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E-Fuel: Prestigeprojekt in Chile

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Von: Peter von der Beck

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Geschafft: Das Prestige-Projekt, welches Sarah Schniewindt mit ihrer Mannschaft bewältigt hat, ist sauber in Containern verpackt.
Geschafft: Das Prestige-Projekt, welches Sarah Schniewindt mit ihrer Mannschaft bewältigt hat, ist sauber in Containern verpackt. Der Erhitzer wird in Hamburg auf ein Schiff verladen und nach Chile transportiert. Dort wird es Teil der Großanlage zur E-Fuel-Produktion. © Peter von der Beck

Neuenrade – Es ist die weltweit erste Großanlage zur Herstellung des klimaneutralen Kraftstoffs E-Fuel. „Haru Oni“ – „Starker Wind“ heißt das Projekt des renommierten deutschen Konzern-Betriebes Siemens Energy, das in Kooperation mit Porsche und vom Wirtschaftsministerium mit rund acht Millionen Euro gefördert ist und jetzt in Chile realisiert wird. Mit im Boot ist das Neuenrader Unternehmen Schniewindt mit seinem Erhitzer, der Teil der Anlage ist.


Mit im Boot: Das passt in diesem Fall, denn Siemens hat eigens ein Frachtschiff für den Transport der komplexen Anlage gemietet. Am Montag wurden auch die Komponenten des Schniewindt-Erhitzers – eine komplexe Verdampferanlage – von Neuenrade aus in den Hamburger Hafen zum Frachtschiff geschickt.

Komplexe Verdamper-Anlage

Etwas wehmütig schauten die Mitarbeiter hinter dem wegfahrenden Sattelschlepper her, schließlich hatten sie sehr viel Zeit und Arbeit in die Anlage investiert. Dabei handelt es sich um eine komplexe Verdampfer-Anlage inklusive einer entsprechenden Regelung. Neben den Erhitzern, ausgelegt auf 850 Kilowatt, und den passenden Steuerungen liefert Schniewindt viele zusätzliche Komponenten. Die wurden in zwei Containern mit einen Gesamtmaß von sechs mal fünf mal drei Metern verbaut.

Hoher Termindruck

In der Anlage findet ein komplexer Prozess zum Filtern und zur weiteren Vor- und Aufbereitung von CO2 statt. Gut die halbe Belegschaft habe eine Entwicklungs-, Bau- und Montagezeit von rund sechs Monaten hinter sich, sagt Schniewindt. „Trotz des hohen Termindrucks hat es Spaß gemacht, so eine komplexe Anlage auszulegen und zu bauen. Wir haben tolle Unterstützung von unseren Lieferanten erhalten, die trotz der derzeitigen Materialengpässe dieses Projekt mit nach vorne getrieben haben“, sagt der Projektleiter.

Tolles Engagement der Belegschaft

Auch Chefin Dr. Sarah Schniewindt lobt die Leistung von Belegschaft und Lieferanten. „Das alles ist auch der Dynamik unseres Teams zu verdanken. Die Mitarbeiter haben sogar Nächte und Wochenenden durchgearbeitet, um das Projekt zu realisieren. Es war schon ein wahnsinniger Druck.“ Um welche Dimensionen es bei diesem gewaltigen Vorzeigeprojekt letztlich geht, zeigen die Zahlen: „Schon in diesem Jahr soll die Pilotanlage 130 000 Liter E-Fuel erzeugen. Bis 2024 soll die Menge auf 55 Millionen Liter steigen und für 2026 ist eine Produktion von 550 Millionen Litern geplant,“ heißt es in der Mitteilung von Schniewindt.

Siemens und Porsche

Dr. Sarah Schniewindt. Chefin der GmbH, sagte, dass man durchaus kritisch über das Projekt diskutiert habe. Aber bei Siemens jedenfalls habe man ganz klar gesehen, dass der Verkehr in Deutschland derzeit wohl nur zu zehn Prozent elektrifiziert werden könne. Die Netzinfrastruktur sei noch gar nicht so weit. Bei Porsche sieht man abgesehen von der klimaneutralen Komponente, dass E-Fuels in Verbrennern und Hybriden einsetzbar seien. Außerdem könne die vorhandene Infrastruktur – das Tankstellennetz – genutzt werden, verweist man auf Aussagen des Porsche-Geschäftsführers Oliver Blume im „futurefuels-blog“.

Hoffen auf Nachfolgegeschäft

Es ist schon ein Prestigeprojekt für Schniewindt – und mit ein bisschen Glück, entwickelt sich daraus noch ein schönes Nachfolgegeschäft, wenn die Vorzeigeanlage in Chile gut funktioniert („Es gibt immer Risiken“) und weitere Projekte im E-Fuel-Business aufgelegt werden. „Wenn noch mehr Anlagen produziert werden, hoffen wir, dass wir dann dabei sind.“ Aber man freue sich auch, dass man seinen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten könne.

Schniewindt ist gut im Geschäft

Und überhaupt: Es läuft gut für Schniewindt als Hersteller von elektrischen Anlagen und Komponenten. Derzeit gebe es reichlich Anfragen aus dem europäischen Ausland: Estland, Polen, Schweden oder Schweiz. Die Nachfrage nach elektrischer Beheizung sei hier stark wachsend. Dort werde eben überall auf elektrische Heizung umgerüstet, weil es wohl günstiger sei, Prozesswärme elektrisch herzustellen. Was sie wundert: Aus Deutschland komme da nichts. Dabei kämen durch die Kohlendioxidbepreisung eklatante Kosten auf Unternehmen zu.

Mitarbeiter gesucht

In Sachen regenerativer Energien ist Schiewindt gut unterwegs. Für Windkraftanlagen, die über Getriebe betrieben werden, liefere man Komponenten, um das Getriebeöl auf Temperatur zu halten. Und wo „die Regenerativen“ es nicht schaffen, wird Schniewindt-Technologie bei Gas- und Turbinenkraftwerken eingesetzt. Die kommen dann zum Zuge, wenn regenerative Anlagen den Bedarf nicht bedienen könnten. Bedient wird aber auch die Lebensmittelindustrie, wo auch viel Wärme benötigt werde.

Schniewindt hat reichlich Fachkräfte eingestellt und man sucht noch weitere Verstärkung – von kaufmännischen bis hin zu technischen Fachkräften (Elektriker Steuerungsbau). Gerne nimmt man weitere Auszubildende an oder junge leute, die Interesse an einem Verbundstudium Elektrotechnik haben.

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