Noch hat Neuenrade Reserven

Neuenrade hat noch leichte Reserven, um Flüchtlinge unterzubringen. Das kann sich aber schnell ändern.
Neuenrade – 29 Flüchtlinge kann Neuenrade noch aufnehmen, dann zumindest hätte die Stadt ihre Unterbringungsquote zu 100 Prozent erfüllt. Allerdings kann die Zahl noch leicht variieren. So könnte die Verwaltung eine dreiköpfige Familie auch in einer für vier Personen ausgelegten Wohnung unterbringen – dann würde ein Platz wegfallen.
Dass Neuenrade noch Kapazitäten hat, liegt auch daran, dass viele Flüchtlinge inzwischen privat untergekommen sind. So wird auch plötzlich wieder etwas in einer Unterkunft für Asylanten frei. Inzwischen sind alle Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine privat untergebracht, die zuvor in der alten Villa neben der Grundschule untergekommen waren. „So kam auch eine syrische Familie in eine Privatwohnung, die den amtlichen Ansprüchen und der Familie genügte. Diese Unterbringung haben wir dann genehmigt“, erläuterte Adnan Esentürk, Sachbearbeiter der Stadt Neuenrade.
Andere Kommunen melden Überlastung
So hart getroffen wie andere Kommunen hat es die Neuenrader noch nicht. Die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde zum Beispiel hat eine offizielle Überlastungsanzeige an das Land auf den Weg gebracht. In der Doppelgemeinde sind die Kapazitäten zur Unterbringung von Flüchtlingen erschöpft. Es sei nach Ansicht der Gemeinde nicht kurz vor Zwölf, sondern längst nach Zwölf´, heißt es aus der Verwaltung.
Droht eine ähnliche Entwicklung auch Neuenrade? „Da könnte was auf uns zukommen“, sagt Esentürk auf die neuen Flüchtlingswellen angesprochen. Indes: Am Dienstag hatte er lediglich drei Zuweisungen auf dem Tisch bei zudem ausreichender Vorlaufzeit. Dieser zeitliche Puffer sei extrem wichtig, um auf familiäre Situationen der Flüchtlinge oder auch auf alleinreisende Frauen eingehen zu können.
Am Brunnenbach, wo viele Single-Männer zum Beispiel aus Eritrea, Syrien, Iran, Irak oder Türkei untergebracht seien, könne man nicht unbedingt Familien unterbringen oder eben Single-Frauen. Die Planung sei vor diesem Hintergrund nicht einfach.
Verwunderung über weniger belastete Kommunen
Im Märkischen Kreis sei die Lage ziemlich unterschiedlich mit den Aufnahmekapazitäten. So komme in entsprechenden Gremien durchaus die Frage auf, warum das so sei, sagt Esentürk. Dass einige Kommunen über viele Monate nur eine Aufnahmequote von 80 Prozent hätten, stoße natürlich bei jenen auf Verwunderung, die bereits lange am Limit seien wie Meinerzhagen oder Kierspe.
Ein objektiver Verteilungsschlüssel sei nicht ersichtlich, berichtet Adnan Esentürk. Wie auch immer: Nach Adnan Esentürks persönlicher Meinung sollte der Bund zuständig sein für die Verteilung der Flüchtlinge und nachvollziehbare Zuweisungen vornehmen.
Aktuell erfolgt die Verteilung in Nordrhein-Westfalen über die Bezirksregierung Arnsberg. „So läuft das Rad aber nicht einwandfrei rund“, bemängelt Adnan Esentürk.