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Stadtwald: Mehr Kosten als Erträge

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Von: Carla Witt

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Im Forstrevier Affeln hat der Borkenkäfer besonders große Schäden angerichtet. Dort sind 39 Hektar Fichtenwald verschwunden.
Im Forstrevier Affeln hat der Borkenkäfer besonders große Schäden angerichtet. Dort sind 39 Hektar Fichtenwald verschwunden. © Witt, Carla

„Die Zeiten der Erträge aus der Holzwirtschaft sind vorbei. Wir bekommen keine Kostendeckung mehr hin.“ Das sagte jetzt Neuenrades Kämmerer Gerhard Schumacher.

Schumacher stellte während der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und Forsten den ersten Wirtschaftsplan für den Neuenrader Stadtwald mit einem negativen Ergebnis vor – schuld daran ist ist der Borkenkäfer.

Der Wirtschaftsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2023 schließt auf der Aufwandseite mit 73 076 Euro und auf der Ertragsseite mit 61 171 Euro. Somit beträgt der erwartete Zuschussbetrag 11 875 Euro. „Trotzdem ist es ein guter Plan, denn darin sind gute Maßnahmen zur Aufforstung enthalten“, unterstrich Schumacher.

Förster: „Die Fichten hatten keine Chance“

Neuenrades Revierförster Frank Bossong blickte auf die vergangenen beiden Jahre zurück. Er sprach von einem langen und tapferen Kampf: „Aber aufgrund der langen Trockenheit hatten die Fichten schließlich keine Chance, den Borkenkäfer abzuwehren.“ Inzwischen sei klar: Auch die paar Ecken, die augenscheinlich noch mit „gesunden“ Fichten bewachsen seien, seien dem Käfer zum Opfer gefallen und müssten abgeholzt werden. Insgesamt seien im Bereich Neuenrade zwölf Hektar betroffen, in Affeln sogar 39 Hektar. „Das ist viel. Aber gemessen an dem, was andere Waldbesitzer verloren haben, noch überschaubar“, bilanzierte Bossong.

Positiv sei, dass Aufforstungsmaßnahmen geplant seien. Und kleinere Flächen durch Sponsoring neu bepflanzt werden könnten – beispielsweise eine Fläche oberhalb des Skihangs am Kohlberg. Gepflanzt würden dort Laubbäume – voraussichtlich schon Anfang des kommenden Monats. „Eine Mischung, von der wir hoffen, dass sie den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen ist.“ Neben heimischen Arten, wie Buche und Spitzahorn, seien auch ein paar Eßkastanien dabei, erklärte der Förster.

Die Jäger müssen helfen

Eines sei enorm wichtig, unterstrich er: Gelinge es nicht, die jungen Bäume vor dem Wild zu schützen, sei die Aufforstung zum Scheitern verurteilt. Bossong sprach von Appellen an die Jägerschaft, die auch bereit sei zu helfen. Dennoch müssten unbedingt Wildvergrämungsmittel eingesetzt werden, damit möglichst viele der jungen Bäume eine Chance hätten. Denn das Wild vermehre sich besonders auf den Schadflächen rasant. Drei bis vier Jahre müssten die Vergrämungsmittel angewandt werden, erst dann seien die Bäume für Rehe nicht mehr interessant und somit außer Gefahr. Schädlich für die Menschen und die Umwelt seien die Mittel nicht, unterstrich Bossong.

Dass der Sülberg in diesem Jahr aufgeforstet werden solle, berichtete Angelos Ioannidis, der neue Revierförster im Bereich Affeln. Hauptsächlich solle dort Laubholz wachsen, aber einige Nadelhölzer wolle man ebenfalls pflanzen. Zudem sei Naturverjüngung auf den Kahlflächen willkommen. „Auch die Birke lassen wir stehen, wir nehmen alles mit, was wir kriegen können“, sagte Ioannidis.

Kämmerer bremst die Erwartungen

Gerhard Schumacher bremste die Erwartungen, die gesamte Aufforstung im Bereich Affeln könne kurzfristig bewältigt werden. „Es stehen in diesem Jahr 3,8 Hektar Kahlfläche zur Aufforstung im Plan“, berichtete er. Frank Bossong verdeutlichte: „Die Wiederbewaldung ist ein Projekt, das sich sicher über ein Jahrzehnt erstreckt.“ Man verfüge weder über genügend Pflanzen, noch über die Manpower, um diese Aufgabe in kurzer Zeit zu stemmen. Und: „Blinder Aktionismus wäre hier auch nicht das Richtige“, unterstrich der Förster.

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