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„Nur mit Vorlesen ist es nicht getan“: Stadtbücherei bildet Paten aus

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Von: Michael Koll

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Zehn Frauen lassen sich seit dieser Woche in der Stadtbücherei Neuenraede von Sandra Horny und ihrem Team zu Vorlesepatinnen ausbilden.
Zehn Frauen lassen sich seit dieser Woche in der Stadtbücherei Neuenraede von Sandra Horny und ihrem Team zu Vorlesepatinnen ausbilden. © Koll

Die Stadtbücherei Neuenrade bildet zehn neue Vorlesepatinnen aus.

Neuenrade – „Puh“, stöhnte eine Teilnehmerin des Workshops für neue Vorlesepaten, der in dieser Woche in der Stadtbücherei über die Bühne ging. „Das ist gar nicht so einfach“, erklärte sie ihr Stöhnen. „Den Kindern die Zeichnung im Bilderbuch zu zeigen und gleichzeitig weiter vorzulesen“, schilderte sie, „da muss ich ja von der Seite schauen.“ Das sei doch ganz schön ungewohnt.

Auch Schauspielerei dabei

Sandra Horny, Leiterin der städtischen Bücherei, leitete auch den Workshop und hatte Verständnis für ihre zehn Schützlinge: „Nur mit Vorlesen ist es nicht getan“, wusste sie. „Es ist auch viel Theater und Schauspiel dabei. Es geht etwa darum, mit verstellter Stimme auch verteilte Rollen darzustellen.“ Weiter sagte sie: „Man muss sich auch extrem öffnen.“

Kein Mann dabei

Auf den Aufruf der Bücherei, die neue Vorlesepaten suchte, meldeten sich zehn Frauen. Damit wurde das Wunschziel exakt erreicht. Sandra Horny wunderte sich nicht, dass kein Mann bei der Truppe Neulinge dabei war. „Das ist traditionell schon immer so“, sagte sie nicht ohne Bedauern. Mit den angehenden Vorlesepatinnen tauschte sich die Büchereichefin zunächst aus über deren Vorleseerfahrungen, etwa mit den eigenen Kindern oder Enkeln. Sie besprachen, dass es sich beim Vorlesen nicht nur herrlich kuscheln ließe. Mädchen und Jungen, denen vorgelesen wird, entwickelten mehr Fantasie, steigerten ihre Konzentrationsfähigkeit und bekämen nicht zuletzt selbst Lust, zu einem Buch zu greifen.

Kinder sollen ihre Fantasie einsetzen

Horny erläuterte: „Wenn ihr zwei Kindern vorlest, dann nehmt sie links und rechts neben Euch, so können sie mit ins Buch schauen. Wenn es aber mehr sind, lasst sie lieber vor Euch im Halbkreis sitzen.“ So seien die Kinder optimal um den Vorlesenden gruppiert, könnten alle gleich gut hören und sehen. Und dann geht es nicht darum, einfach nur vorzulesen, was im Buch steht, sich streng an den Text zu halten. Horny rief die Workshop-Teilnehmer auf: „Animiert die Kinder, ihre Fantasie zu nutzen. Motiviert sie, mit in der Geschichte zu sein. Nehmt sie mit auf eine Reise.“

Vorlesezeit zur No verkürzen

Dabei sei es auch nicht wichtig, jedes Wort exakt so vorzulesen, wie es geschrieben steht. Gerade, wenn dann doch einmal die Aufmerksamkeit der Mädchen und Jungen nachlasse, wenn eine Geschichte am Ende doch zu lang für die Zuhörerschar sei, könne sie auch verkürzt werden. „Dafür ist es natürlich wichtig, dass Ihr das Buch vorher schon einmal gelesen habt“, verdeutlichte Horny. Und so ging es in die praktischen Übungen. Die künftigen Vorlesepaten suchten sich Bilderbücher aus dem Fundus der Bücherei und lasen sich in Kleingruppen gegenseitig vor. Hier und da tauchten sie dabei in andere Welten ein – konnten das frisch Gelernte also bereits erfolgreich umsetzen.

Erfahrungsaustausch

Nach Ostern werden die neuen Vorlesepaten wieder in die Stadtbücherei kommen. Dort werden sie dann nicht nur mit Sandra Horny ihre ersten Erfahrungen austauschen, sondern bei der Gelegenheit auch auf die bisherigen Vorlesepaten treffen. „Ich schätze mal, dass sicher drei, vier in den Kitas noch aktiv sind. Ich werde sie dann auch einladen“, erklärte die Leiterin der Neuenrader Bücherei.

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