Gordon Pape arbeitet bei der Materio GmbH. Und in diesem Unternehmen ist die ökologische Holzbauweise Programm. Jedes Jahr würden Bäume gespendet, um einen Ausgleich für die Holzentnahme zu schaffen. „Wir müssen dem Naturraum etwas wiedergeben“, sagt Pape. Seinen Arbeitgeber lobt er. Der mache viel für die Mitarbeiter, es gebe regelmäßige Events für die ganze Familie.
Über die sonstigen Leistungen könne man auch nicht meckern. Da sei noch die Cafeteria, wo eine Köchin für kleines Geld frisches Bio-Essen koche. Gleichwohl sucht Materio – wie viele andere Unternehmen auch – Fachkräfte und natürlich Azubis. Anpacker brauche man und Mitarbeiter, die Teil des Teams werden wollten. Gesucht werden ein Zimmerermeister, ein Dachdecker, ein Zimmerer und Azubis für das Zimmereihandwerk.
Um dem Fachkräftemangel und der schwierigen Lage am Ausbildungsmarkt entgegenzuwirken, müssen die Unternehmen deutlich mehr bieten, als noch vor einigen Jahren. Bei Materio gibt es beispielsweise neben zusätzlichen Leistungen wie dem 13. Monatsgehalt oder der betrieblichen Altersvorsorge, auch ein E-Bike-Leasing und Zuschüsse für Kita-Beiträge. Die Arbeitskleidung wird auf Wunsch gestellt, das Unternehmen arbeitet mit einem Arbeitszeitkonto und bietet gesundheitsfördernde Maßnahmen an.
„Die Einstellung muss stimmen. Und flexibel sollte man sein. Und vor allen Dingen Spaß an der Arbeit haben“, sagt Pape mit Blick auf einen Job im Handwerk. Wer jeden Tag um 16 Uhr Feierabend haben wolle, sei sicher nicht am richtigen Platz. Dabei sei gerade das die Vorstellung mancher Azubis, glaubt Pape.
Markus Kluft, Pressesprecher der Handwerkskammer Südwestfalen, präsentiert valide Zahlen erst am 30. September, kann aber schon jetzt einen Trend bestätigen: „Es ist insgesamt deutlich schwieriger geworden, Nachwuchs zu finden.“ Die Ursache lägen in den „geringeren Jahrgangskohorten“, also weniger ausbildungsreife Jahrgänge und Jugendliche, die zudem länger die Schulen besuchen. „Hinzu kommt, dass die Babyboomer über alle Gewerke hinweg nun langsam in Rente gehen“, so Kluft.
Auch die Pandemie spiele eine Rolle. Viele Berufsinformationsveranstaltungen seien ausgefallen, somit sei es schwierig gewesen, die jungen Menschen über die vielfältigen Möglichkeiten im Handwerk aufzuklären. Kluft deutet an, dass die Digitalisierung auch im Handwerk mittlerweile alltäglich sei. Zum Beispiel beim Modellbau. Es müsse eben viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. „Dafür haben wir das achtköpfige Team Fachkräftesicherung oder die Ausbildungsbotschafter“, sagt er.
Kluft kann zudem bestätigten, dass sich die Arbeitgeber bei der Suche nach Azubis inzwischen durchaus den Marktgegebenheiten anpassten. Da gebe es Betriebe, die ihren Lehrlingen ein Auto zur Verfügung stellten. Kluft berichtete auch von Prämiensystemen für Azubis, die „bis zu 17 500 Prämie“ über die Ausbildung hinweg ermöglichten.
Alexander Müller, Chef der gleichnamigen Zimmerei in Affeln, berichtet ebenfalls, dass es schwierig sei, Fachkräfte und Auszubildende zu finden. Jüngst habe man zwar zwei Stellen besetzen können. „Aber wenn ich bedenke, wie lange wir gesucht haben...“, sagt Müller und lässt den Satz unvollendet. Auch Auszubildende hätte er gerne eingestellt, habe aber niemanden gefunden. Dafür habe nun eine junge Frau auf der Basis eines dualen Studiums in seiner Firma begonnen. Sie werde am Ende Bauingenieurin.
Dass es schwierig ist, Nachwuchs zu finden, schiebt er auf das Zusammenspiel vieler Faktoren. Nach wie vor spiele aber auch das Image des Handwerks eine Rolle. „Handwerk ist, so glaube ich, nicht so attraktiv. Die Grundentscheidung für einen Job in diesem Bereich fällt den jungen Leuten schwer“, so Müller. Oft werde ihnen geraten, in die Industrie zu gehen, da sei es einfacher als auf dem Bau.