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Kuh-Yoga, Rudel-Singen und Einsatz bei den Weihnachtsbäumen

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Mit dem Traktoranhänger wurden die Kinder zur Fläche gefahren, wo sie dann ihre Bäumchen einpflanzen durften. Eine Pflock mit Namenschild stellt sicher, dass die Bäume später auch zugeordnet werden können.
Mit dem Traktoranhänger wurden die Kinder zur Fläche gefahren, wo sie dann ihre Bäumchen einpflanzen durften. Ein Pflock mit Namenschild stellt sicher, dass die Bäume später auch zugeordnet werden können. © von der Beck

Der Erstklässler hebt mit Mühe die Pflanzhacke, lässt sie niedersausen und der Boden bricht tatsächlich auf: Mit Assistenz eines Erwachsenen gelingt es Anton Peters dann ein Pflanzloch auszuformen, das Bäumchen einzusetzen und das Erdreich wieder festzudrücken. Das Bäumchen hat durchaus gute Chancen in eine paar Jahren zum Weihnachtsbaum heranzureifen.

Neuenrade – Anton war nicht der einzige, der an diesem Tag Bäumchen pflanzte. Die komplette erste Klasse der Altenaffelner Grundschule war bei Bauer Matthias Müller, bekannt für seine Weihnachtsbäume. Die Kinder waren gut vorbereitet, konnten die Fragen des Bauern beantworten und wussten, dass über Wurzeln dem Baum Wasser und Nährstoffe zugeführt werden und dass sie dem Baum Halt geben.

2030 sollen die gepflanzten Bäumchen dann geerntet werden. Bis dahin können die Kinder nebst Eltern und Freunde immer wieder ihre Bäume besuchten. Damit sie die auch wiederfinden, hat jedes Kind ein Namenschildchen auf einem Pfahl, der neben der Baumreihe angebracht wurde. Fünf Bäumchen durfte jedes Kind einpflanzen.

Die Aktion mit den Kindern war vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband organisiert worden und war gleichzeitig Auftaktveranstaltung zur Aktion „Speed-Dating mit der Landwirtschaft.“ Das ist eine Idee des Öffentlichkeitsausschusses im Landwirtschftlichen Kreisverband. Ziel ist es mit einer Reihe von Aktionen mit der Bevölkerung wieder in Kontakt zu kommen. Basis war eine Marktforschungsstudie aus dem Jahr 2020, die offenbarte, dass städtische Gesellschaft und Landwirtschaft offenbar in zwei Blasen leben und Vorstellungen voneinander haben, die kaum noch zusammenpassen. „Zukunfts-Bauer“ heißt die Initiative, die das ändern will. Sie soll den Nährboden für Missverständnisse austrocknen, erläuterte die Ausschusvorsitzende Dr. Christina Große-Frericks. „Viele Leute glauben laut Studie, dass Bauern rückständig sind, keine Computer besitzen und kein Büro haben.“ 30 Jahre alte Bilder würden vorherrschen in der Gesellschaft. Umgekehrt müssten auch Bauern ihre Hausaufgaben machen. „Rücksicht macht Wege breit“, formulierte zum Beispiel Sprecherin Barbara Kruse. Auch gelte es die gewaltigen Veränderungen in der Landwirtschaft, die sich aktuell vollziehen würden, zu vermitteln. In der Landwirtschaft gebe es Digitalisierung, modernste Anbaumethoden. Man müsse auch als Landwirt in der Kommunikation besser werden, sagte Landwirt und Kreisverbandsvorsteher Ulrich Brinckmann. Es gelte deutlich zu machen, dass die Landwirtschaft Nahrungsmittelerzeuger sei. Und auch klar machen: Was man hier nicht produziere, das holten die Menschen eben woanders her. Die Veränderungen, von Politik und Verwaltung aufoktruiert, würden ja auch andere Berufsgruppen betreffen.

Die WLV-Vertreter trommeln für ihre kreative Aktion Speed-Dating.
Die WLV-Vertreter trommeln für ihre kreative Aktion Speed-Dating. © von der Beck, Peter

Das Image der Landwirtschaft werde auch schlecht geredet. Tierquäler und Umweltzerstörer seien Vorwürfe, die zum Teil aus der Politik kämen. Es gelte Lösungen zu finden zum Beispiel was das Tierwohl anbelange und wer diese Lösungen auch bezahle. Und überhaupt müssten die Landwirte mehr präsent werden in der Mitte der Gesellschaft. „Mehr Landwirte in die Parlamente,“ sagte er. Barbara Kruse wies auch auf weitere unschöne Entwicklungen in der Gesellschaft hin. „Bauernkinder werden gehänselt in der Schule,“ wusste sie zu berichten.

Zumindest mehr gegenseitiges Verständnis wecken, mit der Bevölkerung „auf Augenhöhe“, mehr in Kontakt kommen wollen die heimischen Landwirte mit der Aktion Speed-Dating. Amüsante Veranstaltungen haben sie dafür geplant, und immer neue kommen hinzu: Da gibt es einen 28. April einen Wildkräuterspanziergang in Lüdenscheid; Im Mai Vater-Kind-Zelten auf Hof Spelsberg in Großendrescheid, Hochbeet bauen in Plettenberg, Yoga neben der Kuhweide in Menden; Traktorfahrten, Kartoffelfeste, Rudelsingen in Altena und mehr. Höhepunkt soll ein Speed-Dating auf dem Halveraner Herbst im September sein. Dort spricht vor Publikum Lokalprominenz mit Junglandwirten. Mehr infos gibts unter wlv.de/speed-dating.

Mitglieder im WLV Kreisverband Märkischer Kreis sind 1140 Bauernfamilien (220 Bauernhöfe im Haupterwerb), die in acht Ortsverbände gegliedert sind. Sie bewirtschaften 27400 Hektar, was in etwas 38000 Fußballplätzen entspricht. Auch 52600 Hektar Waldfläche kommen hinzu. Kreisweit gibt es 35000 Schweine, 30000 Rinder und 75000 Geflügeltiere auf den diversen Bauernhöfen. Im Bereich Balve, Neuenrade, Werdohl gibt es nach Angaben des WLV 60 Nebenerwerbsbetriebe und 50 Haupterwerbsbetriebe.

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