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Alles – nur nicht die Wahrheit

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Helmut Zierl und Karin Boyd in einer Szene aus Die Wahrheit. ▪ Foto Riedl
Helmut Zierl und Karin Boyd in einer Szene aus Die Wahrheit. ▪ Foto Riedl

NEUENRADE ▪ Schon der Titel „Die Wahrheit“ ließ erahnen, dass die Konzertdirektion Landgraf mit der Inszenierung der Komödie von Florian Zeller zum genauen Gegenteil „verdonnert“ war. Und somit wurde am Samstagabend auf der Bühne im Kaisergarten reichlich gelogen – bis sich die Balken bogen.

Die erste Kulturveranstaltung in diesem Jahr nahm die mehr als 400 Besucher mit in die Stadt der Liebe – der Heimat der Eheleute Michel und Laurence sowie Paul und Alice, die es – jeder für sich – mit der Wahrheit nicht ganz so genau nahmen.

Fallen wurden gestellt, die die Protagonisten (unter ihnen Helmut Zierl als Lügenbaron Michel) mit gekonntem Glück umgingen, um dann doch zielsicher hineinzutreten. In scheinbar ausweglosen Situationen halfen stets gerne kreative Unwahrheiten weiter. Sie öffneten dem stark in Bedrängnis Geratenen ein Hintertürchen, um dem Lügenwirrwarr – für kurze Zeit – unbemerkt zu entkommen. Das verzwickte Liebesleben der Ehepaare unterhielt mit Doppelmoral par excellence. So entrüstete sich Michel vor seiner Geliebten Alice über die fehlende Ethik der Menschen im Umgang miteinander. Ein schlechtes Gewissen wegen Ehebruchs verspürte der Schwerenöter allerdings kaum. „Das ist etwas völlig anderes.“ Schuldgefühle hielt er indes für unnötig und überflüssig. Dennoch besitze er ein Herz. „Ich habe Herzrhythmusstörungen. Das beweist, dass ich ein Herz habe“, beteuerte er überzeugend, während Alice die heimlichen Tête-à-Tête ihrem Paul beichten wollte. „Du belügst ihn doch nicht. Du sagst ihm nur nicht die Wahrheit“– und so hatte Michel die perfekte moralische Lösung parat.

Doch die scheinbar so harmlosen, ahnungslosen Ehepartner schöpften Verdacht. Lüge um Lüge stapelte ein immer verzwickteres Beziehungskartenhaus in die Höhe – bereichert durch Partner, die des Bluffs ebenso mächtig waren. Verbotene Handlungen sollten vertuscht und Vorteile erhascht werden.

Das Savoir-vivre wurde neu erfunden und unterhielt das Neuenrader Publikum bestens, das sich mit reichlich Applaus für den heiteren, temporeichen und wortgewandten Abend bei den Darstellern bedankte.

Von Susanne Riedl

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