Wanderung für die Demokratie führt durch Neuenrade

Neuenrade - „Ich bin leidenschaftlicher Finanz-Analyst und Mittelständler“, sagte Professor Max Otte über sich selbst. Dennoch stapfte der Ökonom unbeirrt über Stock und Stein, Matsch und den – zumindest an diesem Tag – nicht enden wollenden Dauerregen: „aus Idealismus und persönlichem Engagement“.
„Spaziergang nach Berlin“ heißt die Veranstaltung, die Max Otte und seine Mitstreiter in insgesamt neun Etappen – über die Rhön, das Bergische Land und den Harz – bis zum 18. August in die deutsche Hauptstadt führen wird. Am Samstag stand der fünfte Wandertag und damit das Sauerland auf dem Programm.
Von Neuenrade sollte es in Richtung Plettenberg-Ohle gehen, wo Max Otte geboren wurde. „Wir wandern für die Demokratie“, unterstrich der Initiator, bevor sich die Gruppe auf den Weg machte. Dass dabei auch die Deutschland-Fahne gut sichtbar an einigen Rucksäcken befestigt wurde; daran wollte Max Otte nichts Problematisches erkennen. „Ich glaube, dass ein Land emotionale Symbole braucht und die Flagge steht für unseren erfolgreichen Rechtsstaat“.
In diesem Sinne gehe es ihm darum, ein Zeichen für die freiheitlich-demokratische Grundordnung, die soziale Marktwirtschaft und mehr Bürgersinn in Europa zu setzen. „Die Wanderung ist aus einer spontanen Idee heraus entstanden und aus der Frage, wie ich meine Verbundenheit zu diesem Land zeigen kann“, so Otte.
Dass die Teilnehmer 9 Euro pro Etappe zahlen müssten und ihm dies zu seinem Nachteil ausgelegt worden sei, konnte der Unternehmer nicht nachvollziehen. „Immerhin investiere ich zwischen sieben- und zehntausend Euro in die Organisation der Tour“.
Das Laufen in der Natur habe er vor zwölf Jahren für sich wiederentdeckt „und wenn ich schon wandern gehe, dann muss ich dies ja nicht allein tun“. Nach dem Start führte die Strecke über den Sauerland Höhenflug zunächst in Richtung Affeln. Trotz des nassen Wetters nutzten die Teilnehmer die Zeit für Gespräche und Diskussionen.
Die Wanderführung hatte an diesem Tag Dirk Neuser übernommen. Der ehemalige Flugkapitän kennt Max Otte schon lange. Beide sind im Sauerland aufgewachsen und teilen die Leidenschaft für das Wandern. Eine weitere Motivation: „Es muss möglich sein, einen konservativen Ansatz zu vertreten, ohne gleich diffamiert zu werden“.
Aus der Nähe von Rosenheim waren Stefan Barber und Johann Bellmann mit dabei. Sie suchten nach „kritischer Meinung“ und fanden es zudem praktisch, auf diese Weise auch neue Ecken von Deutschland kennenzulernen.
Andere aus der Gruppe waren hingegen weniger offen. Während der 28-jährige Normann, Wirtschaftspsychologe aus Düsseldorf, lediglich seinen Vornamen in der Zeitung lesen wollte, lehnte dies eine Teilnehmerin aus Schleswig-Holstein komplett ab. Ihre Motivation an der Wanderung teilzunehmen: Die Suche nach interessanten Gesprächspartnern, Gleichgesinnten und eine differenzierte Betrachtung des politischen Geschehens.
Nach etwa 15 Kilometern endete die Tageswanderung am Elternhaus von Max Otte in Ohle. Bevor am Abend noch ein Vortrag auf dem Programm stand, konnten sich die Teilnehmer mit Kaffee und Kuchen stärken.