Dort sind noch Handwerker mit letzten Arbeiten an Schränken und Elektroinstallationen befasst. Eine Mitarbeiterin des MVZ dirigiert die mit Kartons beladenen Umzugshelfer und trägt selbst noch einen: „Das kommt ins Labor.“ Der neue Standort ist hell und freundlich, die Eingangstür ist mit einem Sensor versehen und geht von alleine auf. Die Warte- und Empfangsbereiche sind großzügig angelegt. Hinterm Tresen, an dem schon Bildschirme stehen, finden mehrere Mitarbeiter bequem Platz. Der Trakt zur Straße hin besteht aus mehreren Behandlungsräumen.
Insgesamt verfügt die barrierefreie MVZ-Praxis über 240 Quadratmetern und Platz für vier Vollzeitmediziner. Die Praxis befindet sich im mittleren der drei Wallkarregebäude. Über der Praxis haben Hebammen ihre Räume.
Am alten Standort herrscht derweil umzugstypisches Chaos: An einer Wand ist einen guten Meter hoch medizinische Literatur gestapelt – auch die Bücher müssen sicher mit. All das Equipment der Praxis an der Zweiten Straße wird vom MVZ-Team in Umzugskartons verpackt, Auch Müllsäcke sind schon wohlgefüllt und die große, grüne Pflanze muss auch noch mit.
All das ist sicher kein einfacher Moment für Arzt Michael Beringhoff, der sich die Praxis im zweiten Stock an der Zweiten Straße über viele Jahre aufgebaut hatte und später als Keimzelle des MVZ zur Verfügung stellte und den Leitungsposten übernahm.
Der neue Standort bietet unabhängig von der neuen technischen Infrastruktur noch die schnelle Erreichbarkeit, zudem ist die Parksituation besser. MVZ-Leiter Michael Beringhoff verwies bereits früher darauf, dass es am neuen Standort nicht so beengt sei und es logistische Verbesserungen geben werde. Andere Abläufe seien möglich, die Situation für Patienten entzerre sich.
Der Wirtschaftsplan 2022 für das MVZ kalkuliert mit einem Umsatz in Höhe von rund 630 000 Euro. Mit weiter steigenden Patientenzahlen wird gerechnet. Doch auch die Kosten steigen. Mit dem Umzug ins Wallkarree sind höhere Raumkosten fällig. Der Personalaufwand liegt bei rund 540 000 Euro. Hinzu kommen Raumkosten, Versicherungen, Bürobedarf, Beraterhonorare und was sonst noch anfällt. Das MVZ ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt und eine Anstalt öffentlichen Rechts ähnlich wie beispielsweise Stadtwerke. Es wird über den nach Parteienproporz besetzten Verwaltungsrat politisch kontrolliert.
Mit dem MVZ stemmt sich Neuenrade gegen den Ärztemangel. Mit diesem Leuchtturmprojekt, ein Medizinisches Versorgungszentrum in kommunaler Hand, setzt Neuenrade ein Zeichen. Man will durch familienfreundliche Arbeitszeiten und sichere Arbeitsplätze vor allem Medizinern, welche die Selbstständigkeit und ihre Risiken scheuen, auf eine ausgeglichenen Work-Life-Balance achten, eine Perspektive bieten.
Ab Montag, 25. April steht das Team des Medizinischen Versorgungszentrums in den neuen Praxisräumen „Wall Karree“ – Hinterm Wall 7 den Patienten wieder zur Verfügung. Es gibt aber neue Sprechzeiten: Montags, dienstags und donnerstags jeweils von 8 bis 17 Uhr, mittwochs und freitags von 8 bis 14 Uhr. Auch Termine nach Vereinbarung sind möglich.