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„Schändung“: Baumfreunde nach Rückschnitt wütend

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Von: Carla Witt

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Baumschändung in Affeln
Diesen Anblick kann Baumfreundin Janine Lohmann nur schwer ertragen: In Affeln sind die Bäume an der Stummelstraße, der Mühlenstraße und der Hauptstraße geschnitten worden. Nicht fachgerecht, kritisiert die Neuenraderin und spricht sogar von „Baumschändung“. © Witt, Carla

Die „neuesten Schandtaten der Stadt Neuenrade“ – so bezeichnet Janine Lohmann von den Baumfreunden den Rückschnitt zahlreicher Bäume in Affeln. Auch andere Baumfreunde aus der Hönnestadt kritisieren die Ausführung der Arbeiten, unter anderem Ulrich Naumann. Bürgermeister Antonius Wiesemann (CDU) kann das nicht nachvollziehen.

Affeln – Ein Bekannter, ein gelernter Baumpfleger, habe sie auf die „Baumschändung“ aufmerksam gemacht, berichtet Janine Lohmann. „Er war außer sich und hat sofort versucht, bei der Stadt Neuenrade anzurufen, um zu fragen, was das denn soll.“ Im Rathaus sei aber niemand zu erreichen gewesen.

Der aufmerksame Beobachter habe die Baumfreunde verständigt. Nicht nur der Anblick der Bäume sei jetzt kaum noch zu ertragen, unterstreicht die Neuenraderin. „Hinzu kommt, dass es keine Fachleute sind, die da mit der Säge am Werk waren.“ Arbeitsschutzrichtlinien seien ebenfalls nicht eingehalten worden. „Die Berufsgenossenschaft hat die Arbeiten schließlich sogar gestoppt“, berichtet Janine Lohmann.

Letzteres bestätigt Bürgermeister Wiesemann. „Es hieß, dass die entsprechenden Arbeiten nicht von diesem Korb des Hebegerüsts aus durchgeführt werden dürfen. Das hat die Berufsgenossenschaft bemängelt.“ Die entsprechende Schutzausrüstung sei aber selbstverständlich von den Arbeitern getragen worden, deren Sicherheit habe Priorität. „Wir müssen sehen, wie wir damit umgehen. Das muss man hinterfragen dürfen“, kann Wiesemann die Einwände der Berufsgenossenschaft nicht ganz nachvollziehen.

Einige Bäume mussten ganz besonders viele Äste lassen. Sämtliches Totholz habe entfernt werden müssen, erklärt Bürgermeister Antonius Wiesemann.
Einige Bäume mussten ganz besonders viele Äste lassen. Sämtliches Totholz habe entfernt werden müssen, erklärt Bürgermeister Antonius Wiesemann. © Witt, Carla

Noch weniger ist er mit dem Wort „Baumschändung“ einverstanden. Zwei Bäume seien extrem stark zurückgeschnitten worden, aber das habe einen Grund: „Es handelt sich um zwei Ahorne, die schon sehr geschwächt sind. Aus diesen Bäumen musste das ganze Totholz entfernt werden.“ Er habe sich selbst vor Ort davon und vom Zustand der Bäume überzeugt. Es sei fraglich, ob es gelinge, die Ahorne auf lange Sicht zu erhalten. „Aus gärtnerischer Sicht ist meine Meinung, dass die Bäume dort vor Jahren einfach am falschen Standort gepflanzt worden sind.“

Dagegen sei ein Pflege- und auch ein stärkerer Rückschnitt für die in Affeln gepflanzten Baumhaseln kein Problem. Allerdings sei auch einer dieser Bäume an der Stummelstraße geschwächt – vermutlich durch eine Beschädigung an der Rinde, die durch den Straßenverkehr verursacht worden sein könnte. „Es ist möglich, dass auch dieser eine Baum demnächst nicht mehr zu retten sein wird.“

Den Vorwurf, dass der Rückschnitt in Affeln ohne entsprechendes Fachwissen erfolgt sei, weist Wiesemann ebenfalls zurück: Mitarbeiter des Bauhofes hätten die Pflegearbeiten unter Aufsicht eines Fachmanns der Baumschulen Wiesemann durchgeführt. Dass der Rückschnitt der Bäume entlang der Straße stärker ausfalle, als es vielleicht im heimischen Garten der Fall sei, liege auf der Hand: Für die Stadt stehe immer die Verkehrssicherungspflicht im Vordergrund. Zudem spielten auch finanzielle Gründe eine Rolle: „Wir können die Bäume aus Kostengründen nur alle zwei bis drei Jahre zurückschneiden. Alles andere wäre zu teuer.“

Das Argument der Verkehrssicherungspflicht, vor allem bei innerörtlichen Bäumen, kann Baumfreund Ulrich Naumann durchaus nachvollziehen. Aber: „In Neuenrade wird nicht gepflegt, sondern gekappt“, sagt Naumann. Genau das führe aber dazu, dass sich bereits im Folgejahr an den Kappstellen viele Stammaustriebe bilden würden, die dann nur instabil als sogenannte „Klebeäste“ am Baum angebunden seien. Janine Lohmann weist auf entsprechende Veröffentlichungen von professionellen Unternehmen hin. Ein fehlerhafter Rückschnitt sorge unterm Strich also sogar dafür, dass die Bäume auf Dauer deutlich weniger verkehrssicher seien.

Zudem könnten nicht fachgerecht durchgeführte Pflegeschnitte durchaus dazu führen, dass Bäume in späteren Jahren unter Fäulnis zu leiden hätten – und im schlimmsten Fall eben auch eingehen würden, ergänzt Naumann. „Hier ist die Stadt wieder übers Ziel hinausgeschossen“, bilanziert er. Für die Zukunft gelte es deshalb, gemeinsam einen besseren Weg zu finden.

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