Er rechnet vor, dass mit 17 Millionen Kilowattstunden nach heutigen Energiepreisen für rund sechs Millionen Euro Erdgas gespart werden könnte. „Die ansonsten eben weiter an Wladimir Putin gezahlt werden müssten“, so Nitzschke. Insgesamt senke der Windstrom die Strompreise, meint er: „Sobald der Wind in Deutschland weht, wird der Strom nachweislich günstiger, während im Atomland Frankreich die Preise weiter steigen.“
Der Dauerbetrieb der Windkraftanlagen war zuletzt nur in den Wintermonaten möglich. Zunächst musste der Betreiber bei Artenschutzgutachten nachbessern. Insbesondere ging es um das Vorkommen von Rotmilanen und Schwarzstörchen innerhalb der rechtlich relevanten Zone um die Windenergieanlagen. Da war das Gutachten wohl auch nach Auffassung des zuständigen Gerichtes nicht eindeutig genug. Von methodischen Mängeln war die Rede. SL Naturenergie musste hier nachbessern. Das hatte man getan und zwischenzeitlich die Betriebsgenehmigung für die Wintermonate und die Nachtzeiten erwirkt. Im Frühsommer und im Sommer mussten die Räder aber tagsüber stillstehen, da Rotmilane Zugvögel sind und theoretisch aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt wären. Allerdings sei das Vorkommen der Rotmilane rund um den Kohlberg höchst selten – das hat die Genehmigungsbehörde und ihre Fachabteilungen jetzt festgestellt. Auch gehöre die bezeichnete Gegend nicht zum typischen Nahrungsgefilde dieser Vogelart. Ein Rotmilannest konnte man dem Gutachten zufolge auch nicht innerhalb des relevanten Radius finden. Das nächste bekannte Schwarzstorchennest liegt demnach nicht im relevanten Einzugsbereich.
Opponiert gegen die Errichtung der Windenergieanlagen auf dem Kohlberg hat die Bürgerinitiative „Rettet den Kohlberg“, die mit Hilfe der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt gegen das Vorhaben geklagt hat. Die Gegner um den Vorsitzenden Frank Hoffmann brachten artenschutzrechtliche Argumente vor, sahen durch die Windräder aber auch den Erholungscharakter des Kohlbergs beeinträchtigt und befürchteten auch Gefahren für die trinkwasserführende Springer Quelle. Weitere Kritikpunkte waren vermeintliche Beeinträchtigungen durch Infraschall oder Betriebslärm.
Am Ende blieb der Artenschutz als wesentliches Kriterium übrig. Nachdem man sich im Vorfeld durchaus Hoffnungen gemacht hatte, die Windenergieanlagen verhindern zu können, so sieht man inzwischen geringere Erfolgsaussichten bei der noch anstehenden Hauptverhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster. Unter bestimmten Umständen könne möglicherweise noch die 1000-Meter-Abstandsregelung zum Zuge kommen – dann lägen vier Anlagen zu nahe an Siedlungen, sagte Frank Hoffmann an anderer Stelle. Die neue Landesregierung hat bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben, diese Abstandsregelung kippen zu wollen.
Am Freitag war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme vom Vorstand der Initiative „Rettet den Kohlberg“ zu bekommen. Vorsitzender Frank Hoffmann war nicht erreichbar. Der stellvertretende Vorsitzende Wilfried Bracht wollte an seinem Vorsitzenden vorbei keine Stellungnahme abgeben.
Sollte die Gerichtsverhandlung zugunsten der SL Naturenergie ausgehen, soll es nach deren bisherigen Angaben ein Beteiligungsprojekt für Bürger geben. Investitionen könnten dann auch mit relativ geringen Beträgen möglich sein. Auch bei der Stadt Neuenrade würde man sich freuen, falls die Anlagen dauerhaft genehmigt werden. Aus der Verpachtung der Grundstücke würden immerhin 120 000 Euro pro Jahr in die Stadtkasse fließen.
Nicht alle Neuenrader freuen sich über die Anlagen: Ein Anwohner bei Berentrop schimpfte am Freitag massiv über Windenergie-Anlagen generell und besonders über jene auf dem Kohlberg: „Je nachdem wie der Wind steht, ist es zu laut. Die Dinger machen Lärm.“