Theisen ging gleich mit einem Stück aus der Hoch-Zeit der Corona-Pandemie in die Vollen. Viele waren demnach auf die Nachricht reingefallen, dass es im Schuljahr 2019/2020 „keinen Unterricht“ mehr geben solle. Angeblicher Absender: das Bildungsministerium des Landes NRW. Wer misstrauisch war, die Überschrift der Nachricht kopierte und er-googelte, landete gleich wieder wegen der Google-Mechanismen auf der gefakten Seite des Bildungsministeriums. Die Fakenews verbreiteten sich – auch wegen des Phänomens „Bestätigendes Lesen“ (ich will, dass das stimmt), mangelhafter Lesekompetenz (es gab jede Menge Schreibfehler) und von Panik ergriffenen Eltern, die nicht mehr genau hingeschaut hatten – in Windeseile. Auch die Frage, wer denn so etwas verbreitet, beantwortete Theisen: „Es sind russische Trolle, die machen das den ganzen Tag. Das ist deren Arbeit“, sagte Theisen, der nach eigenen Angaben zwei Jahre für das deutsche Innenministerium in Russland forschte.
„350 Euro bekommen diese Trolle im Schnitt.“ Die würden auch „mit Hilfe von Bots“ Diskussionen in den sozialen Medien befeuern, Likes setzen und anheizen. Theisen ist sich sicher: Hinter der Hälfte der Diskussionen und Kampagnen steckten Bots und Trolle. Auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nannte Theisen am Rande der Veranstaltung. Der bezahle wohl 6000 Trolle. Wie auch immer: Oberster Troll in Russland sei „Putins Koch“(Jewgeni Prigoschin), der mit Hilfe des russischen Präsidenten viel Geld verdient habe. Eine Hand wasche die andere, ließ Theisen durchblicken. Putins Koch stecke auch hinter der Söldnertruppe Wagner. Der Politologe und Autor Theisen gab noch einen Einblick in die russische Propagandamaschine, die mit Sendungen wie „der heiße Draht“ aus Putin den liebevollen Landesvater kreiert habe. Bei diesem Format dürfen Bürger den Präsidenten direkt befragen, der sich dann als Kümmerer in Szene setze. So habe man „einen Präsidenten gebaut“.
Es war auch für die Schüler spannend, was Manfred Theisen über die sozialen Medien und Spiele erläuterte. Wie Tiktok mit den kleinen Filmchen immer für einen kurzen Dopaminausstoß sorgen würde, wie Snapchat mit der Zugehörigkeit zu Gruppen Kundschaft binde, wie Spiele wie Candy Crush, Ballerspiele oder andere mit der „Illusion von Kompetenz“ agieren würden. So werde ab einem bestimmten Level ein Spiel einfacher, um eben für Dopaminausstoß zu sorgen und süchtig zu machen. Und verdienen würden die Anbieter mit dem Datenverkauf. Am Ende gingen viele Schüler nachdenklich nach Hause.