Der Schaustellerbetrieb wurde arg gebeutelt in den vergangenen Jahren. Doch auch Corona hat es nicht geschafft, dem Familienunternehmen das Genick zu brechen. Die Feldmanns gehören zu den Überlebenden. Jetzt sind die Zeiten grad wieder günstig, die Geschäfte in diesem Jahr liefen sogar gut. Der Wind hat sich zugunsten der Branche aktuell gedreht.
„Wenn nun irgendwer sich bei mir meldet, dann frage ich: Was zahlst Du? Früher war es umgekehrt“, sagt Feldmann. Wie gesagt: Viele Schausteller haben Corona auch nicht überlebt und auch deshalb hat sich der Kreis der Volksfeste erweitert, an denen Feldmann teilnimmt. Er erzählt von der Cranger Kirmes, bei der Fahrgeschäfte wieder ihre Sachen abgebaut hätten, weil sie „keine Leute“ kriegen. „Ist doch traurig,“ sagt er. So gibt es durchaus Frust für den Feldmannschen Betrieb. Sehr viel muss die Familie selber stemmen, denn der junge Mann, den man gerne zum Mitreisen suchte, den gibt es offenbar gar nicht mehr. „Früher“, sagt Feldmann, „da kam man in ein Städtchen und sofort waren zehn Jugendliche da, die beim Aufbauen helfen wollten.“ Vorbei sind diese Zeiten. Und überhaupt: Die Erhöhung des Mindestlohns tue der Branche auch nicht gut. Die Schuld gibt er auch Hartz IV. Da habe er so seine Erfahrungen gemacht: Zumindest scheinen jene, die ihm unter die Augen gekommen sind, es nicht mehr nötig zu haben, sich einen Job bei ihm zu suchen, lässt er durchblicken.
Weniger Schausteller, weniger Konkurrenz – Feldmann kommt nun rum: Bis Koblenz und Köln ist er mittlerweile unterwegs. „Die Feste kann ich mir aussuchen.“ Und dieses Jahr hat er schon gut verdient. „Ich bin schuldenfrei,“ sagt Feldmann nicht ohne Stolz und erzählt noch einmal von dem harten Einsatz während der Coronazeit in der Gleitschleif-Branche und dem gewaltigen Batzen Geld, den er noch dafür ans Finanzamt überweisen musste. Der Schaustellerbetrieb Feldmann ist auch kein kleiner Laden: Karussell, Autoscooter, Kettenkarussell, Kinderkarussell, Mandelbude, Crepes-Bude, Schießbude. Das läppert sich.
Und zuhause habe er auch noch etliche Anhänger. Doch die viele Arbeit und die mental anstrengende Coronazeit fordert auch bei diesem kernigen Mann Tribut – die Familie fängt allerdings so etwas auf. Feldmann ist ein Familienbetrieb aber ein Familienbetrieb anderer Prägung. „Wir sind anders, wir sind da eher wie ein Bauernhof.“ Man hält zusammen, man liebt diesen Lebensstil, selbstständig ist hier eine Weltanschauung.
Doch der Kampf hört nicht auf. Auch bei ihm wird alles teurer: Diesel, Strom, da zahle auch er mehr. Sogar vom Lieferkettenproblem ist er betroffen. So hat er Probleme, die Schießbude mit Gewinnen zu bestücken. „Die Chinesen schicken ja keine Schiffe mit Spielsachen mehr.“
Zumindest wohl zu wenige. Und blickt Sven Feldmann in die Zukunft, so macht er sich durchaus Sorgen. Wie es im nächsten Jahr aussehen wird, das vermag er nicht zu sagen – aber er ahnt Schlimmes. Wenn die Leute die Rechnung für die teure Energie bekommen würden, bleibe natürlich eher wenig für eine Kirmes übrig.
Eins ist sicher: Das Leben als Schausteller ist nicht langweilig. Manches spielt sich hinter den Kulissen ab, Sven Feldmann erzählt von der Teilnahme an einer Party im Rheinland, bezahlt von Jochen Schweitzer und von Millionen schweren Partybesuchern, die per Hubschrauber nach Hause fliegen – aber das ist eine andere Geschichte.