg. Dort, wo am Samstag ein großes Kindergarten-Familienfest stattfand, entdeckte der zuständige Revierjäger einen rund einjährigen Rehbock. Nur im Bereich des Hauptes sah das tote Tier noch wie ein Rehbock aus.

Rehbock am Hals gepackt

Der Wolfsberater, der den Kadaver in Augenschein nahm, sah bei der Untersuchung, dass der Rehbock von einem Caniden, also einem hundeähnlichen Raubtier, am Hals gepackt und per Kehlbiss getötet wurde.

„Hintenrum war alles weggefressen und alle Innereien waren auch weg“, beschreibt der Wolfsberater ein für Wölfe, aber auch für große wildernde Hunde typisches Fressbild.

Da er sich selbst am Wochenende auf einer Tagung für Wolfsberater in Mülheim befand, konnte Cordt die Untersuchung des vom Jäger eigens gekühlten und in Folie gesicherten Kadavers erst am Montag vornehmen. Dabei konnte er auch noch DNA-Proben nehmen, die nun zur Auswertung an das Senckenberg-Institut geschickt werden. Da es sich „nur“ um einen Rehbock und nicht um ein Nutztier handelte, ist einige Wochen Geduld gefragt, bis das Ergebnis vorliegt.

Nach dem Vorfall am Freitag gab es am frühen Samstagmorgen unweit des Kohlbergs offenbar einen großen Schreckmoment für eine Rinderherde.

Rinderherde flüchtet in Panik

Der Landwirt, dem die Herde gehört und der der Reaktion bekannt ist, aber unerwähnt bleiben möchte, stellte am frühen Samstagmorgen fest, dass seine 15-köpfige Rinderherde ausgebüxt war. In dem massiv gebauten Zaun, der zusätzlich elektrisch gesichert war, klaffte ein riesiges Loch. „Die Tiere müssen in Panik vor irgendetwas geflüchtet sein“, sagte der Landwirt, der zunächst nur ein von Schürfwunden und Zaunüberresten gezeichnetes Tier einfangen und in den Stall bringen konnte. Die übrigen Tiere waren zunächst in zwei Gruppen geflüchtet.

Um die Tiere, vor denen auch die Polizei nach einer Sichtung im Raum Dahle warnte, orten zu können, holte sich der Landwirt sogar Hilfe aus Plettenberg.

Kay Hömberg, Jäger aus Plettenberg, unterstützte den Landwirt mit seiner Drohne, die über eine Wärmebildkamera verfügt. Damit konnten zwar einige Rinder geortet werden, doch das Einfangen erwies sich als schwierig.

Tiere sind normalerweise handzahm

Und das, obwohl die Tiere normalerweise handzahm seien und keime Scheu vor Menschen hätten. Bis Donnerstag dauerte die Suchaktion an, acht Rinder fehlten zuletzt noch von der 14-köpfigen Herde, unter der sich auch einige schlachtreife Tiere befanden.

Finanzielle Hilfe kann der Landwirt nur erwarten, wenn nachweislich ein Wolf der Verursacher ist. Und Fördermittel für höhere Zäune gibt es erst, wenn die heimische Region zum Wolfsgebiet erklärt wird. Dazu fehlen aber noch die DNA-Auswertungen von Nutztier-Rissen, die in den letzten Wochen in Herscheid, Lüdenscheid, Plettenberg, Altena und jetzt auch in Neuenrade genommen wurden.

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