Neuenrade - „Wir Menschen haben eine Macke“, sagte Maik Trautmann. Der freie Prediger aus Eveking hielt die Predigt beim zwölften Motorradgottesdienst am Neuenrader Rathaus. „Wir bewegen uns immer in den gleichen Bahnen“, begründete er seine Behauptung.
„Wir sollten einfach mal abbiegen, um vielleicht etwas Neues zu entdecken“, forderte er seine Zuhörer beim Gottesdienst der etwas anderen Art auf. Nicht allzu oft dürfte es nämlich bei sonstigen Predigten zu beobachten sein, dass sich in der ersten Reihe erst einmal ein Gottesdienst-Besucher eine Zigarette anzündet.
Trautmann referierte weiter – und zwar über eine Spermie, der er den Namen Werner gab. Diese müsse sich gegen 100 Millionen weitere Spermien durchsetzen auf ihrem Weg zur Eizelle. Eigentlich dürfe das gar nicht funktionieren, befand der Evekinger. Dass es Werner aber letztlich gelinge, nenne er nun ein Wunder, schloss Trautmann seine Ausführungen.
„Vielen Dank, Chef“, hatte eine Stunde zuvor der evangelische Pfarrer Dieter Kuhlo-Schöneberg den Motorradgottesdienst mit einem Fingerzeig zum Himmel eröffnet. „Das Wetter passt ja“, erläuterte er, weshalb er den Dank aussprach. Sein nächster Dank galt der Stadt Neuenrade: „Wir finden das super-geil, dass wir das hier so unkompliziert machen dürfen.“ Später betete Kuhlo-Schöneberg: „Lieber Vater, wir kommen zu Dir, wenn die Straße kurvig wird oder wenn es stürmt und regnet.“
Zwölf Jahre alt sei er gewesen, als sein Vater mit gerade einmal 50 Jahren im Büro einem Herzinfarkt erlag, erzählte Kuhlo-Schöneberg. Seinerzeit habe er begonnen, sich mit Gott und Kirche auseinanderzusetzen. Damals sei ihm aber etwas nicht geboten worden, was er gut hätte gebrauchen können. Dieses Angebot stelle nun „Die Muschel“ zur Verfügung – eine Hilfsorganisation der Johanniter für trauernde Kinder und Jugendliche in Lüdenscheid. Für die wurde am Sonntag die Kollekte gehalten – stilecht eingesammelt mit Motorradhelmen.
Zwölfter Motorradgottesdienst in Neuenrade
Josef Brockhagen, Kirchenvorstandsmitglied bei der katholischen Gemeinde, referierte dann über Verkehrsstaus und aufgestaute Probleme im Alltag sowie darüber, „wie oft wir uns in der Liebe verfahren haben“.
Die Hagener Coverband N’Joy begleitete den Gottesdienst mit Songs von ZZ Top, Iggy Pop und Whitesnake.