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Stars im gelben Taxi kommen erst spät in Fahrt

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Von: Michael Koll

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Ingolf Lück und Anja Kruse benötigten in der Komödie „Brauchen Sie ‘ne Quittung?“ nur ein altes gelbes Taxi. Das Stück kam aber erst im zweiten Teil auf Touren.
Ingolf Lück und Anja Kruse benötigten in der Komödie „Brauchen Sie ‘ne Quittung?“ nur ein altes gelbes Taxi. Das Stück kam aber erst im zweiten Teil auf Touren. © Koll

Am Ende pfiff und johlte das Publikum. Doch die eher schwache Komödie „Brauchen Sie ‘ne Quittung?“ mit Anja Kruse und Ingolf Lück brauchte am Samstag auf der Bühne des Hotels Kaisergarten einige Zeit, bis sie in der zweiten Hälfte doch noch Fahrt aufnahm.

Neuenrade – Das Zwei-Personen-Stück von René Heinersdorff bietet als Bühnenkulisse lediglich ein Requisit – ein leuchtend-gelbes Taxi, welches die beiden Akteure herumdrehen können, so dass mal die Front und mal die Rückansicht des Fahrzeugs zu sehen ist.

In und um das Auto spielt sich alles ab, was die beiden Protagonisten in der Geschichte erleben. Polly Hunter (die 66-jährige Anja Kruse) ist „eine abgehalfterte Schlagertussi“. Sebastian Küppers (der 64-jährige Ingolf Lück) ist ihr Fahrer. Sie hingegen nennt ihn bloß „eine verkrachte Existenz“.

Die beiden helfen einander – stets leugnend, überhaupt der Hilfe zu bedürfen. In jeweils grenzenloser Selbstüberschätzung gelingt ihnen dennoch der Aufstieg zu Stars. Mit altbackenem Barjazz, wie ihn dereinst Max Greger in den 70er-Jahren in den Wohnzimmern der Republik aus den Boxen dudeln ließ, erleben sie ihren zweiten Frühling. Und am Ende sind sie einander dankbar, ohne das so recht zugeben zu können.

Alles beginnt damit, dass er ihr einen Bericht über ihr Alter Ego Polly Hunter aus der Klatschpresse vorliest. „Steht da auch irgendwas Positives über mich?“, fragt sie entsetzt. „Ja, dass Sie eine Katze haben“, entgegen er trocken.

Allmählich öffnet sie ihm trotz seiner vermeintlichen Gefühlskälte das Herz, erzählt ihm von ihrer gescheiterten Ehe: „Wir waren 32 Monate zusammen, 14 davon glücklich.“ Er will wissen: „14 Monate?“ Sie korrigiert ihn: „Nein, Tage.“

Er überrumpelt sie alsbald mit seinen musikalischen Ambitionen. Sie hat mit dieser Welt eigentlich längst abgeschlossen, lässt sich dann aber doch achselzuckend auf ihn und sein mehr als passables Saxofonspiel ein – auch wenn sie es stets „Gequäke“ nennen wird.

Sie schreiben – als Frauke Jäger und Jeremy Cooper – Songs, mal melancholisch, mal augenzwinkernd leicht. In die Texte fließen beim Gastspiel im Kaisergarten Begriffe ein wie „Gertrüdchen“, „Werdohl“ und „Balver Höhle“. Das zeichnet Kruse und Lück als Vollprofis aus – da sind sie ganz anders als ihre Charaktere, denen das Glück letztlich in den Schoß fällt, ohne dass sie so recht wissen, womit sie das eigentlich verdient haben.

Aus dem Publikum sind in der Pause noch Sätze zu hören wie: „Das habe ich mir anders vorgestellt“ oder „Davon habe ich aber mehr erwartet“. Allerdings halten die Zuschauer durch – und werden mit einem recht vergnüglichen zweiten Teil belohnt.

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