Wilken selbst war dabei ein Kind seiner Zeit und mit dem damaligen intellektuellen Hintergrund ausgestattet. So sei er von Aberglauben nicht frei gewesen, glaubte durchaus an das unmittelbare Wirken des Teufels, und dass Menschen mit ihm zusammenarbeiteten. Davon ist zumindest Professor Heinrich Stievermann überzeugt, der dazu im Märker von 2015 über das Wirken von Wilken geschrieben hatte.
Allerdings sei Wilken auch ein zutiefst sozialer Mensch mit Einfühlungsvermögen gewesen: Auf die soziale Situation der Frauen müsse man achten und den angeklagten Menschen Zuwendung geben, statt auf Denunziation gerichtliche Verfolgung und Folter angedeihen zu lassen.
Eine Erklärung für den Hexenverfolgungswahn in diesen wirren Zeiten liefert Kuhlo-Schöneberg auf Nachfrage: Hexenjäger wurden pro Verurteilung bezahlt. Es gab also ein finanzielles Interesse. Auch hätten Menschen in dieser Zeit der Missernten (Kleine Eiszeit) und des Kriegs „Schuldige gefunden“. Mechanismen, die man in erweitertem Sinne auch aus späterer Zeit kenne, sagte der Pfarrer auch mit Blick auf Schuldzuweisungen im Rahmen von Corona.
Die Feierlichkeiten beginnen Sonntag um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst, bei dem Pfarrer Dr. Köber von der Theologischen Fakultät Hermannstadt predigt. Um 11.30 Uhr ist Empfang im Kaisergarten mit diversen Grußworten; für 12 Uhr ist ein Mittagessen geplant. Um 13 Uhr beginnt dann ein Festvortrag zur Wilkenschen Kirchenordnung. Dann folgt Musik und anschließend der Vortrag von Pfarrer Dieter Kuhlo Schöneberg, der das Ganze mit „Geistige Freiheit und Hexenwahn“ überschrieben hat.
Dabei ist Kaffeetrinken. Um 15 Uhr können die Teilnehmer dann an einem Spaziergang auf dem Geschichtspfad mit Kirchenführung teilnehmen. Abschließend gibt es neben der Kirche einen Sanctusgesang vom Werdohler Kirchenchor in der Gertrudengasse.